Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 1. Riga, 1793.Das Vaterland beglückt zu sehn, Ist dir die göttlichste der Freuden, Ist dir Ambrosia, selbst in dem härtsten Leiden, Wann Bürger dich undankbar schmähn. Bis dich der Himmel wieder ruft, Die lichte Wohnung wahrer Helden, Und wer du warest, einst des Volkes Thränen melden, Verströmt um deine stille Gruft. Unrühmlich, unbeweint im Tod, Vermodern in vergeßnen Hölen Die Bürger schlimmer Art, in deren kleinen Seelen, Nur niedrer Eigennutz gebot. Die Schändlichen! Das Vaterland,
Das ihnen, was sie hatten, Leben, Ruh, Ehr' und Ueberfluß und sichre Luft gegeben, Bat hülflos mit erhobner Hand; Das Vaterland begluͤckt zu ſehn, Iſt dir die goͤttlichſte der Freuden, Iſt dir Ambroſia, ſelbſt in dem haͤrtſten Leiden, Wann Buͤrger dich undankbar ſchmaͤhn. Bis dich der Himmel wieder ruft, Die lichte Wohnung wahrer Helden, Und wer du wareſt, einſt des Volkes Thraͤnen melden, Verſtroͤmt um deine ſtille Gruft. Unruͤhmlich, unbeweint im Tod, Vermodern in vergeßnen Hoͤlen Die Buͤrger ſchlimmer Art, in deren kleinen Seelen, Nur niedrer Eigennutz gebot. Die Schaͤndlichen! Das Vaterland,
Das ihnen, was ſie hatten, Leben, Ruh, Ehr' und Ueberfluß und ſichre Luft gegeben, Bat huͤlflos mit erhobner Hand; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0061" n="54"/> </l> <lg n="8"> <l>Das Vaterland begluͤckt zu ſehn,</l><lb/> <l>Iſt dir die goͤttlichſte der Freuden,</l><lb/> <l>Iſt dir Ambroſia, ſelbſt in dem haͤrtſten</l><lb/> <l>Leiden,</l><lb/> <l>Wann Buͤrger dich undankbar ſchmaͤhn.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Bis dich der Himmel wieder ruft,</l><lb/> <l>Die lichte Wohnung wahrer Helden,</l><lb/> <l>Und wer du wareſt, einſt des Volkes Thraͤnen</l><lb/> <l>melden,</l><lb/> <l>Verſtroͤmt um deine ſtille Gruft.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Unruͤhmlich, unbeweint im Tod,</l><lb/> <l>Vermodern in vergeßnen Hoͤlen</l><lb/> <l>Die Buͤrger ſchlimmer Art, in deren kleinen</l><lb/> <l>Seelen,</l><lb/> <l>Nur niedrer Eigennutz gebot.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Die Schaͤndlichen! Das Vaterland,</l><lb/> <l>Das ihnen, was ſie hatten, Leben,</l><lb/> <l>Ruh, Ehr' und Ueberfluß und ſichre Luft</l><lb/> <l>gegeben,</l><lb/> <l>Bat huͤlflos mit erhobner Hand;</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [54/0061]
Das Vaterland begluͤckt zu ſehn,
Iſt dir die goͤttlichſte der Freuden,
Iſt dir Ambroſia, ſelbſt in dem haͤrtſten
Leiden,
Wann Buͤrger dich undankbar ſchmaͤhn.
Bis dich der Himmel wieder ruft,
Die lichte Wohnung wahrer Helden,
Und wer du wareſt, einſt des Volkes Thraͤnen
melden,
Verſtroͤmt um deine ſtille Gruft.
Unruͤhmlich, unbeweint im Tod,
Vermodern in vergeßnen Hoͤlen
Die Buͤrger ſchlimmer Art, in deren kleinen
Seelen,
Nur niedrer Eigennutz gebot.
Die Schaͤndlichen! Das Vaterland,
Das ihnen, was ſie hatten, Leben,
Ruh, Ehr' und Ueberfluß und ſichre Luft
gegeben,
Bat huͤlflos mit erhobner Hand;
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