unter dem Mantel, wie mit Geräth, zur Thür in einem Nebenzimmer herein, und winkte das verabredete Zeichen. Bianca rief alsdenn mit Hand und Mund zum Herzoge, der mit dem Kopf in Armen am Fenster stand: "geht, geht, o Theurester! o weh! ich fühle mich in der Entbindung."
Er ging freudig fort mit den eifrigsten Wünschen.
Der Komödie wurde bald ein Ende gemacht. Die Alte that das Kind heraus, nachdem sie das Uebrige der Scene täuschend zubereitet und die Gebährerin laut genug geächzt hatte, zog ihm das Wachs aus dem Munde, und dieß fing an zu schreyen. Sie eilte zum eingebildeten Pa- pa, und zeigte und frohlockte: "Euch ist ein Lö- we, ein Löwe gebohren, ganz euer Gepräge! O seh eure Hoheit das derbe gewundne Ge- mächtchen, wie es den Heldensaamen ver- kündigt!"
Ich
unter dem Mantel, wie mit Geraͤth, zur Thuͤr in einem Nebenzimmer herein, und winkte das verabredete Zeichen. Bianca rief alsdenn mit Hand und Mund zum Herzoge, der mit dem Kopf in Armen am Fenſter ſtand: „geht, geht, o Theureſter! o weh! ich fuͤhle mich in der Entbindung.“
Er ging freudig fort mit den eifrigſten Wuͤnſchen.
Der Komoͤdie wurde bald ein Ende gemacht. Die Alte that das Kind heraus, nachdem ſie das Uebrige der Scene taͤuſchend zubereitet und die Gebaͤhrerin laut genug geaͤchzt hatte, zog ihm das Wachs aus dem Munde, und dieß fing an zu ſchreyen. Sie eilte zum eingebildeten Pa- pa, und zeigte und frohlockte: „Euch iſt ein Loͤ- we, ein Loͤwe gebohren, ganz euer Gepraͤge! O ſeh eure Hoheit das derbe gewundne Ge- maͤchtchen, wie es den Heldenſaamen ver- kuͤndigt!“
Ich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0300"n="292"/>
unter dem Mantel, wie mit Geraͤth, zur Thuͤr<lb/>
in einem Nebenzimmer herein, und winkte das<lb/>
verabredete Zeichen. Bianca rief alsdenn mit<lb/>
Hand und Mund zum Herzoge, der mit dem<lb/>
Kopf in Armen am Fenſter ſtand: „geht, geht,<lb/>
o Theureſter! o weh! ich fuͤhle mich in der<lb/>
Entbindung.“</p><lb/><p>Er ging freudig fort mit den eifrigſten<lb/>
Wuͤnſchen.</p><lb/><p>Der Komoͤdie wurde bald ein Ende gemacht.<lb/>
Die Alte that das Kind heraus, nachdem ſie<lb/>
das Uebrige der Scene taͤuſchend zubereitet und<lb/>
die Gebaͤhrerin laut genug geaͤchzt hatte, zog<lb/>
ihm das Wachs aus dem Munde, und dieß fing<lb/>
an zu ſchreyen. Sie eilte zum eingebildeten Pa-<lb/>
pa, und zeigte und frohlockte: „Euch iſt ein Loͤ-<lb/>
we, ein Loͤwe gebohren, ganz euer Gepraͤge!<lb/>
O ſeh eure Hoheit das derbe gewundne Ge-<lb/>
maͤchtchen, wie es den Heldenſaamen ver-<lb/>
kuͤndigt!“</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Ich</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[292/0300]
unter dem Mantel, wie mit Geraͤth, zur Thuͤr
in einem Nebenzimmer herein, und winkte das
verabredete Zeichen. Bianca rief alsdenn mit
Hand und Mund zum Herzoge, der mit dem
Kopf in Armen am Fenſter ſtand: „geht, geht,
o Theureſter! o weh! ich fuͤhle mich in der
Entbindung.“
Er ging freudig fort mit den eifrigſten
Wuͤnſchen.
Der Komoͤdie wurde bald ein Ende gemacht.
Die Alte that das Kind heraus, nachdem ſie
das Uebrige der Scene taͤuſchend zubereitet und
die Gebaͤhrerin laut genug geaͤchzt hatte, zog
ihm das Wachs aus dem Munde, und dieß fing
an zu ſchreyen. Sie eilte zum eingebildeten Pa-
pa, und zeigte und frohlockte: „Euch iſt ein Loͤ-
we, ein Loͤwe gebohren, ganz euer Gepraͤge!
O ſeh eure Hoheit das derbe gewundne Ge-
maͤchtchen, wie es den Heldenſaamen ver-
kuͤndigt!“
Ich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/300>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.