Herder, Johann Gottfried von: Abhandlung über den Ursprung der Sprache. Berlin, 1772.dre zu übertreffen, nicht in den Zustand eines die
dre zu uͤbertreffen, nicht in den Zuſtand eines die
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0165" n="159"/> dre zu uͤbertreffen, nicht in den Zuſtand eines<lb/> natuͤrlichen Menſchen uͤbertrage. Setzet einen<lb/> Philoſophen, in der Geſellſchaft geboren und er-<lb/> zogen, der nichts als ſeinen Kopf zu denken und<lb/> ſeine Hand zum Schreiben geuͤbet, ſetzet ihn mit<lb/> Einmal aus allem Schutz und gegenſeitigen Be-<lb/> quemlichkeiten, die ihm die Geſellſchaft fuͤr ſeine<lb/> einſeitigen Dienſte leiſtet, hinaus: er ſoll ſich<lb/> ſelbſt in einem unbekannten Lande Unterhalt ſuchen,<lb/> und gegen die Thiere kaͤmpfen, und in allem eigner<lb/> Schutzgott ſeyn — wie verlegen! Er hat dazu we-<lb/> der Sinne noch Kraͤfte, noch Uebunng in beiden!<lb/> Vielleicht hat er in den Jrrgaͤngen ſeiner Abſtrak-<lb/> tion, Geruch und Geſicht und Gehoͤr, und raſche<lb/> Erfindungsgabe — und gewiß jenen Muth, jene<lb/> ſchnelle Entſchließung verlohren, die ſich nur unter<lb/> Gefahren bildet und aͤußert, die in ſteter, neuer<lb/> Wuͤrkſamkeit ſeyn will, oder ſie entſchlaͤft. Jſt er<lb/> nun in Jahren, wo der Lebensquell ſeiner Geiſter<lb/> ſchon ſtille ſteht, oder zu vertroknen anfaͤngt: ſo<lb/> wird es freilich ewig zu ſpaͤt ſeyn, ihn in dieſen<lb/> Kreis hineinbilden zu wollen — aber iſt denn das<lb/> der gegebne Fall? Alle die Verſuche zur Sprache,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [159/0165]
dre zu uͤbertreffen, nicht in den Zuſtand eines
natuͤrlichen Menſchen uͤbertrage. Setzet einen
Philoſophen, in der Geſellſchaft geboren und er-
zogen, der nichts als ſeinen Kopf zu denken und
ſeine Hand zum Schreiben geuͤbet, ſetzet ihn mit
Einmal aus allem Schutz und gegenſeitigen Be-
quemlichkeiten, die ihm die Geſellſchaft fuͤr ſeine
einſeitigen Dienſte leiſtet, hinaus: er ſoll ſich
ſelbſt in einem unbekannten Lande Unterhalt ſuchen,
und gegen die Thiere kaͤmpfen, und in allem eigner
Schutzgott ſeyn — wie verlegen! Er hat dazu we-
der Sinne noch Kraͤfte, noch Uebunng in beiden!
Vielleicht hat er in den Jrrgaͤngen ſeiner Abſtrak-
tion, Geruch und Geſicht und Gehoͤr, und raſche
Erfindungsgabe — und gewiß jenen Muth, jene
ſchnelle Entſchließung verlohren, die ſich nur unter
Gefahren bildet und aͤußert, die in ſteter, neuer
Wuͤrkſamkeit ſeyn will, oder ſie entſchlaͤft. Jſt er
nun in Jahren, wo der Lebensquell ſeiner Geiſter
ſchon ſtille ſteht, oder zu vertroknen anfaͤngt: ſo
wird es freilich ewig zu ſpaͤt ſeyn, ihn in dieſen
Kreis hineinbilden zu wollen — aber iſt denn das
der gegebne Fall? Alle die Verſuche zur Sprache,
die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |