und den zwischen Accidenzen und Substanzen zu er- klären. --
Der äusserste Punct, bis zu welchem die Vergleichung, die uns beschäfftigt, kann getrieben werden, und von wo schon die fernere Divergenz anhebt, zeigt sich bey der Auflösung des Problems vom Ich, an jener Stelle, wo die verschiedenen Objecte, auf deren Zusammen das Selbstbewusstseyn beruhen soll, als Entgegengesetzte, und deren Vorstellungen als einander aufhebend nachgewie- sen werden. Dem entspricht bey der Untersuchung über Substanz und Causalität der Gegensatz unter den Qualitäten der Wesen, auf deren Zusammen theils die successiven, theils die simultanen Merkmale der sinn- lichen Dinge zurückgeführt werden *). Nämlich gerade so, wie eine blosse Summe von Objecten die Untersu- chung über das Ich nicht fördern würde, eben so ver- mag eine blosse Summe von Wesen nichts zur Erklärung der Veränderungen, noch überhaupt der Eigenschaften sinnlicher Dinge. Die Wesen, wie die Vorstellungen der Objecte, müssen einander auf irgend eine, näher zu be- stimmende Weise afficiren.
Aber in der nähern Bestimmung tritt nun auch so- gleich der Unterschied hervor, dass bey den Vorstellun- gen ein wirkliches Weichen der einen vor der andern denkbar und zur Erklärung des Ich nothwendig ist. Hin- gegen die Wesen würden sich in vollkommne Undinge verwandeln, wenn sie, entweder, in ihrer Qualität eine Abänderung erlitten, und dennoch, nachdem sie schon andere geworden wären, dieselben blieben wie zuvor, -- oder, in ihrem Seyn sich vermindern liessen, während das Seyn gar keine Grade zulässt, die sich vermehren oder vermindern könnten **). Daher kann der Gegensatz
*) Hauptpuncte der Metaphysik §. 5.
**) Die Elauguescenz der Substanz, womit Kant (Krit. d. r. V. pag. 414.) gegen Mendelssohn auftritt, ist nichts als ein Beweis mehr, wie gänzlich der berühmte Kritiker seinen metaphysischen Scharf-
und den zwischen Accidenzen und Substanzen zu er- klären. —
Der äuſserste Punct, bis zu welchem die Vergleichung, die uns beschäfftigt, kann getrieben werden, und von wo schon die fernere Divergenz anhebt, zeigt sich bey der Auflösung des Problems vom Ich, an jener Stelle, wo die verschiedenen Objecte, auf deren Zusammen das Selbstbewuſstseyn beruhen soll, als Entgegengesetzte, und deren Vorstellungen als einander aufhebend nachgewie- sen werden. Dem entspricht bey der Untersuchung über Substanz und Causalität der Gegensatz unter den Qualitäten der Wesen, auf deren Zusammen theils die successiven, theils die simultanen Merkmale der sinn- lichen Dinge zurückgeführt werden *). Nämlich gerade so, wie eine bloſse Summe von Objecten die Untersu- chung über das Ich nicht fördern würde, eben so ver- mag eine bloſse Summe von Wesen nichts zur Erklärung der Veränderungen, noch überhaupt der Eigenschaften sinnlicher Dinge. Die Wesen, wie die Vorstellungen der Objecte, müssen einander auf irgend eine, näher zu be- stimmende Weise afficiren.
Aber in der nähern Bestimmung tritt nun auch so- gleich der Unterschied hervor, daſs bey den Vorstellun- gen ein wirkliches Weichen der einen vor der andern denkbar und zur Erklärung des Ich nothwendig ist. Hin- gegen die Wesen würden sich in vollkommne Undinge verwandeln, wenn sie, entweder, in ihrer Qualität eine Abänderung erlitten, und dennoch, nachdem sie schon andere geworden wären, dieselben blieben wie zuvor, — oder, in ihrem Seyn sich vermindern lieſsen, während das Seyn gar keine Grade zuläſst, die sich vermehren oder vermindern könnten **). Daher kann der Gegensatz
*) Hauptpuncte der Metaphysik §. 5.
**) Die Elauguescenz der Substanz, womit Kant (Krit. d. r. V. pag. 414.) gegen Mendelssohn auftritt, ist nichts als ein Beweis mehr, wie gänzlich der berühmte Kritiker seinen metaphysischen Scharf-
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und den zwischen Accidenzen und Substanzen zu er-
klären. —
Der äuſserste Punct, bis zu welchem die Vergleichung,
die uns beschäfftigt, kann getrieben werden, und von wo
schon die fernere Divergenz anhebt, zeigt sich bey der
Auflösung des Problems vom Ich, an jener Stelle, wo
die verschiedenen Objecte, auf deren Zusammen das
Selbstbewuſstseyn beruhen soll, als Entgegengesetzte, und
deren Vorstellungen als einander aufhebend nachgewie-
sen werden. Dem entspricht bey der Untersuchung über
Substanz und Causalität der Gegensatz unter den
Qualitäten der Wesen, auf deren Zusammen theils
die successiven, theils die simultanen Merkmale der sinn-
lichen Dinge zurückgeführt werden *). Nämlich gerade
so, wie eine bloſse Summe von Objecten die Untersu-
chung über das Ich nicht fördern würde, eben so ver-
mag eine bloſse Summe von Wesen nichts zur Erklärung
der Veränderungen, noch überhaupt der Eigenschaften
sinnlicher Dinge. Die Wesen, wie die Vorstellungen der
Objecte, müssen einander auf irgend eine, näher zu be-
stimmende Weise afficiren.
Aber in der nähern Bestimmung tritt nun auch so-
gleich der Unterschied hervor, daſs bey den Vorstellun-
gen ein wirkliches Weichen der einen vor der andern
denkbar und zur Erklärung des Ich nothwendig ist. Hin-
gegen die Wesen würden sich in vollkommne Undinge
verwandeln, wenn sie, entweder, in ihrer Qualität eine
Abänderung erlitten, und dennoch, nachdem sie schon
andere geworden wären, dieselben blieben wie zuvor,
— oder, in ihrem Seyn sich vermindern lieſsen, während
das Seyn gar keine Grade zuläſst, die sich vermehren
oder vermindern könnten **). Daher kann der Gegensatz
*) Hauptpuncte der Metaphysik §. 5.
**) Die Elauguescenz der Substanz, womit Kant (Krit. d. r. V.
pag. 414.) gegen Mendelssohn auftritt, ist nichts als ein Beweis
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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie01_1824/159>, abgerufen am 16.02.2025.
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