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Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784.

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betrachten, durch die unsre Erde zur Organisation unsrer
Pflanzen, mithin auch der Thiere und Menschen fähig ward.
Wären auf ihr andre Metalle zerstreut gewesen, wie jetzt das
Eisen ist, das sich allenthalben, auch in Wasser, Erde, Pflan-
zen, Thieren und Menschen findet: hätten sich die Erdharze,
die Schwefel in der Menge auf ihr gefunden, in der sich
jetzt der Sand, der Thon, und endlich die gute fruchtbare
Erde findet: welch andre Geschöpfe hätten a f ihr leben
müssen! Geschöpfe, in denen auch eine schärfere Temperatur
herrschte, statt daß jetzt der Vater der Welt die Bestandtheile
unsrer nährenden Pflanzen zu mildern Salzen und Oelen
machte. Hiezu bereitet sich allmählich der lose Sand, der
veste Thon, der moosige Torf; ja selbst die wilde Eisenerde
und der harte Fels muß sich dazu bequemen. Die er ver-
wittert mit der Zeit und giebt trocknen Bäumen, wenigstens
dem dürren Moose Raum; jene war unter den Metallen nicht
nur die gesundeste, sondern auch die lenkbarste zur Vegeta-
tion und Nahrung. Luft und Thau, Regen und Schnee,
Wasser und Winde düngen die Erde natürlich; die ihr zu-
gemischten kalischen Kalkarten helfen ihrer Fruchtbarkeit
künstlich auf und am meisten befördert diese der Tod der
Pflanzen und Thiere. Heilsame Mutter, wie haushälte-
risch und ersetzend war dein Cirkel! Aller Tod wird neues
Leben: die verwesende Fäulung selbst bereitet Gesundheit und
frische Kräfte.


Es

betrachten, durch die unſre Erde zur Organiſation unſrer
Pflanzen, mithin auch der Thiere und Menſchen faͤhig ward.
Waͤren auf ihr andre Metalle zerſtreut geweſen, wie jetzt das
Eiſen iſt, das ſich allenthalben, auch in Waſſer, Erde, Pflan-
zen, Thieren und Menſchen findet: haͤtten ſich die Erdharze,
die Schwefel in der Menge auf ihr gefunden, in der ſich
jetzt der Sand, der Thon, und endlich die gute fruchtbare
Erde findet: welch andre Geſchoͤpfe haͤtten a f ihr leben
muͤſſen! Geſchoͤpfe, in denen auch eine ſchaͤrfere Temperatur
herrſchte, ſtatt daß jetzt der Vater der Welt die Beſtandtheile
unſrer naͤhrenden Pflanzen zu mildern Salzen und Oelen
machte. Hiezu bereitet ſich allmaͤhlich der loſe Sand, der
veſte Thon, der mooſige Torf; ja ſelbſt die wilde Eiſenerde
und der harte Fels muß ſich dazu bequemen. Die er ver-
wittert mit der Zeit und giebt trocknen Baͤumen, wenigſtens
dem duͤrren Mooſe Raum; jene war unter den Metallen nicht
nur die geſundeſte, ſondern auch die lenkbarſte zur Vegeta-
tion und Nahrung. Luft und Thau, Regen und Schnee,
Waſſer und Winde duͤngen die Erde natuͤrlich; die ihr zu-
gemiſchten kaliſchen Kalkarten helfen ihrer Fruchtbarkeit
kuͤnſtlich auf und am meiſten befoͤrdert dieſe der Tod der
Pflanzen und Thiere. Heilſame Mutter, wie haushaͤlte-
riſch und erſetzend war dein Cirkel! Aller Tod wird neues
Leben: die verweſende Faͤulung ſelbſt bereitet Geſundheit und
friſche Kraͤfte.


Es
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[62/0084] betrachten, durch die unſre Erde zur Organiſation unſrer Pflanzen, mithin auch der Thiere und Menſchen faͤhig ward. Waͤren auf ihr andre Metalle zerſtreut geweſen, wie jetzt das Eiſen iſt, das ſich allenthalben, auch in Waſſer, Erde, Pflan- zen, Thieren und Menſchen findet: haͤtten ſich die Erdharze, die Schwefel in der Menge auf ihr gefunden, in der ſich jetzt der Sand, der Thon, und endlich die gute fruchtbare Erde findet: welch andre Geſchoͤpfe haͤtten a f ihr leben muͤſſen! Geſchoͤpfe, in denen auch eine ſchaͤrfere Temperatur herrſchte, ſtatt daß jetzt der Vater der Welt die Beſtandtheile unſrer naͤhrenden Pflanzen zu mildern Salzen und Oelen machte. Hiezu bereitet ſich allmaͤhlich der loſe Sand, der veſte Thon, der mooſige Torf; ja ſelbſt die wilde Eiſenerde und der harte Fels muß ſich dazu bequemen. Die er ver- wittert mit der Zeit und giebt trocknen Baͤumen, wenigſtens dem duͤrren Mooſe Raum; jene war unter den Metallen nicht nur die geſundeſte, ſondern auch die lenkbarſte zur Vegeta- tion und Nahrung. Luft und Thau, Regen und Schnee, Waſſer und Winde duͤngen die Erde natuͤrlich; die ihr zu- gemiſchten kaliſchen Kalkarten helfen ihrer Fruchtbarkeit kuͤnſtlich auf und am meiſten befoͤrdert dieſe der Tod der Pflanzen und Thiere. Heilſame Mutter, wie haushaͤlte- riſch und erſetzend war dein Cirkel! Aller Tod wird neues Leben: die verweſende Faͤulung ſelbſt bereitet Geſundheit und friſche Kraͤfte. Es

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte01_1784/84>, abgerufen am 21.11.2024.