die Verbesserung gewiss, dass sie wohl gar bald erfol- gen werde. Der gute Wille, der entgegen kommen muss, findet sich zuweilen erst mit der Zeit; zuweilen gar nicht. Man hat wohl von Erfindungen gehört, die in Deutsch- land gemacht, und vergessen waren; nachmals aber vom Auslande hereingehohlt wurden; welches denn einigen fleissigen Literatoren Gelegenheit gab, in veralteten Bü- chern die vergessene Spur, und damit einen neuen Be- weis aufzufinden, dass ein gedeihliches Zusammenwirken der Kräfte zu Einem Zweck, nirgends in der Welt we niger darf erwartet werden, als in dem auf alle Weise gespaltenen Deutschland. Soll es nun mit Gegenständen des philosophirenden Denkens eben so gehn: so wird es freylich lange währen, ehe für die einheimische Nachläs- sigkeit Ersatz vom Auslande ankommt; denn bekanntlich philosophirt man heut zu Tage in den übrigen Ländern der Erde wo möglich noch weniger und noch schlechter als in unserm Vaterlande.
Allein wir Deutschen sind im Begriff, so manches Grössere zu bessern, oder herzustellen, dass auch in wis- senschaftlichen Dingen der Schluss von den verflossenen Zeiten auf die folgenden nicht einmal wahrscheinlich ist. Ich wage demnach auf die Möglichkeit zu hoffen, dass aus meinen sorgfältigen und langjährigen Untersuchungen das Publicum einigen Stoff zu wahren Meinungen her- ausfinde; und dass irgend einmal diese wahren Meinun- gen auch bey gründlicher Prüfung in wirkliche Einsich- ten übergehn werden.
Es ist auch möglich, dass diese in der That sehr eingeschränkten Erwartungen übertroffen, ja dass sie weit übertroffen werden. Entweder indem ein glücklicher Eifer sich der von mir dargebotenen Anfänge bemeistert, und schnell aus ihnen ein wissenschaftliches Ganzes schafft. Oder indem ein grösserer Geist erscheint, und ungeahn- dete Belehrungen mittheilt, wodurch eine neue Bahn er- öffnet wird. Lange habe ich in früheren Jahren nach einer solchen Erscheinung ausgesehen; und erst spät den
die Verbesserung gewiſs, daſs sie wohl gar bald erfol- gen werde. Der gute Wille, der entgegen kommen muſs, findet sich zuweilen erst mit der Zeit; zuweilen gar nicht. Man hat wohl von Erfindungen gehört, die in Deutsch- land gemacht, und vergessen waren; nachmals aber vom Auslande hereingehohlt wurden; welches denn einigen fleiſsigen Literatoren Gelegenheit gab, in veralteten Bü- chern die vergessene Spur, und damit einen neuen Be- weis aufzufinden, daſs ein gedeihliches Zusammenwirken der Kräfte zu Einem Zweck, nirgends in der Welt we niger darf erwartet werden, als in dem auf alle Weise gespaltenen Deutschland. Soll es nun mit Gegenständen des philosophirenden Denkens eben so gehn: so wird es freylich lange währen, ehe für die einheimische Nachläs- sigkeit Ersatz vom Auslande ankommt; denn bekanntlich philosophirt man heut zu Tage in den übrigen Ländern der Erde wo möglich noch weniger und noch schlechter als in unserm Vaterlande.
Allein wir Deutschen sind im Begriff, so manches Gröſsere zu bessern, oder herzustellen, daſs auch in wis- senschaftlichen Dingen der Schluſs von den verflossenen Zeiten auf die folgenden nicht einmal wahrscheinlich ist. Ich wage demnach auf die Möglichkeit zu hoffen, daſs aus meinen sorgfältigen und langjährigen Untersuchungen das Publicum einigen Stoff zu wahren Meinungen her- ausfinde; und daſs irgend einmal diese wahren Meinun- gen auch bey gründlicher Prüfung in wirkliche Einsich- ten übergehn werden.
Es ist auch möglich, daſs diese in der That sehr eingeschränkten Erwartungen übertroffen, ja daſs sie weit übertroffen werden. Entweder indem ein glücklicher Eifer sich der von mir dargebotenen Anfänge bemeistert, und schnell aus ihnen ein wissenschaftliches Ganzes schafft. Oder indem ein gröſserer Geist erscheint, und ungeahn- dete Belehrungen mittheilt, wodurch eine neue Bahn er- öffnet wird. Lange habe ich in früheren Jahren nach einer solchen Erscheinung ausgesehen; und erst spät den
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die Verbesserung gewiſs, daſs sie wohl gar bald erfol-
gen werde. Der gute Wille, der entgegen kommen muſs,
findet sich zuweilen erst mit der Zeit; zuweilen gar nicht.
Man hat wohl von Erfindungen gehört, die in Deutsch-
land gemacht, und vergessen waren; nachmals aber vom
Auslande hereingehohlt wurden; welches denn einigen
fleiſsigen Literatoren Gelegenheit gab, in veralteten Bü-
chern die vergessene Spur, und damit einen neuen Be-
weis aufzufinden, daſs ein gedeihliches Zusammenwirken
der Kräfte zu Einem Zweck, nirgends in der Welt we
niger darf erwartet werden, als in dem auf alle Weise
gespaltenen Deutschland. Soll es nun mit Gegenständen
des philosophirenden Denkens eben so gehn: so wird es
freylich lange währen, ehe für die einheimische Nachläs-
sigkeit Ersatz vom Auslande ankommt; denn bekanntlich
philosophirt man heut zu Tage in den übrigen Ländern
der Erde wo möglich noch weniger und noch schlechter
als in unserm Vaterlande.
Allein wir Deutschen sind im Begriff, so manches
Gröſsere zu bessern, oder herzustellen, daſs auch in wis-
senschaftlichen Dingen der Schluſs von den verflossenen
Zeiten auf die folgenden nicht einmal wahrscheinlich ist.
Ich wage demnach auf die Möglichkeit zu hoffen, daſs
aus meinen sorgfältigen und langjährigen Untersuchungen
das Publicum einigen Stoff zu wahren Meinungen her-
ausfinde; und daſs irgend einmal diese wahren Meinun-
gen auch bey gründlicher Prüfung in wirkliche Einsich-
ten übergehn werden.
Es ist auch möglich, daſs diese in der That sehr
eingeschränkten Erwartungen übertroffen, ja daſs sie weit
übertroffen werden. Entweder indem ein glücklicher Eifer
sich der von mir dargebotenen Anfänge bemeistert, und
schnell aus ihnen ein wissenschaftliches Ganzes schafft.
Oder indem ein gröſserer Geist erscheint, und ungeahn-
dete Belehrungen mittheilt, wodurch eine neue Bahn er-
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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie02_1825/575>, abgerufen am 04.12.2024.
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