Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 3. Riga, 1794.kann, die Sie sonst so hoch schätzen und kann, die Sie ſonſt ſo hoch ſchaͤtzen und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0068" n="59"/> kann, die Sie ſonſt ſo hoch ſchaͤtzen und<lb/> ausuͤben. Wo kann Edelmuth ſtatt finden,<lb/> wenn nicht hier? Wo koͤnnen wir je<lb/> Freundſchaft beweiſen, wenn nicht an die-<lb/> ſem Hauptgegenſtande derſelben? Gegen<lb/> wen werden wir treu und dankbar ſeyn,<lb/> wenn nicht gegen das menſchliche Geſchlecht<lb/> und gegen die Geſellſchaft, welcher wir ſo<lb/> ſtark verpflichtet ſind? Welche Gebrechen<lb/> oder Fehler koͤnnen eine ſolche Unterlaſſung<lb/> entſchuldigen, oder in einem dankbaren<lb/> Herzen je das Vergnuͤgen vermindern, wel-<lb/> ches aus liebevoller Erwiederung empfan-<lb/> gener Wohlthaten entſpringt? Koͤnnen<lb/> Sie, bloß aus guter Lebensart, aus ei-<lb/> nem natuͤrlichguten Temperament Vergnuͤ-<lb/> gen daran finden, Hoͤflichkeit, Gefaͤlligkeit,<lb/> Dienſtfertigkeit zu beweiſen, Gegenſtaͤnde<lb/> des Mitleidens ſelbſt aufſuchen und wo es<lb/> in Ihrer Macht ſteht, ſelbſt Unbekannten<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [59/0068]
kann, die Sie ſonſt ſo hoch ſchaͤtzen und
ausuͤben. Wo kann Edelmuth ſtatt finden,
wenn nicht hier? Wo koͤnnen wir je
Freundſchaft beweiſen, wenn nicht an die-
ſem Hauptgegenſtande derſelben? Gegen
wen werden wir treu und dankbar ſeyn,
wenn nicht gegen das menſchliche Geſchlecht
und gegen die Geſellſchaft, welcher wir ſo
ſtark verpflichtet ſind? Welche Gebrechen
oder Fehler koͤnnen eine ſolche Unterlaſſung
entſchuldigen, oder in einem dankbaren
Herzen je das Vergnuͤgen vermindern, wel-
ches aus liebevoller Erwiederung empfan-
gener Wohlthaten entſpringt? Koͤnnen
Sie, bloß aus guter Lebensart, aus ei-
nem natuͤrlichguten Temperament Vergnuͤ-
gen daran finden, Hoͤflichkeit, Gefaͤlligkeit,
Dienſtfertigkeit zu beweiſen, Gegenſtaͤnde
des Mitleidens ſelbſt aufſuchen und wo es
in Ihrer Macht ſteht, ſelbſt Unbekannten
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