Herder, Johann Gottfried von: Von Deutscher Art und Kunst. Hamburg, 1773.fortzuführen -- am besten also, wo er mir in Die Anmerkungen, die Sie "über das Dra- keln,
fortzufuͤhren — am beſten alſo, wo er mir in Die Anmerkungen, die Sie „uͤber das Dra- keln,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0035" n="31"/> fortzufuͤhren — am beſten alſo, wo er mir in<lb/> die Haͤnde faͤllt.</p><lb/> <p>Die Anmerkungen, die Sie „uͤber das <hi rendition="#fr">Dra-<lb/> matiſche in den alten Liedern‟</hi> dieſer<lb/> Art machen, iſt ſo nach meinem Sinn, daß ichs<lb/> mir immer mit unter dem Charakterſtuͤcken der<lb/> Alten gedacht habe, die wir Neuere ſo wenig er-<lb/> reichen, als ein todtes momentariſches Ge-<lb/> maͤlde eine fortgehende, handelnde, lebendige<lb/> Scene. Jenes ſind unſre Oden; dies die ly-<lb/> riſchen Stuͤcke der Alten, inſonderheit wilder<lb/> Voͤlker. Alle Reden und Gedichte derſelben<lb/> ſind Handlung: Leſen Sie z. E. im Charle-<lb/> voix ſelbſt die unvorbereitete Kriegs-und Frie-<lb/> densrede des <hi rendition="#fr">Eskimaux:</hi> es iſt alles in ihr<lb/> Bild, Strophe, Scene! Was fuͤr Handlung<lb/> in <hi rendition="#fr">Odins</hi> Hoͤllenfahrt, im <hi rendition="#fr">Webegeſange<lb/> der Valkyriur,</hi> im <hi rendition="#fr">Beſchwoͤrungsliede<lb/> der Hervor,</hi> und bey <hi rendition="#fr">Oſſian</hi> auf jeder Seite,<lb/> in jedem Stuͤcke! Damit Sie nun nicht wie-<lb/> der ſagen, daß ich Jhnen viel nenne und nichts<lb/> gebe: ſo mache ich mit Abtragung meiner<lb/> Schuld den Anfang, und lege Jhnen, zumal<lb/> ich jetzt zu ſchreiben, nicht mehr Zeit habe, ein<lb/> paar der genannten bey. Jch haͤtte ſie Jhnen<lb/> ſo neu aufſtutzen und idealiſiren koͤnnen: denn<lb/> blieben ſie ja aber nicht mehr, was ſie jetzt ſind,<lb/> und eben | am Alengo der Bildſaͤule, am dun-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">keln,</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [31/0035]
fortzufuͤhren — am beſten alſo, wo er mir in
die Haͤnde faͤllt.
Die Anmerkungen, die Sie „uͤber das Dra-
matiſche in den alten Liedern‟ dieſer
Art machen, iſt ſo nach meinem Sinn, daß ichs
mir immer mit unter dem Charakterſtuͤcken der
Alten gedacht habe, die wir Neuere ſo wenig er-
reichen, als ein todtes momentariſches Ge-
maͤlde eine fortgehende, handelnde, lebendige
Scene. Jenes ſind unſre Oden; dies die ly-
riſchen Stuͤcke der Alten, inſonderheit wilder
Voͤlker. Alle Reden und Gedichte derſelben
ſind Handlung: Leſen Sie z. E. im Charle-
voix ſelbſt die unvorbereitete Kriegs-und Frie-
densrede des Eskimaux: es iſt alles in ihr
Bild, Strophe, Scene! Was fuͤr Handlung
in Odins Hoͤllenfahrt, im Webegeſange
der Valkyriur, im Beſchwoͤrungsliede
der Hervor, und bey Oſſian auf jeder Seite,
in jedem Stuͤcke! Damit Sie nun nicht wie-
der ſagen, daß ich Jhnen viel nenne und nichts
gebe: ſo mache ich mit Abtragung meiner
Schuld den Anfang, und lege Jhnen, zumal
ich jetzt zu ſchreiben, nicht mehr Zeit habe, ein
paar der genannten bey. Jch haͤtte ſie Jhnen
ſo neu aufſtutzen und idealiſiren koͤnnen: denn
blieben ſie ja aber nicht mehr, was ſie jetzt ſind,
und eben | am Alengo der Bildſaͤule, am dun-
keln,
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