Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 2. Riga, 1793.ausgekehrt, alle ihre Kräfte sollen ent- 21. Wie es unter den Thieren zerstören- 22. Diese Regel ist Vernunft, bei Hand- ausgekehrt, alle ihre Kraͤfte ſollen ent- 21. Wie es unter den Thieren zerſtoͤren- 22. Dieſe Regel iſt Vernunft, bei Hand- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0123" n="118"/> ausgekehrt, alle ihre Kraͤfte ſollen ent-<lb/> wickelt werden.</p><lb/> <p> <hi rendition="#c">21.</hi> </p><lb/> <p>Wie es unter den Thieren <hi rendition="#g">zerſtoͤren</hi>-<lb/><hi rendition="#g">de</hi> und <hi rendition="#g">erhaltende Gattungen</hi> giebt;<lb/> ſo unter den Menſchen. Nur unter jenen<lb/> und dieſen ſind die zerſtoͤrenden Leiden-<lb/> ſchaften die <hi rendition="#g">wenigern</hi>; ſie koͤnnen und<lb/> muͤſſen von den erhaltenden Neigungen<lb/> unſrer Natur eingeſchraͤnkt und bezwun-<lb/> gen, zwar nicht ausgetilgt, aber unter eine<lb/> Regel gebracht werden.</p><lb/> <p> <hi rendition="#c">22.</hi> </p><lb/> <p>Dieſe Regel iſt <hi rendition="#g">Vernunft</hi>, bei Hand-<lb/> lungen <hi rendition="#g">Billigkeit und Guͤte</hi>. Eine<lb/> Vernunftloſe, blinde Macht iſt zuletzt im-<lb/> mer eine ohnmaͤchtige Macht; entweder zer-<lb/> ſtoͤrt ſie ſich ſelbſt, oder muß am Ende dem<lb/> Verſtande dienen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [118/0123]
ausgekehrt, alle ihre Kraͤfte ſollen ent-
wickelt werden.
21.
Wie es unter den Thieren zerſtoͤren-
de und erhaltende Gattungen giebt;
ſo unter den Menſchen. Nur unter jenen
und dieſen ſind die zerſtoͤrenden Leiden-
ſchaften die wenigern; ſie koͤnnen und
muͤſſen von den erhaltenden Neigungen
unſrer Natur eingeſchraͤnkt und bezwun-
gen, zwar nicht ausgetilgt, aber unter eine
Regel gebracht werden.
22.
Dieſe Regel iſt Vernunft, bei Hand-
lungen Billigkeit und Guͤte. Eine
Vernunftloſe, blinde Macht iſt zuletzt im-
mer eine ohnmaͤchtige Macht; entweder zer-
ſtoͤrt ſie ſich ſelbſt, oder muß am Ende dem
Verſtande dienen.
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