Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 1. Riga, 1793."Ich habe wenig Verdienst und Gelehr- "Könige ohne Freundschaft und ohne „Ich habe wenig Verdienſt und Gelehr- „Koͤnige ohne Freundſchaft und ohne <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0093" n="86"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>„Ich habe wenig Verdienſt und Gelehr-<lb/> ſamkeit; aber viel guten Willen, und eine<lb/> unerſchoͤpfliche Achtung und Freundſchaft<lb/> fuͤr Perſonen von entſchiedenem Werth. Da-<lb/> bei bin ich alle der Beſtaͤndigkeit faͤhig, die<lb/> die wahre Freundſchaft fodert.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>„Koͤnige ohne Freundſchaft und ohne<lb/> Erkenntlichkeit ſcheinen mir dem Koͤnige<lb/> gleich zu ſeyn, den Jupiter den Froͤſchen<lb/> gab. Ich kenne die Undankbarkeit nur in<lb/> ſo fern, als ich ſelbſt durch ſie gelitten habe,<lb/> und kann, ohne Affectation fremder, mir<lb/> unnatuͤrlicher Geſinnungen, behaupten, daß<lb/> ich jeder Groͤße entſagen wuͤrde, wenn ſie<lb/> die Freundſchaft ausſchloͤße.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [86/0093]
„Ich habe wenig Verdienſt und Gelehr-
ſamkeit; aber viel guten Willen, und eine
unerſchoͤpfliche Achtung und Freundſchaft
fuͤr Perſonen von entſchiedenem Werth. Da-
bei bin ich alle der Beſtaͤndigkeit faͤhig, die
die wahre Freundſchaft fodert.
„Koͤnige ohne Freundſchaft und ohne
Erkenntlichkeit ſcheinen mir dem Koͤnige
gleich zu ſeyn, den Jupiter den Froͤſchen
gab. Ich kenne die Undankbarkeit nur in
ſo fern, als ich ſelbſt durch ſie gelitten habe,
und kann, ohne Affectation fremder, mir
unnatuͤrlicher Geſinnungen, behaupten, daß
ich jeder Groͤße entſagen wuͤrde, wenn ſie
die Freundſchaft ausſchloͤße.
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