Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Von Deutscher Art und Kunst. Hamburg, 1773.

Bild:
<< vorherige Seite

Regionen der Perioden Deklamation zu setzen,
und Alles durch die Kunst zu heben,

------ die wie die Flöte
tönet, oder ----
über die Flöte sich hebt.

Aus Alle diesem muß nur immer ein Rem-
brand
werden, und obgleich Rembrand ein
grosser Meister ---- ----

Heil uns, m. Fr. zu unserm -- wie soll ich
sagen? Guido, Corregio oder Raphael!
Aber Engelgesichte hat er gemalt in Menschen-
gestalt! Siehe dies Bild! welche Wahrheit!
Leben! tiefe Seele! wie heben sich die Figuren
von der Leinwand hervor, und sprechen (nicht
mit uns! uns sehen sie nicht an! denn sie sind
nicht für uns gemahlt!) aber unter sich, wie han-
deln, wie sprechen sie, und umhüllen uns Gesicht
und Seele. Wehe, der hier ausruft: "das war
"noch Einmal gesungen!" sondern der es still
fühlt, "das muß so empfunden gewesen seyn,
oder --

Ode! sie wird wieder, was sie war! Ge-
fühl ganzer Situation des Lebens! Gespräch
menschlichen Herzens -- mit Gott! mit sich!
mit der ganzen Natur.

Wohlklang! er wird was er war. Kein
aufgezähltes Harmonienkunststück! Bewe-
gung! Melodie des Herzens! Tanz! Jn Feh-
lern und Eigenheiten, wie ist ein Genie noch
überall lehrend!

Daß

Regionen der Perioden Deklamation zu ſetzen,
und Alles durch die Kunſt zu heben,

——— die wie die Floͤte
toͤnet, oder ——
uͤber die Floͤte ſich hebt.

Aus Alle dieſem muß nur immer ein Rem-
brand
werden, und obgleich Rembrand ein
groſſer Meiſter —— ——

Heil uns, m. Fr. zu unſerm — wie ſoll ich
ſagen? Guido, Corregio oder Raphael!
Aber Engelgeſichte hat er gemalt in Menſchen-
geſtalt! Siehe dies Bild! welche Wahrheit!
Leben! tiefe Seele! wie heben ſich die Figuren
von der Leinwand hervor, und ſprechen (nicht
mit uns! uns ſehen ſie nicht an! denn ſie ſind
nicht fuͤr uns gemahlt!) aber unter ſich, wie han-
deln, wie ſprechen ſie, und umhuͤllen uns Geſicht
und Seele. Wehe, der hier ausruft: „das war
„noch Einmal geſungen!„ ſondern der es ſtill
fuͤhlt, „das muß ſo empfunden geweſen ſeyn,
oder —

Ode! ſie wird wieder, was ſie war! Ge-
fuͤhl ganzer Situation des Lebens! Geſpraͤch
menſchlichen Herzens — mit Gott! mit ſich!
mit der ganzen Natur.

Wohlklang! er wird was er war. Kein
aufgezaͤhltes Harmonienkunſtſtuͤck! Bewe-
gung! Melodie des Herzens! Tanz! Jn Feh-
lern und Eigenheiten, wie iſt ein Genie noch
uͤberall lehrend!

Daß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0120" n="116"/>
Regionen der Perioden Deklamation zu &#x017F;etzen,<lb/>
und Alles durch die Kun&#x017F;t zu heben,</p><lb/>
          <cit>
            <quote> <hi rendition="#et">&#x2014;&#x2014;&#x2014; die wie die Flo&#x0364;te<lb/>
to&#x0364;net, oder &#x2014;&#x2014;<lb/>
u&#x0364;ber die Flo&#x0364;te &#x017F;ich hebt.</hi> </quote>
            <bibl/>
          </cit><lb/>
          <p>Aus Alle die&#x017F;em muß nur immer ein <hi rendition="#fr">Rem-<lb/>
brand</hi> werden, und obgleich <hi rendition="#fr">Rembrand</hi> ein<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;er Mei&#x017F;ter &#x2014;&#x2014; &#x2014;&#x2014;</p><lb/>
          <p>Heil uns, m. Fr. zu un&#x017F;erm &#x2014; wie &#x017F;oll ich<lb/>
&#x017F;agen? <hi rendition="#fr">Guido, Corregio</hi> oder <hi rendition="#fr">Raphael!</hi><lb/>
Aber Engelge&#x017F;ichte hat er gemalt in Men&#x017F;chen-<lb/>
ge&#x017F;talt! Siehe dies Bild! welche Wahrheit!<lb/>
Leben! tiefe Seele! wie heben &#x017F;ich die Figuren<lb/>
von der Leinwand hervor, und &#x017F;prechen (nicht<lb/>
mit uns! uns &#x017F;ehen &#x017F;ie nicht an! denn &#x017F;ie &#x017F;ind<lb/>
nicht fu&#x0364;r uns gemahlt!) aber unter &#x017F;ich, wie han-<lb/>
deln, wie &#x017F;prechen &#x017F;ie, und umhu&#x0364;llen uns Ge&#x017F;icht<lb/>
und Seele. Wehe, der hier ausruft: &#x201E;das war<lb/>
&#x201E;noch Einmal ge&#x017F;ungen!&#x201E; &#x017F;ondern der es &#x017F;till<lb/>
fu&#x0364;hlt, &#x201E;das muß &#x017F;o empfunden gewe&#x017F;en &#x017F;eyn,<lb/>
oder &#x2014;</p><lb/>
          <p>Ode! &#x017F;ie wird wieder, was &#x017F;ie war! Ge-<lb/>
fu&#x0364;hl ganzer Situation des Lebens! Ge&#x017F;pra&#x0364;ch<lb/>
men&#x017F;chlichen Herzens &#x2014; mit Gott! mit &#x017F;ich!<lb/>
mit der ganzen Natur.</p><lb/>
          <p>Wohlklang! er wird was er war. Kein<lb/>
aufgeza&#x0364;hltes Harmonienkun&#x017F;t&#x017F;tu&#x0364;ck! Bewe-<lb/>
gung! Melodie des Herzens! Tanz! Jn Feh-<lb/>
lern und Eigenheiten, wie i&#x017F;t ein Genie noch<lb/>
u&#x0364;berall lehrend!</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Daß</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[116/0120] Regionen der Perioden Deklamation zu ſetzen, und Alles durch die Kunſt zu heben, ——— die wie die Floͤte toͤnet, oder —— uͤber die Floͤte ſich hebt. Aus Alle dieſem muß nur immer ein Rem- brand werden, und obgleich Rembrand ein groſſer Meiſter —— —— Heil uns, m. Fr. zu unſerm — wie ſoll ich ſagen? Guido, Corregio oder Raphael! Aber Engelgeſichte hat er gemalt in Menſchen- geſtalt! Siehe dies Bild! welche Wahrheit! Leben! tiefe Seele! wie heben ſich die Figuren von der Leinwand hervor, und ſprechen (nicht mit uns! uns ſehen ſie nicht an! denn ſie ſind nicht fuͤr uns gemahlt!) aber unter ſich, wie han- deln, wie ſprechen ſie, und umhuͤllen uns Geſicht und Seele. Wehe, der hier ausruft: „das war „noch Einmal geſungen!„ ſondern der es ſtill fuͤhlt, „das muß ſo empfunden geweſen ſeyn, oder — Ode! ſie wird wieder, was ſie war! Ge- fuͤhl ganzer Situation des Lebens! Geſpraͤch menſchlichen Herzens — mit Gott! mit ſich! mit der ganzen Natur. Wohlklang! er wird was er war. Kein aufgezaͤhltes Harmonienkunſtſtuͤck! Bewe- gung! Melodie des Herzens! Tanz! Jn Feh- lern und Eigenheiten, wie iſt ein Genie noch uͤberall lehrend! Daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_artundkunst_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_artundkunst_1773/120
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Von Deutscher Art und Kunst. Hamburg, 1773, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_artundkunst_1773/120>, abgerufen am 25.11.2024.