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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

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selbst Märtyrer für Amorn, hat ferner nie das
Entzücken der Liebe, den höchsten Vorwurf viel-
leicht für alle bildende Kunst, mit so tiefem See-
lenklang und heitrer Phantasie zugleich, ausge-
drückt, als der bey seinen Lebenstagen unberühm-
te hohe Lombard, Ariosts Nachbar, in seiner
Jo; wenn ihm auch die antike kleine Leda,
mit der im Stehen sich Zevs als Schwan be-
gattet (welche trefliche wollüstige Gruppe ihr
zum Zeichen eurer freyen Denkungsart öffentlich
gerade vor dem Eingange der Markusbibliothek
aufstelltet) Anlaß zur ersten Idee davon gegeben
haben sollte.

Das dritte und Hauptgemählde von Ra-
phael zu Perugia ist in dem Nonnenkloster zu
Monte Luce, welches er drey Jahre vor seinem
Tode vollendete. Ein Altarblatt, die Figur völ-
lig in Lebensgröße.

Es stellt wie das erste vor die Himmelfahrt
und Krönung der Mutter Gottes; aber alle

Spur

ſelbſt Maͤrtyrer fuͤr Amorn, hat ferner nie das
Entzuͤcken der Liebe, den hoͤchſten Vorwurf viel-
leicht fuͤr alle bildende Kunſt, mit ſo tiefem See-
lenklang und heitrer Phantaſie zugleich, ausge-
druͤckt, als der bey ſeinen Lebenstagen unberuͤhm-
te hohe Lombard, Arioſts Nachbar, in ſeiner
Jo; wenn ihm auch die antike kleine Leda,
mit der im Stehen ſich Zevs als Schwan be-
gattet (welche trefliche wolluͤſtige Gruppe ihr
zum Zeichen eurer freyen Denkungsart oͤffentlich
gerade vor dem Eingange der Markusbibliothek
aufſtelltet) Anlaß zur erſten Idee davon gegeben
haben ſollte.

Das dritte und Hauptgemaͤhlde von Ra-
phael zu Perugia iſt in dem Nonnenkloſter zu
Monte Luce, welches er drey Jahre vor ſeinem
Tode vollendete. Ein Altarblatt, die Figur voͤl-
lig in Lebensgroͤße.

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und Kroͤnung der Mutter Gottes; aber alle

Spur
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[266/0274] ſelbſt Maͤrtyrer fuͤr Amorn, hat ferner nie das Entzuͤcken der Liebe, den hoͤchſten Vorwurf viel- leicht fuͤr alle bildende Kunſt, mit ſo tiefem See- lenklang und heitrer Phantaſie zugleich, ausge- druͤckt, als der bey ſeinen Lebenstagen unberuͤhm- te hohe Lombard, Arioſts Nachbar, in ſeiner Jo; wenn ihm auch die antike kleine Leda, mit der im Stehen ſich Zevs als Schwan be- gattet (welche trefliche wolluͤſtige Gruppe ihr zum Zeichen eurer freyen Denkungsart oͤffentlich gerade vor dem Eingange der Markusbibliothek aufſtelltet) Anlaß zur erſten Idee davon gegeben haben ſollte. Das dritte und Hauptgemaͤhlde von Ra- phael zu Perugia iſt in dem Nonnenkloſter zu Monte Luce, welches er drey Jahre vor ſeinem Tode vollendete. Ein Altarblatt, die Figur voͤl- lig in Lebensgroͤße. Es ſtellt wie das erſte vor die Himmelfahrt und Kroͤnung der Mutter Gottes; aber alle Spur

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Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/274>, abgerufen am 22.11.2024.