Herder, Johann Gottfried von: Von Deutscher Art und Kunst. Hamburg, 1773.und nun sehen Sie, wie es der Uebersetzer miß- Wie ganz anders hat Klopstock auch hier Auf Moos', am luftigen Bach etc. und
und nun ſehen Sie, wie es der Ueberſetzer miß- Wie ganz anders hat Klopſtock auch hier Auf Mooſ’, am luftigen Bach ꝛc. und
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0033" n="29"/> und nun ſehen Sie, wie es der Ueberſetzer miß-<lb/> braucht hat. Die vortrefliche, ſo vielſaitige<lb/> Goldharfe, die unter der Hand des daͤniſchen<lb/><hi rendition="#fr">Skalden</hi> allen Zauber- und Macht-und Leyer-<lb/> und Wunderton hat annehmen koͤnnen, ſo<lb/> wie gegenſeitig den Ton der Liebe, der Freund-<lb/> ſchaft, der Entzuͤckung, iſt in den Haͤnden des<lb/> Ueber ſetzers eine hoͤlzerne Trommel mit zween<lb/> Schlaͤgen geworden. — Schade nur, daß<lb/> eben dadurch die ſchoͤnen Lieder von <hi rendition="#fr">Selma</hi><lb/> und das ſuͤſſe <hi rendition="#fr">Carrikthura</hi> verunſtaltet ſind.<lb/> Jm erſten Bande hat der Ueberſetzer gar eine<lb/> Cantate in Reimen nach aller Form <hi rendition="#fr">erfunden,</hi><lb/> und da ihm nun kaum zwey Reime gelingen, ſo<lb/> ſinkt dies ganze Stuͤck faſt unter die Kritik hinab.</p><lb/> <p>Wie ganz anders hat <hi rendition="#fr">Klopſtock</hi> auch hier<lb/> z. E. in der Sprache gearbeitet! Der ſonſt ſo<lb/> ausflieſſende ausſtroͤmende Dichter, wie kurz!<lb/> wie ſtark und abgebrochen! wie altdeutſch hat<lb/> er ſich in ſeiner <hi rendition="#fr">Hermanns-Schlacht</hi> zu ſeyn<lb/> beſtrebt! Welche Proſe gleicht da wohl ſeinem<lb/> Hexameter! welch lyriſches Sylbenmaaß ſeinen<lb/> ſonſt ſo ſtroͤmenden griechiſchen Sylbenmaaſſen!<lb/> Wenn in ſeinem Bardit wenig Drama iſt:<lb/> ſo iſt wenigſtens das Lyriſche im Bardit, und<lb/> im Lyriſchen mindſtens der Wortbau ſo Dra-<lb/> matiſch, ſo Deutſch! — Leſen Sie z. E. das<lb/> edle, ſimple Stuͤckchen:</p><lb/> <cit> <quote>Auf Mooſ’, am luftigen Bach ꝛc.</quote> <bibl/> </cit><lb/> <fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [29/0033]
und nun ſehen Sie, wie es der Ueberſetzer miß-
braucht hat. Die vortrefliche, ſo vielſaitige
Goldharfe, die unter der Hand des daͤniſchen
Skalden allen Zauber- und Macht-und Leyer-
und Wunderton hat annehmen koͤnnen, ſo
wie gegenſeitig den Ton der Liebe, der Freund-
ſchaft, der Entzuͤckung, iſt in den Haͤnden des
Ueber ſetzers eine hoͤlzerne Trommel mit zween
Schlaͤgen geworden. — Schade nur, daß
eben dadurch die ſchoͤnen Lieder von Selma
und das ſuͤſſe Carrikthura verunſtaltet ſind.
Jm erſten Bande hat der Ueberſetzer gar eine
Cantate in Reimen nach aller Form erfunden,
und da ihm nun kaum zwey Reime gelingen, ſo
ſinkt dies ganze Stuͤck faſt unter die Kritik hinab.
Wie ganz anders hat Klopſtock auch hier
z. E. in der Sprache gearbeitet! Der ſonſt ſo
ausflieſſende ausſtroͤmende Dichter, wie kurz!
wie ſtark und abgebrochen! wie altdeutſch hat
er ſich in ſeiner Hermanns-Schlacht zu ſeyn
beſtrebt! Welche Proſe gleicht da wohl ſeinem
Hexameter! welch lyriſches Sylbenmaaß ſeinen
ſonſt ſo ſtroͤmenden griechiſchen Sylbenmaaſſen!
Wenn in ſeinem Bardit wenig Drama iſt:
ſo iſt wenigſtens das Lyriſche im Bardit, und
im Lyriſchen mindſtens der Wortbau ſo Dra-
matiſch, ſo Deutſch! — Leſen Sie z. E. das
edle, ſimple Stuͤckchen:
Auf Mooſ’, am luftigen Bach ꝛc.
und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |