Herder, Johann Gottfried von: Abhandlung über den Ursprung der Sprache. Berlin, 1772.zu brauchen; desto dunkler! -- Laßt uns dies Der Mensch trat in die Welt hin; von wel- stig G
zu brauchen; deſto dunkler! — Laßt uns dies Der Menſch trat in die Welt hin; von wel- ſtig G
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0103" n="97"/> zu brauchen; deſto dunkler! — Laßt uns dies<lb/> auf den Anfang der Sprache anwenden! Die<lb/> Kindheit und Unerfahrenheit des menſchlichen Ge-<lb/> ſchlechts hat ſie erleichtert!</p><lb/> <p>Der Menſch trat in die Welt hin; von wel-<lb/> chem Ocean wurde er auf Einmal beſtuͤrmt! mit<lb/> welcher Muͤhe lernte er unterſcheiden! Sinne er-<lb/> kennen! erkannte Sinne allein gebrauchen! Das<lb/> Sehen iſt der kaͤlteſte Sinn, und waͤre er immer<lb/> ſo kalt, ſo entfernt, ſo deutlich geweſen, als ers<lb/> uns durch eine Muͤhe und Uebung vieler Jahre ge-<lb/> worden iſt: ſo ſehe ich freilich nicht, wie man, was<lb/> man ſieht, hoͤrbar machen koͤnne? Allein die<lb/> Natur hat dafuͤr geſorgt, und den Weg naͤher an-<lb/> gezogen: Denn ſelbſt dies Geſicht war, wie Kin-<lb/> der und Blindgeweſene zeugen, Anfangs nur Ge-<lb/> fuͤhl. Die meiſten ſichtbaren Dinge bewegen ſich;<lb/> viele toͤnen in der Bewegung: wo nicht, ſo liegen<lb/> ſie dem Auge in ſeinem erſten Zuſtande gleichſam<lb/> naͤher, unmittelbar auf ihm und laſſen ſich alſo<lb/> fuͤhlen. Das Gefuͤhl liegt dem Gehoͤr ſo nahe:<lb/> ſeine Bezeichnungen z. E. hart, rauh, weich, wol-<lb/> ligt, ſammet, haarigt, ſtarr, glatt, ſchlicht, bor-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">G</fw><fw place="bottom" type="catch">ſtig</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [97/0103]
zu brauchen; deſto dunkler! — Laßt uns dies
auf den Anfang der Sprache anwenden! Die
Kindheit und Unerfahrenheit des menſchlichen Ge-
ſchlechts hat ſie erleichtert!
Der Menſch trat in die Welt hin; von wel-
chem Ocean wurde er auf Einmal beſtuͤrmt! mit
welcher Muͤhe lernte er unterſcheiden! Sinne er-
kennen! erkannte Sinne allein gebrauchen! Das
Sehen iſt der kaͤlteſte Sinn, und waͤre er immer
ſo kalt, ſo entfernt, ſo deutlich geweſen, als ers
uns durch eine Muͤhe und Uebung vieler Jahre ge-
worden iſt: ſo ſehe ich freilich nicht, wie man, was
man ſieht, hoͤrbar machen koͤnne? Allein die
Natur hat dafuͤr geſorgt, und den Weg naͤher an-
gezogen: Denn ſelbſt dies Geſicht war, wie Kin-
der und Blindgeweſene zeugen, Anfangs nur Ge-
fuͤhl. Die meiſten ſichtbaren Dinge bewegen ſich;
viele toͤnen in der Bewegung: wo nicht, ſo liegen
ſie dem Auge in ſeinem erſten Zuſtande gleichſam
naͤher, unmittelbar auf ihm und laſſen ſich alſo
fuͤhlen. Das Gefuͤhl liegt dem Gehoͤr ſo nahe:
ſeine Bezeichnungen z. E. hart, rauh, weich, wol-
ligt, ſammet, haarigt, ſtarr, glatt, ſchlicht, bor-
ſtig
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