Subject, was nie Prädicat werden könne. Hier ist gegen die falsche Genialität derer zu warnen, die sich über lo- gische Pünctlichkeiten erhaben wähnen. Dann aber muss die Namen-Erklärung verglichen werden mit denjenigen Wahrnehmungen, durch welche der Begriff gegeben ist. So haben wir oben lange gezweifelt, ob wir die indivi- duelle Persönlichkeit in den Begriff des Ich aufnehmen sollten oder nicht; und endlich gefunden, die Wahrneh- mung selbst verbiete uns dies, weil im Selbstbewusstseyn das Ich als ein Beharrliches betrachtet wird, die Indivi- dualität aber sich vom zufällig Wechselnden nicht rein abscheiden lässt. So muss in Ansehung der Substanz ge- zweifelt werden, ob sie als Eins gegeben sey? -- Dieses Eine wird sich unter dem Vorrath des Gegebenen nicht unmittelbar finden. Oder ob man die vielen Merkmale bloss als Vieles betrachten, deren Einheit aber aufgeben wolle? Dagegen wird sich die Wahrnehmung abermals sträuben; und es wird dabey bleiben, dass man genöthigt sey, den vielen gegebenen Merkmalen ein unbekanntes Eins zum Grunde zu legen. -- Ist man nun so weit ge- kommen, durch Vergleichung mit der Wahrnehmung den Begriff so zu bestimmen, wie er als durchs Gegebene uns aufgenöthigt, das heisst, als ein gültiger Begriff zu denken ist: alsdann folgt abermals eine Analyse, die ihn als einen widersprechenden bezeichnen wird, wenn er ein metaphysisches Problem ist, denn träfe dieses nicht ein, so könnte er bleiben wie er ist, und die Metaphysik brauchte keine Kunst an ihn zu verschwenden; der blo- ssen logischen Ueberlegung würde es anheim fallen, ihm in dem Systeme der übrigen Begriffe seinen Platz anzu- weisen.
2) War es schon schwer, in sich selbst das Ge- ständniss zur Reife zu bringen, dass ein durchs Gegebene unvermeidlich aufgedrungener Begriff widersprechend sey: so wird es nun noch schwerer, in der Klemme zwischen den beyden widersprechenden Gliedern des Begriffs so lange auszudauern, ja, sich von ihnen so lange hin- und
Subject, was nie Prädicat werden könne. Hier ist gegen die falsche Genialität derer zu warnen, die sich über lo- gische Pünctlichkeiten erhaben wähnen. Dann aber muſs die Namen-Erklärung verglichen werden mit denjenigen Wahrnehmungen, durch welche der Begriff gegeben ist. So haben wir oben lange gezweifelt, ob wir die indivi- duelle Persönlichkeit in den Begriff des Ich aufnehmen sollten oder nicht; und endlich gefunden, die Wahrneh- mung selbst verbiete uns dies, weil im Selbstbewuſstseyn das Ich als ein Beharrliches betrachtet wird, die Indivi- dualität aber sich vom zufällig Wechselnden nicht rein abscheiden läſst. So muſs in Ansehung der Substanz ge- zweifelt werden, ob sie als Eins gegeben sey? — Dieses Eine wird sich unter dem Vorrath des Gegebenen nicht unmittelbar finden. Oder ob man die vielen Merkmale bloſs als Vieles betrachten, deren Einheit aber aufgeben wolle? Dagegen wird sich die Wahrnehmung abermals sträuben; und es wird dabey bleiben, daſs man genöthigt sey, den vielen gegebenen Merkmalen ein unbekanntes Eins zum Grunde zu legen. — Ist man nun so weit ge- kommen, durch Vergleichung mit der Wahrnehmung den Begriff so zu bestimmen, wie er als durchs Gegebene uns aufgenöthigt, das heiſst, als ein gültiger Begriff zu denken ist: alsdann folgt abermals eine Analyse, die ihn als einen widersprechenden bezeichnen wird, wenn er ein metaphysisches Problem ist, denn träfe dieses nicht ein, so könnte er bleiben wie er ist, und die Metaphysik brauchte keine Kunst an ihn zu verschwenden; der blo- ſsen logischen Ueberlegung würde es anheim fallen, ihm in dem Systeme der übrigen Begriffe seinen Platz anzu- weisen.
2) War es schon schwer, in sich selbst das Ge- ständniſs zur Reife zu bringen, daſs ein durchs Gegebene unvermeidlich aufgedrungener Begriff widersprechend sey: so wird es nun noch schwerer, in der Klemme zwischen den beyden widersprechenden Gliedern des Begriffs so lange auszudauern, ja, sich von ihnen so lange hin- und
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Subject, was nie Prädicat werden könne. Hier ist gegen
die falsche Genialität derer zu warnen, die sich über lo-
gische Pünctlichkeiten erhaben wähnen. Dann aber muſs
die Namen-Erklärung verglichen werden mit denjenigen
Wahrnehmungen, durch welche der Begriff gegeben ist.
So haben wir oben lange gezweifelt, ob wir die indivi-
duelle Persönlichkeit in den Begriff des Ich aufnehmen
sollten oder nicht; und endlich gefunden, die Wahrneh-
mung selbst verbiete uns dies, weil im Selbstbewuſstseyn
das Ich als ein Beharrliches betrachtet wird, die Indivi-
dualität aber sich vom zufällig Wechselnden nicht rein
abscheiden läſst. So muſs in Ansehung der Substanz ge-
zweifelt werden, ob sie als Eins gegeben sey? — Dieses
Eine wird sich unter dem Vorrath des Gegebenen nicht
unmittelbar finden. Oder ob man die vielen Merkmale
bloſs als Vieles betrachten, deren Einheit aber aufgeben
wolle? Dagegen wird sich die Wahrnehmung abermals
sträuben; und es wird dabey bleiben, daſs man genöthigt
sey, den vielen gegebenen Merkmalen ein unbekanntes
Eins zum Grunde zu legen. — Ist man nun so weit ge-
kommen, durch Vergleichung mit der Wahrnehmung den
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uns aufgenöthigt, das heiſst, als ein gültiger Begriff zu
denken ist: alsdann folgt abermals eine Analyse, die ihn
als einen widersprechenden bezeichnen wird, wenn
er ein metaphysisches Problem ist, denn träfe dieses nicht
ein, so könnte er bleiben wie er ist, und die Metaphysik
brauchte keine Kunst an ihn zu verschwenden; der blo-
ſsen logischen Ueberlegung würde es anheim fallen, ihm
in dem Systeme der übrigen Begriffe seinen Platz anzu-
weisen.
2) War es schon schwer, in sich selbst das Ge-
ständniſs zur Reife zu bringen, daſs ein durchs Gegebene
unvermeidlich aufgedrungener Begriff widersprechend sey:
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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie01_1824/162>, abgerufen am 18.12.2024.
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