über das Solide *) versparend, kommen wir jetzt auf die Vorstellungen des Zeitlichen. Diese sind offenbar mit denen des Räumlichen sehr nahe verwandt; daher wird das Vorstehende hier nur einige Modificationen erhalten.
Das Zeitliche, mit seinem bestimmten Unterschiede des Vorher und des Nachher, gestattet keine solche, auf gleiche Weise wider einander laufende, Reproductions- folgen, wie das Räumliche (§. 113.). Dennoch genügt auch hier nicht das einfache Ablaufen einer Vorstellungs- reihe, welches von einer einzigen reproducirenden Vor- stellung ausgehn könnte, nach §. 112. Vielmehr, die Vorstellung des Zeitlichen als eines solchen kommt darin mit der des Räumlichen überein, dass eine Strecke desselben auf einmal vorliegen muss, wie sie eingeschlossen ist zwischen ihrem Anfangs- und Endpuncte. Ein fliessendes Vorstellen, fortgleitend von dem Anfangspuncte zum Endpuncte, würde zwar selbst Zeit verbrauchen; aber es würde die Zeit nicht darstellen, indem es von dem Successiven einen Theil über dem andern fahren liesse, anstatt das ganze Succes- sive zusammenzufassen.
Beyde, der Anfangs- und der Endpunct, gehören gleich wesentlich zur Auffassung des Zeitlichen, und müs- sen darin mit gleicher Klarheit vorkommen. Dass sie aber mit einander nicht verwechselt werden, dafür sorgt schon die Wahrnehmung selbst, welche das Zeitliche zu unserer Kenntniss bringt. Denn sie gestattet nicht, dass wir in ihr, wie in der räumlichen Auffassung, jeden be- liebigen Punct zum ersten machen, und die Reproductions- folgen nach Gefallen rückwärts und vorwärts kehren. Vermöge der Verschmelzung, die in dem zeitlich wahr- genommenen entstehen muss, reproducirt zwar jeder Punct sowohl Vorhergehendes als Nachfolgendes, aber jedes auf verschiedene Weise. Hierüber ist im §. 112. ausführlich geredet worden.
*) Im §. 143.
über das Solide *) versparend, kommen wir jetzt auf die Vorstellungen des Zeitlichen. Diese sind offenbar mit denen des Räumlichen sehr nahe verwandt; daher wird das Vorstehende hier nur einige Modificationen erhalten.
Das Zeitliche, mit seinem bestimmten Unterschiede des Vorher und des Nachher, gestattet keine solche, auf gleiche Weise wider einander laufende, Reproductions- folgen, wie das Räumliche (§. 113.). Dennoch genügt auch hier nicht das einfache Ablaufen einer Vorstellungs- reihe, welches von einer einzigen reproducirenden Vor- stellung ausgehn könnte, nach §. 112. Vielmehr, die Vorstellung des Zeitlichen als eines solchen kommt darin mit der des Räumlichen überein, daſs eine Strecke desselben auf einmal vorliegen muſs, wie sie eingeschlossen ist zwischen ihrem Anfangs- und Endpuncte. Ein flieſsendes Vorstellen, fortgleitend von dem Anfangspuncte zum Endpuncte, würde zwar selbst Zeit verbrauchen; aber es würde die Zeit nicht darstellen, indem es von dem Successiven einen Theil über dem andern fahren lieſse, anstatt das ganze Succes- sive zusammenzufassen.
Beyde, der Anfangs- und der Endpunct, gehören gleich wesentlich zur Auffassung des Zeitlichen, und müs- sen darin mit gleicher Klarheit vorkommen. Daſs sie aber mit einander nicht verwechselt werden, dafür sorgt schon die Wahrnehmung selbst, welche das Zeitliche zu unserer Kenntniſs bringt. Denn sie gestattet nicht, daſs wir in ihr, wie in der räumlichen Auffassung, jeden be- liebigen Punct zum ersten machen, und die Reproductions- folgen nach Gefallen rückwärts und vorwärts kehren. Vermöge der Verschmelzung, die in dem zeitlich wahr- genommenen entstehen muſs, reproducirt zwar jeder Punct sowohl Vorhergehendes als Nachfolgendes, aber jedes auf verschiedene Weise. Hierüber ist im §. 112. ausführlich geredet worden.
*) Im §. 143.
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über das Solide *) versparend, kommen wir jetzt auf die
Vorstellungen des Zeitlichen. Diese sind offenbar mit
denen des Räumlichen sehr nahe verwandt; daher wird
das Vorstehende hier nur einige Modificationen erhalten.
Das Zeitliche, mit seinem bestimmten Unterschiede
des Vorher und des Nachher, gestattet keine solche, auf
gleiche Weise wider einander laufende, Reproductions-
folgen, wie das Räumliche (§. 113.). Dennoch genügt
auch hier nicht das einfache Ablaufen einer Vorstellungs-
reihe, welches von einer einzigen reproducirenden Vor-
stellung ausgehn könnte, nach §. 112. Vielmehr, die
Vorstellung des Zeitlichen als eines solchen kommt darin
mit der des Räumlichen überein, daſs eine Strecke
desselben auf einmal vorliegen muſs, wie sie
eingeschlossen ist zwischen ihrem Anfangs- und
Endpuncte. Ein flieſsendes Vorstellen, fortgleitend
von dem Anfangspuncte zum Endpuncte, würde zwar
selbst Zeit verbrauchen; aber es würde die Zeit nicht
darstellen, indem es von dem Successiven einen Theil
über dem andern fahren lieſse, anstatt das ganze Succes-
sive zusammenzufassen.
Beyde, der Anfangs- und der Endpunct, gehören
gleich wesentlich zur Auffassung des Zeitlichen, und müs-
sen darin mit gleicher Klarheit vorkommen. Daſs sie
aber mit einander nicht verwechselt werden, dafür sorgt
schon die Wahrnehmung selbst, welche das Zeitliche zu
unserer Kenntniſs bringt. Denn sie gestattet nicht, daſs
wir in ihr, wie in der räumlichen Auffassung, jeden be-
liebigen Punct zum ersten machen, und die Reproductions-
folgen nach Gefallen rückwärts und vorwärts kehren.
Vermöge der Verschmelzung, die in dem zeitlich wahr-
genommenen entstehen muſs, reproducirt zwar jeder Punct
sowohl Vorhergehendes als Nachfolgendes, aber jedes auf
verschiedene Weise. Hierüber ist im §. 112. ausführlich
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*) Im §. 143.
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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie02_1825/188>, abgerufen am 21.11.2024.
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