Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 2. Riga, 1793.kein ernster, gräulicher Scheltwort jemand kein ernſter, graͤulicher Scheltwort jemand <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0052" n="47"/> kein ernſter, graͤulicher Scheltwort jemand<lb/> reden oder hoͤren kann, denn ſo er einen<lb/> Luͤgner ſchilt oder geſcholten wird. Und mich<lb/> duͤnkt, (ſoll es duͤnken heißen) daß kein<lb/> ſchaͤdlicher Laſter auf Erden ſei, denn Luͤgen<lb/> und Untreu beweiſen; welches alle Gemein-<lb/> ſchaft der Menſchen zertrennet. Denn Luͤ-<lb/> gen und Untreue zertrennet erſtlich die Her-<lb/> zen; wenn die Herzen getrennet ſind, ſo<lb/> gehen die Haͤnde auch von einander; wenn<lb/> die Haͤnde von einander ſind, was kann man<lb/> da thun oder ſchaffen? Darum iſt auch in<lb/> Welſchland ſolch ſchaͤndlich Trennen, Zwie-<lb/> tracht und Ungluͤck. Denn wo Treu und<lb/> Glauben aufhoͤret, da muß das Regiment<lb/> auch ein Ende haben. Gott helf' uns Deut-<lb/> ſchen!</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [47/0052]
kein ernſter, graͤulicher Scheltwort jemand
reden oder hoͤren kann, denn ſo er einen
Luͤgner ſchilt oder geſcholten wird. Und mich
duͤnkt, (ſoll es duͤnken heißen) daß kein
ſchaͤdlicher Laſter auf Erden ſei, denn Luͤgen
und Untreu beweiſen; welches alle Gemein-
ſchaft der Menſchen zertrennet. Denn Luͤ-
gen und Untreue zertrennet erſtlich die Her-
zen; wenn die Herzen getrennet ſind, ſo
gehen die Haͤnde auch von einander; wenn
die Haͤnde von einander ſind, was kann man
da thun oder ſchaffen? Darum iſt auch in
Welſchland ſolch ſchaͤndlich Trennen, Zwie-
tracht und Ungluͤck. Denn wo Treu und
Glauben aufhoͤret, da muß das Regiment
auch ein Ende haben. Gott helf' uns Deut-
ſchen!
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