Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

menischen See, besonders am Aufidus, packt
er überall mit seinem tapfer gebildeten Haufen
so gewandt seinen starken ungelenken Gegner,
und wirft ihn zu Boden, und schlägt ihm Zahn
und Nase und Ohren und Backen in einen bluti-
gen Brey zusammen. Er verstand die Kunst zu
siegen, wie keiner; behandelte Armeen von hun-
derttausenden vor und mitten und nach der
Schlacht wie einen einzelnen Mann, an jedem
Fleck, bey jeder Schwäche voll Vorsicht, Be-
wegsamkeit, Muth und Schlauheit, und Ge-
genwart der Seele: bis auf so einfache Grund-
sätze hatte er das weitläuftige Kriegshandwerk
von der ersten Jugend an gebracht. Halbgötter
erkennt man erst recht bey wichtigen Zeit-
punkten.

Welche Reihe Thaten nach einander! Was
sind Millionen Menschen gegen diesen einen, die
ihr Leben lang nicht eine einzige solche Stunde
haben! Ein Heldengedicht möcht ich singen über

ihn

meniſchen See, beſonders am Aufidus, packt
er uͤberall mit ſeinem tapfer gebildeten Haufen
ſo gewandt ſeinen ſtarken ungelenken Gegner,
und wirft ihn zu Boden, und ſchlaͤgt ihm Zahn
und Naſe und Ohren und Backen in einen bluti-
gen Brey zuſammen. Er verſtand die Kunſt zu
ſiegen, wie keiner; behandelte Armeen von hun-
derttauſenden vor und mitten und nach der
Schlacht wie einen einzelnen Mann, an jedem
Fleck, bey jeder Schwaͤche voll Vorſicht, Be-
wegſamkeit, Muth und Schlauheit, und Ge-
genwart der Seele: bis auf ſo einfache Grund-
ſaͤtze hatte er das weitlaͤuftige Kriegshandwerk
von der erſten Jugend an gebracht. Halbgoͤtter
erkennt man erſt recht bey wichtigen Zeit-
punkten.

Welche Reihe Thaten nach einander! Was
ſind Millionen Menſchen gegen dieſen einen, die
ihr Leben lang nicht eine einzige ſolche Stunde
haben! Ein Heldengedicht moͤcht ich ſingen uͤber

ihn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0306" n="298"/><hi rendition="#fr">meni&#x017F;chen See</hi>, be&#x017F;onders am <hi rendition="#fr">Aufidus</hi>, packt<lb/>
er u&#x0364;berall mit &#x017F;einem tapfer gebildeten Haufen<lb/>
&#x017F;o gewandt &#x017F;einen &#x017F;tarken ungelenken Gegner,<lb/>
und wirft ihn zu Boden, und &#x017F;chla&#x0364;gt ihm Zahn<lb/>
und Na&#x017F;e und Ohren und Backen in einen bluti-<lb/>
gen Brey zu&#x017F;ammen. Er ver&#x017F;tand die Kun&#x017F;t zu<lb/>
&#x017F;iegen, wie keiner; behandelte Armeen von hun-<lb/>
derttau&#x017F;enden vor und mitten und nach der<lb/>
Schlacht wie einen einzelnen Mann, an jedem<lb/>
Fleck, bey jeder Schwa&#x0364;che voll Vor&#x017F;icht, Be-<lb/>
weg&#x017F;amkeit, Muth und Schlauheit, und Ge-<lb/>
genwart der Seele: bis auf &#x017F;o einfache Grund-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;tze hatte er das weitla&#x0364;uftige Kriegshandwerk<lb/>
von der er&#x017F;ten Jugend an gebracht. Halbgo&#x0364;tter<lb/>
erkennt man er&#x017F;t recht bey wichtigen Zeit-<lb/>
punkten.</p><lb/>
          <p>Welche Reihe Thaten nach einander! Was<lb/>
&#x017F;ind Millionen Men&#x017F;chen gegen die&#x017F;en einen, die<lb/>
ihr Leben lang nicht eine einzige &#x017F;olche Stunde<lb/>
haben! Ein Heldengedicht mo&#x0364;cht ich &#x017F;ingen u&#x0364;ber<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ihn</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[298/0306] meniſchen See, beſonders am Aufidus, packt er uͤberall mit ſeinem tapfer gebildeten Haufen ſo gewandt ſeinen ſtarken ungelenken Gegner, und wirft ihn zu Boden, und ſchlaͤgt ihm Zahn und Naſe und Ohren und Backen in einen bluti- gen Brey zuſammen. Er verſtand die Kunſt zu ſiegen, wie keiner; behandelte Armeen von hun- derttauſenden vor und mitten und nach der Schlacht wie einen einzelnen Mann, an jedem Fleck, bey jeder Schwaͤche voll Vorſicht, Be- wegſamkeit, Muth und Schlauheit, und Ge- genwart der Seele: bis auf ſo einfache Grund- ſaͤtze hatte er das weitlaͤuftige Kriegshandwerk von der erſten Jugend an gebracht. Halbgoͤtter erkennt man erſt recht bey wichtigen Zeit- punkten. Welche Reihe Thaten nach einander! Was ſind Millionen Menſchen gegen dieſen einen, die ihr Leben lang nicht eine einzige ſolche Stunde haben! Ein Heldengedicht moͤcht ich ſingen uͤber ihn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/306
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/306>, abgerufen am 23.11.2024.