Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 3. Riga, 1794.tur verglich, so ward er auf das Gefühl Schon dieser Begriff führte zur tur verglich, ſo ward er auf das Gefuͤhl Schon dieſer Begriff fuͤhrte zur <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0021" n="12"/> tur verglich, ſo ward er auf das Gefuͤhl<lb/> der <hi rendition="#g">Hinfaͤlligkeit</hi>, der <hi rendition="#g">Schwaͤche</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Krankheit</hi> zuruͤckgeſtoßen; daher in meh-<lb/> reren morgenlaͤndiſchen Schriften dieſer<lb/> Begriff dem Namen unſres Geſchlechts<lb/> urſpruͤnglich beigeſellet iſt. Der Menſch<lb/> iſt <hi rendition="#g">von Erde</hi>, eine <hi rendition="#g">zerbrechliche</hi>, von<lb/> einem fluͤchtigen Othem durchhauchte <hi rendition="#g">Leim</hi>-<lb/><hi rendition="#g">huͤtte</hi>; ſein Leben iſt ein <hi rendition="#g">Schatte</hi>, ſein<lb/> Loos iſt <hi rendition="#g">Muͤhe auf Erden</hi>.</p><lb/> <p>Schon dieſer Begriff fuͤhrte zur<lb/><hi rendition="#g">Menſchlichkeit</hi>, d. i. zum erbarmenden<lb/> Mitgefuͤhl des Leidens ſeiner Nebenmen-<lb/> ſchen, zur Theilnahme an den Unvollkom-<lb/> menheiten ihrer Natur, mit dem Beſtre-<lb/> ben, dieſen zuvorzukommen oder ihnen ab-<lb/> zuhelfen. Die Morgenlaͤnder ſind ſo reich<lb/> an Sittenſpruͤchen und Einkleidungen, die<lb/> dies Menſchengefuͤhl als Pflicht einſchaͤr-<lb/> fen oder als eine unſerm Geſchlecht unent-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [12/0021]
tur verglich, ſo ward er auf das Gefuͤhl
der Hinfaͤlligkeit, der Schwaͤche und
Krankheit zuruͤckgeſtoßen; daher in meh-
reren morgenlaͤndiſchen Schriften dieſer
Begriff dem Namen unſres Geſchlechts
urſpruͤnglich beigeſellet iſt. Der Menſch
iſt von Erde, eine zerbrechliche, von
einem fluͤchtigen Othem durchhauchte Leim-
huͤtte; ſein Leben iſt ein Schatte, ſein
Loos iſt Muͤhe auf Erden.
Schon dieſer Begriff fuͤhrte zur
Menſchlichkeit, d. i. zum erbarmenden
Mitgefuͤhl des Leidens ſeiner Nebenmen-
ſchen, zur Theilnahme an den Unvollkom-
menheiten ihrer Natur, mit dem Beſtre-
ben, dieſen zuvorzukommen oder ihnen ab-
zuhelfen. Die Morgenlaͤnder ſind ſo reich
an Sittenſpruͤchen und Einkleidungen, die
dies Menſchengefuͤhl als Pflicht einſchaͤr-
fen oder als eine unſerm Geſchlecht unent-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |