sich selbst gebildet d. i. aus dem schwangern Chaos, daraus unsre Erde werden sollte, verdichtend niedergesetzt habe. Die Mosaische Tradition schneidet aber auch dies Chaos ab und schildert sogleich den Felsen; auch jene chaotischen Ungeheuer und Wundergestalten der ältern Traditionen gehen damit in den Abgrund. Das Eine, was dies philosophische Stück mit jenen Sagen gemein hat, sind etwa die Elohim, vielleicht den Lahen, den Zophesamim u. f. vergleichbar, hier aber zum Be- grif einer wirkenden Einheit geläutert. Sie sind nicht Ge- schöpfe; sondern der Schöpfer.
Die Schöpfung der Dinge fängt mit dem Licht an: hiedurch trennet sich die alte Nacht, hiedurch scheiden sich die Elemente; und was kennten wir nach ältern und neuern Erfahrungen für ein andres sowohl scheidendes als be- lebendes Principium der Natur, als das Licht oder wenn man will, das Elementarfeuer? Ueberall ists in die Natur verbrei- tet; nur nach Verwandschaft der Körper ungleich vertheilet. Jn beständiger Bewegung und Thätigkeit, durch sich selbst flüßig und geschäftig, ists die Ursache aller Flüßigkeit, Wärme und Bewegung. Selbst das elektrische Principium erscheinet nur als eine Modification desselben; und da alles Leben der Na- tur nur durch Wärme entwickelt wird und sich durch Bewegung des Flüßigen äußert, da nicht nur der Same der Thiere durch
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ſich ſelbſt gebildet d. i. aus dem ſchwangern Chaos, daraus unſre Erde werden ſollte, verdichtend niedergeſetzt habe. Die Moſaiſche Tradition ſchneidet aber auch dies Chaos ab und ſchildert ſogleich den Felſen; auch jene chaotiſchen Ungeheuer und Wundergeſtalten der aͤltern Traditionen gehen damit in den Abgrund. Das Eine, was dies philoſophiſche Stuͤck mit jenen Sagen gemein hat, ſind etwa die Elohim, vielleicht den Lahen, den Zopheſamim u. f. vergleichbar, hier aber zum Be- grif einer wirkenden Einheit gelaͤutert. Sie ſind nicht Ge- ſchoͤpfe; ſondern der Schoͤpfer.
Die Schoͤpfung der Dinge faͤngt mit dem Licht an: hiedurch trennet ſich die alte Nacht, hiedurch ſcheiden ſich die Elemente; und was kennten wir nach aͤltern und neuern Erfahrungen fuͤr ein andres ſowohl ſcheidendes als be- lebendes Principium der Natur, als das Licht oder wenn man will, das Elementarfeuer? Ueberall iſts in die Natur verbrei- tet; nur nach Verwandſchaft der Koͤrper ungleich vertheilet. Jn beſtaͤndiger Bewegung und Thaͤtigkeit, durch ſich ſelbſt fluͤßig und geſchaͤftig, iſts die Urſache aller Fluͤßigkeit, Waͤrme und Bewegung. Selbſt das elektriſche Principium erſcheinet nur als eine Modification deſſelben; und da alles Leben der Na- tur nur durch Waͤrme entwickelt wird und ſich durch Bewegung des Fluͤßigen aͤußert, da nicht nur der Same der Thiere durch
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ſich ſelbſt gebildet d. i. aus dem ſchwangern Chaos, daraus
unſre Erde werden ſollte, verdichtend niedergeſetzt habe. Die
Moſaiſche Tradition ſchneidet aber auch dies Chaos ab und
ſchildert ſogleich den Felſen; auch jene chaotiſchen Ungeheuer
und Wundergeſtalten der aͤltern Traditionen gehen damit in
den Abgrund. Das Eine, was dies philoſophiſche Stuͤck mit
jenen Sagen gemein hat, ſind etwa die Elohim, vielleicht den
Lahen, den Zopheſamim u. f. vergleichbar, hier aber zum Be-
grif einer wirkenden Einheit gelaͤutert. Sie ſind nicht Ge-
ſchoͤpfe; ſondern der Schoͤpfer.
Die Schoͤpfung der Dinge faͤngt mit dem Licht an:
hiedurch trennet ſich die alte Nacht, hiedurch ſcheiden
ſich die Elemente; und was kennten wir nach aͤltern und
neuern Erfahrungen fuͤr ein andres ſowohl ſcheidendes als be-
lebendes Principium der Natur, als das Licht oder wenn man
will, das Elementarfeuer? Ueberall iſts in die Natur verbrei-
tet; nur nach Verwandſchaft der Koͤrper ungleich vertheilet.
Jn beſtaͤndiger Bewegung und Thaͤtigkeit, durch ſich ſelbſt
fluͤßig und geſchaͤftig, iſts die Urſache aller Fluͤßigkeit, Waͤrme
und Bewegung. Selbſt das elektriſche Principium erſcheinet
nur als eine Modification deſſelben; und da alles Leben der Na-
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Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 2. Riga u. a., 1785, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte02_1785/327>, abgerufen am 22.12.2024.
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