Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 1. Riga, 1793.meine Pflichten, und an die wenigen tugend- Beglückt, wer in der Weisen Tempel u. f. "Ihr eifert gegen Jesuiten und Aber- meine Pflichten, und an die wenigen tugend- Begluͤckt, wer in der Weiſen Tempel u. f. „Ihr eifert gegen Jeſuiten und Aber- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0117" n="110"/> meine Pflichten, und an die wenigen tugend-<lb/> haften Menſchen, die ich kenne. Meine<lb/> Laufbahn iſt ſchwer, voll Dornen und Di-<lb/> ſteln. Ich habe allen Gram erprobt, der<lb/> irgend die Menſchheit kraͤnken kann, und<lb/> mir oft die ſchoͤnen Verſe wiederholet:</p><lb/> <p>Begluͤckt, wer in der Weiſen Tempel u. f.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>„Ihr eifert gegen Jeſuiten und Aber-<lb/> glauben. Es iſt gut, gegen den Irrthum<lb/> zu ſtreiten; glaubt aber nicht, daß die Welt<lb/> ſich je aͤndern werde. Der menſchliche Geiſt<lb/> iſt ſchwach; mehr als drei Viertheile der<lb/> Menſchen ſind zu Sklaven des ungereimte-<lb/> ſten Fanatismus gebohren. Die Furcht vor<lb/> Hoͤlle und Teufel benebelt ihnen die Augen;<lb/> ſie verabſcheuen den Weiſen, der ihnen Licht<lb/> ſchaffen will. Der große Haufe unſres Ge-<lb/> ſchlechts iſt dumm und boshaft. Umſonſt<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [110/0117]
meine Pflichten, und an die wenigen tugend-
haften Menſchen, die ich kenne. Meine
Laufbahn iſt ſchwer, voll Dornen und Di-
ſteln. Ich habe allen Gram erprobt, der
irgend die Menſchheit kraͤnken kann, und
mir oft die ſchoͤnen Verſe wiederholet:
Begluͤckt, wer in der Weiſen Tempel u. f.
„Ihr eifert gegen Jeſuiten und Aber-
glauben. Es iſt gut, gegen den Irrthum
zu ſtreiten; glaubt aber nicht, daß die Welt
ſich je aͤndern werde. Der menſchliche Geiſt
iſt ſchwach; mehr als drei Viertheile der
Menſchen ſind zu Sklaven des ungereimte-
ſten Fanatismus gebohren. Die Furcht vor
Hoͤlle und Teufel benebelt ihnen die Augen;
ſie verabſcheuen den Weiſen, der ihnen Licht
ſchaffen will. Der große Haufe unſres Ge-
ſchlechts iſt dumm und boshaft. Umſonſt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |