Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834.depunkt zu haben, die Gefühle zuvörderst eintheilen in solch, A. Von Gefühlen, die an der Beschafsenheit des 99. Daß es solche Gefühle gebe, ist klare Thatsache. 100. Diese Gefühle sind analog allem Aesthetischen, depunkt zu haben, die Gefühle zuvörderst eintheilen in solch, A. Von Gefühlen, die an der Beschafsenheit des 99. Daß es solche Gefühle gebe, ist klare Thatsache. 100. Diese Gefühle sind analog allem Aesthetischen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0086" n="78"/> depunkt zu haben, die Gefühle zuvörderst eintheilen in solch,<lb/> die an der Beschaffenheit des Gefühlten haften, und in an-<lb/> dere, die von zufälligen Gemüthslagen abhängen; --<lb/> wobey es noch einen dritten mittlern Fall geben kann, daß nämlich<lb/> eine gewisse Gemüthslage vorhanden seyn müsse, damit aus<lb/> der Beschaffenheit des Gefühlten wirklich das derselben an-<lb/> gemessene Gefühl sich erzeuge. Dann wird von den Mittel-<lb/> zuständen zwischen dem Angenehmen und Unangenehmen zu<lb/> sprechen seyn, und zuletzt werden die Affecten an die Reihe<lb/> kommen.</p><lb/> <p> <hi rendition="#g">A. Von Gefühlen, die an der Beschafsenheit des<lb/> Gefühlten haften.</hi> </p><lb/> <p>99. Daß es solche Gefühle gebe, ist klare Thatsache.<lb/> Jeder körperliche Schmerz, als solcher, ist unangenehm, oh-<lb/> ne alle Rücksicht auf die Frage, wieviel man sich darum<lb/> kümmere, wie geduldig man ihn ertrage. Auch sind die<lb/> unangenehmen Gefühle dieser Art specifisch verschieden; Bren-<lb/> nen, Schneiden, electrische Schläge, böse Zähne, jedes die-<lb/> ser Dinge erregt seinen eigenen Schmerz, der sich von dem<lb/> andern unterscheiden läßt; obgleich ein <hi rendition="#g">bloß Vorgestell-<lb/> tes</hi>, das nicht angenehm noch unangenehm wäre, sich nicht<lb/> heraussondern läßt, vielmehr die Vorstellung und ihr Widriges<lb/> nur Eins sind. Süße Speisen, sanfte Töne, eine gelinde Wär-<lb/> me geben Beyspiele von angenehmen Empfindungen dieser Art,<lb/> deren Angenehmes eingestanden wird, ohne Rücksicht auf<lb/> die Frage, wie viel man Werth darauf lege, und ob man<lb/> nur geneigt sey, dabey zu verweilen und sich diesen Empfin-<lb/> dungen hinzugeben.</p><lb/> <p>100. Diese Gefühle sind analog allem Aesthetischen,<lb/> von dem sie nur dadurch abweichen, daß beym letztern das<lb/> Vorgestellte sich sondern läßt von dem Prädicate, welches<lb/> Beyfall oder Tadel ausdrückt; daher das ästhetische Ge-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [78/0086]
depunkt zu haben, die Gefühle zuvörderst eintheilen in solch,
die an der Beschaffenheit des Gefühlten haften, und in an-
dere, die von zufälligen Gemüthslagen abhängen; --
wobey es noch einen dritten mittlern Fall geben kann, daß nämlich
eine gewisse Gemüthslage vorhanden seyn müsse, damit aus
der Beschaffenheit des Gefühlten wirklich das derselben an-
gemessene Gefühl sich erzeuge. Dann wird von den Mittel-
zuständen zwischen dem Angenehmen und Unangenehmen zu
sprechen seyn, und zuletzt werden die Affecten an die Reihe
kommen.
A. Von Gefühlen, die an der Beschafsenheit des
Gefühlten haften.
99. Daß es solche Gefühle gebe, ist klare Thatsache.
Jeder körperliche Schmerz, als solcher, ist unangenehm, oh-
ne alle Rücksicht auf die Frage, wieviel man sich darum
kümmere, wie geduldig man ihn ertrage. Auch sind die
unangenehmen Gefühle dieser Art specifisch verschieden; Bren-
nen, Schneiden, electrische Schläge, böse Zähne, jedes die-
ser Dinge erregt seinen eigenen Schmerz, der sich von dem
andern unterscheiden läßt; obgleich ein bloß Vorgestell-
tes, das nicht angenehm noch unangenehm wäre, sich nicht
heraussondern läßt, vielmehr die Vorstellung und ihr Widriges
nur Eins sind. Süße Speisen, sanfte Töne, eine gelinde Wär-
me geben Beyspiele von angenehmen Empfindungen dieser Art,
deren Angenehmes eingestanden wird, ohne Rücksicht auf
die Frage, wie viel man Werth darauf lege, und ob man
nur geneigt sey, dabey zu verweilen und sich diesen Empfin-
dungen hinzugeben.
100. Diese Gefühle sind analog allem Aesthetischen,
von dem sie nur dadurch abweichen, daß beym letztern das
Vorgestellte sich sondern läßt von dem Prädicate, welches
Beyfall oder Tadel ausdrückt; daher das ästhetische Ge-
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