nehmsten Ebnen, die Abwechselungen des Klima mit Sturm- winden, Hitze, Kälte, und der schönsten Zeit, nebst noch einer Reihe andrer Ursachen scheinen diese hart zusammenge- setzten Züge zu erklären. Jn einem verschiednen Welttheil muste sich auch eine verschiedne-Menschengestalt erzeugen, deren Charakter viel sinnliche Lebenskraft, eine große Dauer, aber auch ein Uebergang zum Aeussersten in der Bildung, welches allemal thierisch ist, zu seyn scheinet. Die Cultur und Regierungsform der Abessinier ist ihrer Gestalt sowohl als der Beschaffenheit ihres Landes gemäß, ein rohes Ge- misch von Christen- und Heidenthum, von freyer Sorglo- sigkeit und von barbarischem Despotismus.
Auf der andern Seite von Afrika kennen wir die Ber- bers oder Brebers gleichergestalt zu wenig, um von ihnen urtheilen zu können. Jhr Aufenthalt auf den Atlas-Ge- bürgen und ihre harte, muntre Lebensweise hat ihnen die wohlgewachsne, leichte und hurtige Gestalt erhalten, die sie auch von den Arabern unterscheideta). Sie sind also noch nichts minder als ein Volk von Negerbildung, so wenig es die Mauren sind: denn diese letzten sind mit andern Völkern vermischte Arabische Geschlechter. Ein schönes Volk, sagt
ein
a)Höst Nachrichten von Marokos S. 141. vgl. mit 132. u. f.
E 3
nehmſten Ebnen, die Abwechſelungen des Klima mit Sturm- winden, Hitze, Kaͤlte, und der ſchoͤnſten Zeit, nebſt noch einer Reihe andrer Urſachen ſcheinen dieſe hart zuſammenge- ſetzten Zuͤge zu erklaͤren. Jn einem verſchiednen Welttheil muſte ſich auch eine verſchiedne-Menſchengeſtalt erzeugen, deren Charakter viel ſinnliche Lebenskraft, eine große Dauer, aber auch ein Uebergang zum Aeuſſerſten in der Bildung, welches allemal thieriſch iſt, zu ſeyn ſcheinet. Die Cultur und Regierungsform der Abeſſinier iſt ihrer Geſtalt ſowohl als der Beſchaffenheit ihres Landes gemaͤß, ein rohes Ge- miſch von Chriſten- und Heidenthum, von freyer Sorglo- ſigkeit und von barbariſchem Deſpotismus.
Auf der andern Seite von Afrika kennen wir die Ber- bers oder Brebers gleichergeſtalt zu wenig, um von ihnen urtheilen zu koͤnnen. Jhr Aufenthalt auf den Atlas-Ge- buͤrgen und ihre harte, muntre Lebensweiſe hat ihnen die wohlgewachſne, leichte und hurtige Geſtalt erhalten, die ſie auch von den Arabern unterſcheideta). Sie ſind alſo noch nichts minder als ein Volk von Negerbildung, ſo wenig es die Mauren ſind: denn dieſe letzten ſind mit andern Voͤlkern vermiſchte Arabiſche Geſchlechter. Ein ſchoͤnes Volk, ſagt
ein
a)Hoͤſt Nachrichten von Marokos S. 141. vgl. mit 132. u. f.
E 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0049"n="37"/>
nehmſten Ebnen, die Abwechſelungen des Klima mit Sturm-<lb/>
winden, Hitze, Kaͤlte, und der ſchoͤnſten Zeit, nebſt noch<lb/>
einer Reihe andrer Urſachen ſcheinen dieſe hart zuſammenge-<lb/>ſetzten Zuͤge zu erklaͤren. Jn einem verſchiednen Welttheil<lb/>
muſte ſich auch eine verſchiedne-Menſchengeſtalt erzeugen,<lb/>
deren Charakter viel ſinnliche Lebenskraft, eine große Dauer,<lb/>
aber auch ein Uebergang zum Aeuſſerſten in der Bildung,<lb/>
welches allemal thieriſch iſt, zu ſeyn ſcheinet. Die Cultur<lb/>
und Regierungsform der Abeſſinier iſt ihrer Geſtalt ſowohl<lb/>
als der Beſchaffenheit ihres Landes gemaͤß, ein rohes Ge-<lb/>
miſch von Chriſten- und Heidenthum, von freyer Sorglo-<lb/>ſigkeit und von barbariſchem Deſpotismus.</p><lb/><p>Auf der andern Seite von Afrika kennen wir die <hirendition="#fr">Ber-<lb/>
bers</hi> oder <hirendition="#fr">Brebers</hi> gleichergeſtalt zu wenig, um von ihnen<lb/>
urtheilen zu koͤnnen. Jhr Aufenthalt auf den Atlas-Ge-<lb/>
buͤrgen und ihre harte, muntre Lebensweiſe hat ihnen die<lb/>
wohlgewachſne, leichte und hurtige Geſtalt erhalten, die ſie<lb/>
auch von den Arabern unterſcheidet<noteplace="foot"n="a)"><hirendition="#fr">Hoͤſt</hi> Nachrichten von Marokos S. 141. vgl. mit 132. u. f.</note>. Sie ſind alſo noch<lb/>
nichts minder als ein Volk von Negerbildung, ſo wenig es<lb/>
die Mauren ſind: denn dieſe letzten ſind mit andern Voͤlkern<lb/>
vermiſchte Arabiſche Geſchlechter. Ein ſchoͤnes Volk, ſagt<lb/><fwplace="bottom"type="sig">E 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">ein</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[37/0049]
nehmſten Ebnen, die Abwechſelungen des Klima mit Sturm-
winden, Hitze, Kaͤlte, und der ſchoͤnſten Zeit, nebſt noch
einer Reihe andrer Urſachen ſcheinen dieſe hart zuſammenge-
ſetzten Zuͤge zu erklaͤren. Jn einem verſchiednen Welttheil
muſte ſich auch eine verſchiedne-Menſchengeſtalt erzeugen,
deren Charakter viel ſinnliche Lebenskraft, eine große Dauer,
aber auch ein Uebergang zum Aeuſſerſten in der Bildung,
welches allemal thieriſch iſt, zu ſeyn ſcheinet. Die Cultur
und Regierungsform der Abeſſinier iſt ihrer Geſtalt ſowohl
als der Beſchaffenheit ihres Landes gemaͤß, ein rohes Ge-
miſch von Chriſten- und Heidenthum, von freyer Sorglo-
ſigkeit und von barbariſchem Deſpotismus.
Auf der andern Seite von Afrika kennen wir die Ber-
bers oder Brebers gleichergeſtalt zu wenig, um von ihnen
urtheilen zu koͤnnen. Jhr Aufenthalt auf den Atlas-Ge-
buͤrgen und ihre harte, muntre Lebensweiſe hat ihnen die
wohlgewachſne, leichte und hurtige Geſtalt erhalten, die ſie
auch von den Arabern unterſcheidet a). Sie ſind alſo noch
nichts minder als ein Volk von Negerbildung, ſo wenig es
die Mauren ſind: denn dieſe letzten ſind mit andern Voͤlkern
vermiſchte Arabiſche Geſchlechter. Ein ſchoͤnes Volk, ſagt
ein
a) Hoͤſt Nachrichten von Marokos S. 141. vgl. mit 132. u. f.
E 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 2. Riga u. a., 1785, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte02_1785/49>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.