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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 1. Riga, 1793.

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Und daß sein Herz den Empfindungen
der Humanität, der Freundschaft, der
Bruder- und Schwesterliebe, dem Zuge zu
allem Großen und Guten, nicht verschloßen
gewesen, zeigen hundert Stellen seiner
Schriften, tausend Momente seines Lebens.
In jüngern Jahren hatte er einen Brief
über die Humanität
geschrieben, von
dem er viel zu halten scheint, den ich aber
in seinen Schriften nicht finde; er sagt von
ihm:

"Es scheint, man stärke sich in einer Ge-
sinnung, wenn man seinem Geist alle Gründe
vorhält, die sie unterstützen. Und dies be-
stimmte mich, über die Humanität zu schrei-
ben. Sie ist, nach meiner Meinung, die
einzige Tugend und soll insonderheit denen
als Eigenthum zugehören, die ihr Stand in
der Welt unterscheidet. Ein Landesherr,
er sei groß oder klein, soll als ein Mensch

Und daß ſein Herz den Empfindungen
der Humanitaͤt, der Freundſchaft, der
Bruder- und Schweſterliebe, dem Zuge zu
allem Großen und Guten, nicht verſchloßen
geweſen, zeigen hundert Stellen ſeiner
Schriften, tauſend Momente ſeines Lebens.
In juͤngern Jahren hatte er einen Brief
uͤber die Humanitaͤt
geſchrieben, von
dem er viel zu halten ſcheint, den ich aber
in ſeinen Schriften nicht finde; er ſagt von
ihm:

„Es ſcheint, man ſtaͤrke ſich in einer Ge-
ſinnung, wenn man ſeinem Geiſt alle Gruͤnde
vorhaͤlt, die ſie unterſtuͤtzen. Und dies be-
ſtimmte mich, uͤber die Humanitaͤt zu ſchrei-
ben. Sie iſt, nach meiner Meinung, die
einzige Tugend und ſoll inſonderheit denen
als Eigenthum zugehoͤren, die ihr Stand in
der Welt unterſcheidet. Ein Landesherr,
er ſei groß oder klein, ſoll als ein Menſch

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[76/0083] Und daß ſein Herz den Empfindungen der Humanitaͤt, der Freundſchaft, der Bruder- und Schweſterliebe, dem Zuge zu allem Großen und Guten, nicht verſchloßen geweſen, zeigen hundert Stellen ſeiner Schriften, tauſend Momente ſeines Lebens. In juͤngern Jahren hatte er einen Brief uͤber die Humanitaͤt geſchrieben, von dem er viel zu halten ſcheint, den ich aber in ſeinen Schriften nicht finde; er ſagt von ihm: „Es ſcheint, man ſtaͤrke ſich in einer Ge- ſinnung, wenn man ſeinem Geiſt alle Gruͤnde vorhaͤlt, die ſie unterſtuͤtzen. Und dies be- ſtimmte mich, uͤber die Humanitaͤt zu ſchrei- ben. Sie iſt, nach meiner Meinung, die einzige Tugend und ſoll inſonderheit denen als Eigenthum zugehoͤren, die ihr Stand in der Welt unterſcheidet. Ein Landesherr, er ſei groß oder klein, ſoll als ein Menſch

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 1. Riga, 1793, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet01_1793/83>, abgerufen am 21.11.2024.