Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 4. Riga, 1794.ger als die Schaafe vom Grimm, die Pferde "In Deutschland wohnt aller Verstand Ich lege das Buch bei, und bitte, daß ger als die Schaafe vom Grimm, die Pferde „In Deutſchland wohnt aller Verſtand Ich lege das Buch bei, und bitte, daß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0035" n="30"/> ger als die Schaafe vom Grimm, die Pferde<lb/> vom Fleiſchfreſſen abmahnen. Mahne die<lb/> Spanier von der <hi rendition="#aq">grandezza</hi>, die Italier<lb/> von der Herrſchſucht, die Franzoſen von<lb/> der Pralerei ab; mit den Deutſchen darfſt<lb/> du dich nicht bemuͤhen. Der Mangel noͤ-<lb/> thiger <hi rendition="#aq">grandezza</hi> oder Ehrliebe iſt eben die<lb/> vornehmſte Urſach des uͤbeln Deutſchen Na-<lb/> mens.“</p><lb/> <p>„In Deutſchland wohnt aller Verſtand<lb/> außer Schulen; bei den Auslaͤndern zuwei-<lb/> len in Schulen. Bei dieſen ſind oft die<lb/> Gelehrten die kluͤgſten; in Deutſchland iſts<lb/> umgekehrt. Das Volk iſt ſinnreich, faſt<lb/> allein, obwohl nicht allezeit; die Vornehmen<lb/> ſind ſchulfuͤchſiſch, prangen mit <hi rendition="#aq">ſtatu quo,</hi><lb/> und ſind ſelten klug.</p><lb/> <p>Ich lege das Buch bei, und bitte, daß<lb/> ſie die Jahrzahl nicht unbemerkt laſſen.<lb/> Es iſt 1715 gedruckt; mich wundert, daß<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [30/0035]
ger als die Schaafe vom Grimm, die Pferde
vom Fleiſchfreſſen abmahnen. Mahne die
Spanier von der grandezza, die Italier
von der Herrſchſucht, die Franzoſen von
der Pralerei ab; mit den Deutſchen darfſt
du dich nicht bemuͤhen. Der Mangel noͤ-
thiger grandezza oder Ehrliebe iſt eben die
vornehmſte Urſach des uͤbeln Deutſchen Na-
mens.“
„In Deutſchland wohnt aller Verſtand
außer Schulen; bei den Auslaͤndern zuwei-
len in Schulen. Bei dieſen ſind oft die
Gelehrten die kluͤgſten; in Deutſchland iſts
umgekehrt. Das Volk iſt ſinnreich, faſt
allein, obwohl nicht allezeit; die Vornehmen
ſind ſchulfuͤchſiſch, prangen mit ſtatu quo,
und ſind ſelten klug.
Ich lege das Buch bei, und bitte, daß
ſie die Jahrzahl nicht unbemerkt laſſen.
Es iſt 1715 gedruckt; mich wundert, daß
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