Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herbart, Johann Friedrich: Erinnerung an die Göttingische Katastrophe im Jahr 1837. Königsberg, 1842.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
"fen; Lehrer der Geschichte können keinen
"Augenblick verschweigen, welchen Einfluss
"Verfassung und Regierung auf das Wohl
"und Wehe der Völker übten; Lehrer der
"Philologie stossen allerwärts auf ergreifende
"Stellen der Classiker über die Regierun-
"gen des Alterthums, oder sie haben den
"lebendigen Einfluss freyer oder gestörter
"Volksentwickelung auf den Gang der Poe-
"sie und sogar den innersten Haushalt der
"Sprachen unmittelbar darzulegen. Alle
"diese Ergebnisse rühren an einander und
"tragen sich wechselseitig. Es bedarf kaum
"gesagt zu werden, dass auch das ganze
"Gebiet der Theologie und selbst der Medi-
"ein, indem sie die Geheimnisse der Reli-
"gion und Natur zu enthüllen streben, dazu
"beytragen müssen, den Sinn und das Be-
"dürfniss der Jugend für das Heilige, Ein-
"fache und Wahre zu stimmen und zu stärken."

Den Schluss dieser schönen Rede mag
man hinzudenken; er lässt fühlen, dass es
schwer ist, für das Beantworten jeder Frage
und für das: keinen Augenblick ver-
schweigen, Ort und Zeit zu finden, wenn
man nicht etwa davon absieht, dass auf heitere
Witterung auch Stürme zu folgen pflegen. Meine
Gedanken kehren noch einmal in meine Jugend

4
„fen; Lehrer der Geschichte können keinen
„Augenblick verschweigen, welchen Einfluss
„Verfassung und Regierung auf das Wohl
„und Wehe der Völker übten; Lehrer der
„Philologie stossen allerwärts auf ergreifende
„Stellen der Classiker über die Regierun-
„gen des Alterthums, oder sie haben den
„lebendigen Einfluss freyer oder gestörter
„Volksentwickelung auf den Gang der Poe-
„sie und sogar den innersten Haushalt der
„Sprachen unmittelbar darzulegen. Alle
„diese Ergebnisse rühren an einander und
„tragen sich wechselseitig. Es bedarf kaum
„gesagt zu werden, dass auch das ganze
„Gebiet der Theologie und selbst der Medi-
„ein, indem sie die Geheimnisse der Reli-
„gion und Natur zu enthüllen streben, dazu
„beytragen müssen, den Sinn und das Be-
„dürfniss der Jugend für das Heilige, Ein-
„fache und Wahre zu stimmen und zu stärken.‟

Den Schluss dieser schönen Rede mag
man hinzudenken; er lässt fühlen, dass es
schwer ist, für das Beantworten jeder Frage
und für das: keinen Augenblick ver-
schweigen, Ort und Zeit zu finden, wenn
man nicht etwa davon absieht, dass auf heitere
Witterung auch Stürme zu folgen pflegen. Meine
Gedanken kehren noch einmal in meine Jugend

4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#aq"><pb facs="#f0045" n="41"/>
&#x201E;fen; Lehrer der Geschichte können keinen<lb/>
&#x201E;Augenblick verschweigen, welchen Einfluss<lb/>
&#x201E;Verfassung und Regierung auf das Wohl<lb/>
&#x201E;und Wehe der Völker übten; Lehrer der<lb/>
&#x201E;Philologie stossen allerwärts auf ergreifende<lb/>
&#x201E;Stellen der Classiker über die Regierun-<lb/>
&#x201E;gen des Alterthums, oder sie haben den<lb/>
&#x201E;lebendigen Einfluss freyer oder gestörter<lb/>
&#x201E;Volksentwickelung auf den Gang der Poe-<lb/>
&#x201E;sie und sogar den innersten Haushalt der<lb/>
&#x201E;Sprachen unmittelbar darzulegen. Alle<lb/>
&#x201E;diese Ergebnisse rühren an einander und<lb/>
&#x201E;tragen sich wechselseitig. Es bedarf kaum<lb/>
&#x201E;gesagt zu werden, dass auch das ganze<lb/>
&#x201E;Gebiet der Theologie und selbst der Medi-<lb/>
&#x201E;ein, indem sie die Geheimnisse der Reli-<lb/>
&#x201E;gion und Natur zu enthüllen streben, dazu<lb/>
&#x201E;beytragen müssen, den Sinn und das Be-<lb/>
&#x201E;dürfniss der Jugend für das Heilige, Ein-<lb/>
&#x201E;fache und Wahre zu stimmen und zu stärken.&#x201F;</hi> </quote>
        </cit><lb/>
        <p> <hi rendition="#aq">Den Schluss dieser schönen Rede mag<lb/>
man hinzudenken; er lässt fühlen, dass es<lb/>
schwer ist, für das Beantworten <hi rendition="#g">jeder</hi> Frage<lb/>
und für das: <hi rendition="#g">keinen Augenblick ver-<lb/>
schweigen,</hi> Ort und Zeit zu finden, wenn<lb/>
man nicht etwa davon absieht, dass auf heitere<lb/>
Witterung auch Stürme zu folgen pflegen. Meine<lb/>
Gedanken kehren noch einmal in meine Jugend</hi><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">4</fw><lb/>
        </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0045] „fen; Lehrer der Geschichte können keinen „Augenblick verschweigen, welchen Einfluss „Verfassung und Regierung auf das Wohl „und Wehe der Völker übten; Lehrer der „Philologie stossen allerwärts auf ergreifende „Stellen der Classiker über die Regierun- „gen des Alterthums, oder sie haben den „lebendigen Einfluss freyer oder gestörter „Volksentwickelung auf den Gang der Poe- „sie und sogar den innersten Haushalt der „Sprachen unmittelbar darzulegen. Alle „diese Ergebnisse rühren an einander und „tragen sich wechselseitig. Es bedarf kaum „gesagt zu werden, dass auch das ganze „Gebiet der Theologie und selbst der Medi- „ein, indem sie die Geheimnisse der Reli- „gion und Natur zu enthüllen streben, dazu „beytragen müssen, den Sinn und das Be- „dürfniss der Jugend für das Heilige, Ein- „fache und Wahre zu stimmen und zu stärken.‟ Den Schluss dieser schönen Rede mag man hinzudenken; er lässt fühlen, dass es schwer ist, für das Beantworten jeder Frage und für das: keinen Augenblick ver- schweigen, Ort und Zeit zu finden, wenn man nicht etwa davon absieht, dass auf heitere Witterung auch Stürme zu folgen pflegen. Meine Gedanken kehren noch einmal in meine Jugend 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_goettingen_1842
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_goettingen_1842/45
Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Erinnerung an die Göttingische Katastrophe im Jahr 1837. Königsberg, 1842, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_goettingen_1842/45>, abgerufen am 21.11.2024.