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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 1. Riga, 1793.

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hob, dieser sank; so lernt man von beiden.
Schon der alte Hesiodus unterschied zwo
Gattungen der Eifersucht, die böse und die
gute; diese beschreibt er als nützlich, jene
als niederträchtig und schädlich. Je mehr
sich die Einrichtung menschlicher Dinge
bessert, um so mehr muß auch der falschen
Eifersucht Zaum und Zügel angelegt werden,
indem nämlich die freie und edle Eifersucht
emporkommt. Wer sollte sich nicht einen
Zustand denken können, in welchem alle
Handlungen und Vortheile der Menschen
natürlich betrachtet, mithin auch also ge-
schätzt und erworben werden? Da tritt so-
dann das Gute und Böse gleich ans Licht;
jeder darf frei darüber sprechen und daran
lernen. Wie weit Wir aber noch von die-
sem Ziele sind, mag nur der Markt der
Wissenschaft
zeigen. Wie selten urtheilt
ein Beurtheiler fremder Werke nach der

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hob, dieſer ſank; ſo lernt man von beiden.
Schon der alte Heſiodus unterſchied zwo
Gattungen der Eiferſucht, die boͤſe und die
gute; dieſe beſchreibt er als nuͤtzlich, jene
als niedertraͤchtig und ſchaͤdlich. Je mehr
ſich die Einrichtung menſchlicher Dinge
beſſert, um ſo mehr muß auch der falſchen
Eiferſucht Zaum und Zuͤgel angelegt werden,
indem naͤmlich die freie und edle Eiferſucht
emporkommt. Wer ſollte ſich nicht einen
Zuſtand denken koͤnnen, in welchem alle
Handlungen und Vortheile der Menſchen
natuͤrlich betrachtet, mithin auch alſo ge-
ſchaͤtzt und erworben werden? Da tritt ſo-
dann das Gute und Boͤſe gleich ans Licht;
jeder darf frei daruͤber ſprechen und daran
lernen. Wie weit Wir aber noch von die-
ſem Ziele ſind, mag nur der Markt der
Wiſſenſchaft
zeigen. Wie ſelten urtheilt
ein Beurtheiler fremder Werke nach der

B 5
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[25/0032] hob, dieſer ſank; ſo lernt man von beiden. Schon der alte Heſiodus unterſchied zwo Gattungen der Eiferſucht, die boͤſe und die gute; dieſe beſchreibt er als nuͤtzlich, jene als niedertraͤchtig und ſchaͤdlich. Je mehr ſich die Einrichtung menſchlicher Dinge beſſert, um ſo mehr muß auch der falſchen Eiferſucht Zaum und Zuͤgel angelegt werden, indem naͤmlich die freie und edle Eiferſucht emporkommt. Wer ſollte ſich nicht einen Zuſtand denken koͤnnen, in welchem alle Handlungen und Vortheile der Menſchen natuͤrlich betrachtet, mithin auch alſo ge- ſchaͤtzt und erworben werden? Da tritt ſo- dann das Gute und Boͤſe gleich ans Licht; jeder darf frei daruͤber ſprechen und daran lernen. Wie weit Wir aber noch von die- ſem Ziele ſind, mag nur der Markt der Wiſſenſchaft zeigen. Wie ſelten urtheilt ein Beurtheiler fremder Werke nach der B 5

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 1. Riga, 1793, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet01_1793/32>, abgerufen am 21.11.2024.