Herder, Johann Gottfried von: Kapitel 5; Kapitel 6. In: Über die neuere Deutsche Litteratur. […] Dritte Sammlung. Riga, 1767, S. 50–75.che nur allmählich gewöhnen: ich muß nicht wie aus den Wolken zu ihm reden: sondern auf seinen Grund und Boden treten, und ihn allgemach in meine Sphäre heben. Unter der großen Menge von Beispielen wähle ich die mir hier beifallen. Der gemeine Mann liest wenig, und noch weniger ist für ihn geschrieben. Dies Wochenblatt* soll für ihn geschrieben seyn? - Unmöglich! denn es ist voll Bücherwitz voll gelehrter Gründlichkeit, in einer Sprache, die die Büchermotten verstehen mögen, aber nicht er, der statt Büchern unter Menschen wandelt, sie mögen seyn, von was Stande sie wollen. Der Mensch, der Mann, die Frau, der Gesellige, und wie der Leser weiter will, ist vor dem Pulte geschrieben, und hat nicht die Sprache in seiner Gewalt, die jeder Leser sich von der Zunge gerissen glaubt, in der er * Eine der schönsten neuern Wochenschriften, der Hypochondrist, hat uns wieder an den Einfall erinnert: wie eine Provinzialwochenschrift, die dies in hohem Verstande wäre, ein originales Werk seyn könnte, das blos mit den Sitten dieser Provinz unterginge, und das Lieblingsbuch etlicher Zeitalter wäre.
che nur allmählich gewöhnen: ich muß nicht wie aus den Wolken zu ihm reden: sondern auf seinen Grund und Boden treten, und ihn allgemach in meine Sphäre heben. Unter der großen Menge von Beispielen wähle ich die mir hier beifallen. Der gemeine Mann liest wenig, und noch weniger ist für ihn geschrieben. Dies Wochenblatt* soll für ihn geschrieben seyn? – Unmöglich! denn es ist voll Bücherwitz voll gelehrter Gründlichkeit, in einer Sprache, die die Büchermotten verstehen mögen, aber nicht er, der statt Büchern unter Menschen wandelt, sie mögen seyn, von was Stande sie wollen. Der Mensch, der Mann, die Frau, der Gesellige, und wie der Leser weiter will, ist vor dem Pulte geschrieben, und hat nicht die Sprache in seiner Gewalt, die jeder Leser sich von der Zunge gerissen glaubt, in der er * Eine der schönsten neuern Wochenschriften, der Hypochondrist, hat uns wieder an den Einfall erinnert: wie eine Provinzialwochenschrift, die dies in hohem Verstande wäre, ein originales Werk seyn könnte, das blos mit den Sitten dieser Provinz unterginge, und das Lieblingsbuch etlicher Zeitalter wäre.
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che nur allmählich gewöhnen: ich muß nicht wie aus den Wolken zu ihm reden: sondern auf seinen Grund und Boden treten, und ihn allgemach in meine Sphäre heben. Unter der großen Menge von Beispielen wähle ich die mir hier beifallen.
Der gemeine Mann liest wenig, und noch weniger ist für ihn geschrieben. Dies Wochenblatt * soll für ihn geschrieben seyn? – Unmöglich! denn es ist voll Bücherwitz voll gelehrter Gründlichkeit, in einer Sprache, die die Büchermotten verstehen mögen, aber nicht er, der statt Büchern unter Menschen wandelt, sie mögen seyn, von was Stande sie wollen. Der Mensch, der Mann, die Frau, der Gesellige, und wie der Leser weiter will, ist vor dem Pulte geschrieben, und hat nicht die Sprache in seiner Gewalt, die jeder Leser sich von der Zunge gerissen glaubt, in der er
* Eine der schönsten neuern Wochenschriften, der Hypochondrist, hat uns wieder an den Einfall erinnert: wie eine Provinzialwochenschrift, die dies in hohem Verstande wäre, ein originales Werk seyn könnte, das blos mit den Sitten dieser Provinz unterginge, und das Lieblingsbuch etlicher Zeitalter wäre.
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Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
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