Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Caspar Schröter [i. e. Hellwig, Christoph von]: Allzeitfertiger Hauß-Verwalter. Frankfurt (Main) u. a., 1712.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. VIII. Vom Misten und Graben.
gung/ wovon einig und allein die Vegetabilien ihren
vollkommenen Nahrungs-Safft haben/ welches braune
Wasser offt so häuffig/ nachdem es offt und starck reg-
net/ unnützlich hinweg lauffet/ oder in die Erden sin-
cket/ daß nicht der halbe Theil solcher Essentz im Mist
verbleibt.

Desgleichen/ wann ein jeder wüste und glauben
könte/ was vor ein nutzbares Wesen in dem Men-
schen-Harn oder Urin verborgen/ so würde Er es für
keine unnütze Verschwendung achten/ absonderlich
wann er in seinem Haußwesen viel Leute hat/ daß
er solches Menschen-Wasser nicht täglich zusammen
in ein darzuhingesteltes Geschirr und zu dem Mist-
Wasser schütten lassen solte; dann wer den Urin al-
so unachtsam hinweg schüttet/ dem geschiehet wie
den Kärntnerischen Bauren/ welchen die Venetia-
ner verweisen/ sie werffen einen Stein nach der
Kuh/ welcher doch so viel werth als Muh/ und vier
Füß darzu. Also trincket der Franck den gantzen
Tag Wein/ und zu Nacht schüttet er den per Vesi-
cam distillir
ten zum Fenster hinauß/ der doch in suo
esse,
so viel werth/ als der den er getruncken hat.

Wer aber nicht glauben kan/ daß in gedachten
beyden Materien ein so grosses köstliches Wesen ver-
borgen liege/ der gedencke nur nach wie unter den
alten Viehställen ein kräfftiges Sal nitri wachse/ des-
sen von gleicher Stärcke sonsten in keiner Creatur
gefunden wird. Jtem aus Urin wird durch die
Alchymia das Sal Armoniacum & Alcali gemacht/
welche so gar das beständige Gold zu nichts machen/
das doch weder Feuer noch kein ander Element thun

kan

Cap. VIII. Vom Miſten und Graben.
gung/ wovon einig und allein die Vegetabilien ihren
vollkom̃enen Nahrungs-Safft habẽ/ welches braune
Waſſer offt ſo haͤuffig/ nachdem es offt und ſtarck reg-
net/ unnuͤtzlich hinweg lauffet/ oder in die Erden ſin-
cket/ daß nicht der halbe Theil ſolcher Eſſentz im Miſt
verbleibt.

Desgleichen/ wann ein jeder wuͤſte und glauben
koͤnte/ was vor ein nutzbares Weſen in dem Men-
ſchen-Harn oder Urin verborgen/ ſo wuͤrde Er es fuͤr
keine unnuͤtze Verſchwendung achten/ abſonderlich
wann er in ſeinem Haußweſen viel Leute hat/ daß
er ſolches Menſchen-Waſſer nicht taͤglich zuſammen
in ein darzuhingeſteltes Geſchirr und zu dem Miſt-
Waſſer ſchuͤtten laſſen ſolte; dann wer den Urin al-
ſo unachtſam hinweg ſchuͤttet/ dem geſchiehet wie
den Kaͤrntneriſchen Bauren/ welchen die Venetia-
ner verweiſen/ ſie werffen einen Stein nach der
Kuh/ welcher doch ſo viel werth als Muh/ und vier
Fuͤß darzu. Alſo trincket der Franck den gantzen
Tag Wein/ und zu Nacht ſchuͤttet er den per Veſi-
cam diſtillir
ten zum Fenſter hinauß/ der doch in ſuo
eſſe,
ſo viel werth/ als der den er getruncken hat.

Wer aber nicht glauben kan/ daß in gedachten
beyden Materien ein ſo groſſes koͤſtliches Weſen ver-
borgen liege/ der gedencke nur nach wie unter den
alten Viehſtaͤllen ein kraͤfftiges Sal nitri wachſe/ deſ-
ſen von gleicher Staͤrcke ſonſten in keiner Creatur
gefunden wird. Jtem aus Urin wird durch die
Alchymia das Sal Armoniacum & Alcali gemacht/
welche ſo gar das beſtaͤndige Gold zu nichts machen/
das doch weder Feuer noch kein ander Element thun

kan
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0047" n="31"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Cap. VIII.</hi><hi rendition="#b">Vom Mi&#x017F;ten und Graben.</hi></fw><lb/>
gung/ wovon einig und allein die <hi rendition="#aq">Vegetabilien</hi> ihren<lb/>
vollkom&#x0303;enen Nahrungs-Safft habe&#x0303;/ welches braune<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er offt &#x017F;o ha&#x0364;uffig/ nachdem es offt und &#x017F;tarck reg-<lb/>
net/ unnu&#x0364;tzlich hinweg lauffet/ oder in die Erden &#x017F;in-<lb/>
cket/ daß nicht der halbe Theil &#x017F;olcher <hi rendition="#aq">E&#x017F;&#x017F;en</hi>tz im Mi&#x017F;t<lb/>
verbleibt.</p><lb/>
        <p>Desgleichen/ wann ein jeder wu&#x0364;&#x017F;te und glauben<lb/>
ko&#x0364;nte/ was vor ein nutzbares We&#x017F;en in dem Men-<lb/>
&#x017F;chen-Harn oder Urin verborgen/ &#x017F;o wu&#x0364;rde Er es fu&#x0364;r<lb/>
keine unnu&#x0364;tze Ver&#x017F;chwendung achten/ ab&#x017F;onderlich<lb/>
wann er in &#x017F;einem Haußwe&#x017F;en viel Leute hat/ daß<lb/>
er &#x017F;olches Men&#x017F;chen-Wa&#x017F;&#x017F;er nicht ta&#x0364;glich zu&#x017F;ammen<lb/>
in ein darzuhinge&#x017F;teltes Ge&#x017F;chirr und zu dem Mi&#x017F;t-<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;chu&#x0364;tten la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olte; dann wer den Urin al-<lb/>
&#x017F;o unacht&#x017F;am hinweg &#x017F;chu&#x0364;ttet/ dem ge&#x017F;chiehet wie<lb/>
den Ka&#x0364;rntneri&#x017F;chen Bauren/ welchen die Venetia-<lb/>
ner verwei&#x017F;en/ &#x017F;ie werffen einen Stein nach der<lb/>
Kuh/ welcher doch &#x017F;o viel werth als Muh/ und vier<lb/>
Fu&#x0364;ß darzu. Al&#x017F;o trincket der Franck den gantzen<lb/>
Tag Wein/ und zu Nacht &#x017F;chu&#x0364;ttet er den <hi rendition="#aq">per Ve&#x017F;i-<lb/>
cam di&#x017F;tillir</hi>ten zum Fen&#x017F;ter hinauß/ der doch <hi rendition="#aq">in &#x017F;uo<lb/>
e&#x017F;&#x017F;e,</hi> &#x017F;o viel werth/ als der den er getruncken hat.</p><lb/>
        <p>Wer aber nicht glauben kan/ daß in gedachten<lb/>
beyden Materien ein &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;es ko&#x0364;&#x017F;tliches We&#x017F;en ver-<lb/>
borgen liege/ der gedencke nur nach wie unter den<lb/>
alten Vieh&#x017F;ta&#x0364;llen ein kra&#x0364;fftiges <hi rendition="#aq">Sal nitri</hi> wach&#x017F;e/ de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en von gleicher Sta&#x0364;rcke &#x017F;on&#x017F;ten in keiner Creatur<lb/>
gefunden wird. Jtem aus Urin wird durch die<lb/><hi rendition="#aq">Alchymia</hi> das <hi rendition="#aq">Sal Armoniacum &amp; Alcali</hi> gemacht/<lb/>
welche &#x017F;o gar das be&#x017F;ta&#x0364;ndige Gold zu nichts machen/<lb/>
das doch weder Feuer noch kein ander <hi rendition="#aq">Element</hi> thun<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kan</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0047] Cap. VIII. Vom Miſten und Graben. gung/ wovon einig und allein die Vegetabilien ihren vollkom̃enen Nahrungs-Safft habẽ/ welches braune Waſſer offt ſo haͤuffig/ nachdem es offt und ſtarck reg- net/ unnuͤtzlich hinweg lauffet/ oder in die Erden ſin- cket/ daß nicht der halbe Theil ſolcher Eſſentz im Miſt verbleibt. Desgleichen/ wann ein jeder wuͤſte und glauben koͤnte/ was vor ein nutzbares Weſen in dem Men- ſchen-Harn oder Urin verborgen/ ſo wuͤrde Er es fuͤr keine unnuͤtze Verſchwendung achten/ abſonderlich wann er in ſeinem Haußweſen viel Leute hat/ daß er ſolches Menſchen-Waſſer nicht taͤglich zuſammen in ein darzuhingeſteltes Geſchirr und zu dem Miſt- Waſſer ſchuͤtten laſſen ſolte; dann wer den Urin al- ſo unachtſam hinweg ſchuͤttet/ dem geſchiehet wie den Kaͤrntneriſchen Bauren/ welchen die Venetia- ner verweiſen/ ſie werffen einen Stein nach der Kuh/ welcher doch ſo viel werth als Muh/ und vier Fuͤß darzu. Alſo trincket der Franck den gantzen Tag Wein/ und zu Nacht ſchuͤttet er den per Veſi- cam diſtillirten zum Fenſter hinauß/ der doch in ſuo eſſe, ſo viel werth/ als der den er getruncken hat. Wer aber nicht glauben kan/ daß in gedachten beyden Materien ein ſo groſſes koͤſtliches Weſen ver- borgen liege/ der gedencke nur nach wie unter den alten Viehſtaͤllen ein kraͤfftiges Sal nitri wachſe/ deſ- ſen von gleicher Staͤrcke ſonſten in keiner Creatur gefunden wird. Jtem aus Urin wird durch die Alchymia das Sal Armoniacum & Alcali gemacht/ welche ſo gar das beſtaͤndige Gold zu nichts machen/ das doch weder Feuer noch kein ander Element thun kan

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der Erscheinungsort Erfurt wurde erschlossen (vgl… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hellwig_haussverwalter_1712
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hellwig_haussverwalter_1712/47
Zitationshilfe: Caspar Schröter [i. e. Hellwig, Christoph von]: Allzeitfertiger Hauß-Verwalter. Frankfurt (Main) u. a., 1712, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hellwig_haussverwalter_1712/47>, abgerufen am 21.11.2024.