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Herbart, Johann Friedrich: Erinnerung an die Göttingische Katastrophe im Jahr 1837. Königsberg, 1842.

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ten? Ist das die Politik, die sie aus der Ge-
schichte gelernt haben?

Ich habe schon vorhin gesagt, und wieder-
hole es hier ohne Besorgniss, aus der Ge-
schichte widerlegt zu werden: Die Beamten
wären der nächste Gegenstand entweder der
Verachtung oder der Volkswuth; Militär-Ge-
walt das nächste nothwendige Surrogat der
öffentlichen Ordnung; und die Wiedergeburt
dieser Ordnung müsste vom Despotismus er-
wartet werden. Und ich glaube: ähnlicher
Meinung sind gar Viele gewesen, die jenem
Beispiele nicht folgten; weit entfernt von der
Einbildung, ein drastisches Mittel helfe schnell,
und dann sey auf einmal die Ruhe wieder her-
gestellt. Gerade im Gegentheile: ist ein Staat
einmal im Innern aufgewühlt, dann giebt es
Schwankungen, Oscillationen der Partheyen,
deren Ende Niemand absehen kann.



Auf den ersten Blick erscheint es nur als
eine geringe Probe des Fichteschen Interdicts,
wenn eine Universität in ihrer Thätigkeit ge-
hemmt wird; und der Schlag, den Göttingen
jetzt fühlt, wiederum nur als die Probe der
Probe. Allein der Verfall des deutschen Uni-
versitätswesens, dessen Gefahr aus dieser

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ten? Ist das die Politik, die sie aus der Ge-
schichte gelernt haben?

Ich habe schon vorhin gesagt, und wieder-
hole es hier ohne Besorgniss, aus der Ge-
schichte widerlegt zu werden: Die Beamten
wären der nächste Gegenstand entweder der
Verachtung oder der Volkswuth; Militär-Ge-
walt das nächste nothwendige Surrogat der
öffentlichen Ordnung; und die Wiedergeburt
dieser Ordnung müsste vom Despotismus er-
wartet werden. Und ich glaube: ähnlicher
Meinung sind gar Viele gewesen, die jenem
Beispiele nicht folgten; weit entfernt von der
Einbildung, ein drastisches Mittel helfe schnell,
und dann sey auf einmal die Ruhe wieder her-
gestellt. Gerade im Gegentheile: ist ein Staat
einmal im Innern aufgewühlt, dann giebt es
Schwankungen, Oscillationen der Partheyen,
deren Ende Niemand absehen kann.



Auf den ersten Blick erscheint es nur als
eine geringe Probe des Fichteschen Interdicts,
wenn eine Universität in ihrer Thätigkeit ge-
hemmt wird; und der Schlag, den Göttingen
jetzt fühlt, wiederum nur als die Probe der
Probe. Allein der Verfall des deutschen Uni-
versitätswesens, dessen Gefahr aus dieser

2 *
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[19/0023] ten? Ist das die Politik, die sie aus der Ge- schichte gelernt haben? Ich habe schon vorhin gesagt, und wieder- hole es hier ohne Besorgniss, aus der Ge- schichte widerlegt zu werden: Die Beamten wären der nächste Gegenstand entweder der Verachtung oder der Volkswuth; Militär-Ge- walt das nächste nothwendige Surrogat der öffentlichen Ordnung; und die Wiedergeburt dieser Ordnung müsste vom Despotismus er- wartet werden. Und ich glaube: ähnlicher Meinung sind gar Viele gewesen, die jenem Beispiele nicht folgten; weit entfernt von der Einbildung, ein drastisches Mittel helfe schnell, und dann sey auf einmal die Ruhe wieder her- gestellt. Gerade im Gegentheile: ist ein Staat einmal im Innern aufgewühlt, dann giebt es Schwankungen, Oscillationen der Partheyen, deren Ende Niemand absehen kann. Auf den ersten Blick erscheint es nur als eine geringe Probe des Fichteschen Interdicts, wenn eine Universität in ihrer Thätigkeit ge- hemmt wird; und der Schlag, den Göttingen jetzt fühlt, wiederum nur als die Probe der Probe. Allein der Verfall des deutschen Uni- versitätswesens, dessen Gefahr aus dieser 2 *

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Erinnerung an die Göttingische Katastrophe im Jahr 1837. Königsberg, 1842, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_goettingen_1842/23>, abgerufen am 21.11.2024.