diese Welt ausgesteuert worden ist, und der Lage und Sphäre, wohinein es bey seiner Geburt ge- setzt wurde. Dieß hebt den Menschen über Menschen; und macht einen weit größern Un- terschied zwischen den Graden ihres Genusses, als zum Exempel zwischen den verschiednen Wei- nen und ihrem Geschmack ist, wo man nicht glauben sollte, daß sie alle von derselben Rebe herkämen. So wären die Könige Halbgötter, und Löwen unter Rindern, wenn sie ihre Stelle zu gebrauchen wüßten *)."
"Ein Frauenzimmer ist unklug, das mit einer Gestalt, die gefällt, erwuchs, und Ver- mögen besitzt, wenn es sich das unauflösliche Joch der Ehe aufbinden läßt. Eine Göttin bleibt es, unverheurathet, Herr von sich selbst, und hat die Wahl von jedem wackern Manne,
auf
*)Hieron beym Xenophon spricht darüber anders aus Erfahrung.
dieſe Welt ausgeſteuert worden iſt, und der Lage und Sphaͤre, wohinein es bey ſeiner Geburt ge- ſetzt wurde. Dieß hebt den Menſchen uͤber Menſchen; und macht einen weit groͤßern Un- terſchied zwiſchen den Graden ihres Genuſſes, als zum Exempel zwiſchen den verſchiednen Wei- nen und ihrem Geſchmack iſt, wo man nicht glauben ſollte, daß ſie alle von derſelben Rebe herkaͤmen. So waͤren die Koͤnige Halbgoͤtter, und Loͤwen unter Rindern, wenn ſie ihre Stelle zu gebrauchen wuͤßten *).“
„Ein Frauenzimmer iſt unklug, das mit einer Geſtalt, die gefaͤllt, erwuchs, und Ver- moͤgen beſitzt, wenn es ſich das unaufloͤsliche Joch der Ehe aufbinden laͤßt. Eine Goͤttin bleibt es, unverheurathet, Herr von ſich ſelbſt, und hat die Wahl von jedem wackern Manne,
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*)Hieron beym Xenophon ſpricht daruͤber anders aus Erfahrung.
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[48/0056]
dieſe Welt ausgeſteuert worden iſt, und der Lage
und Sphaͤre, wohinein es bey ſeiner Geburt ge-
ſetzt wurde. Dieß hebt den Menſchen uͤber
Menſchen; und macht einen weit groͤßern Un-
terſchied zwiſchen den Graden ihres Genuſſes,
als zum Exempel zwiſchen den verſchiednen Wei-
nen und ihrem Geſchmack iſt, wo man nicht
glauben ſollte, daß ſie alle von derſelben Rebe
herkaͤmen. So waͤren die Koͤnige Halbgoͤtter,
und Loͤwen unter Rindern, wenn ſie ihre Stelle
zu gebrauchen wuͤßten *).“
„Ein Frauenzimmer iſt unklug, das mit
einer Geſtalt, die gefaͤllt, erwuchs, und Ver-
moͤgen beſitzt, wenn es ſich das unaufloͤsliche
Joch der Ehe aufbinden laͤßt. Eine Goͤttin
bleibt es, unverheurathet, Herr von ſich ſelbſt,
und hat die Wahl von jedem wackern Manne,
auf
*) Hieron beym Xenophon ſpricht daruͤber
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/56>, abgerufen am 16.02.2025.
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