Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 4. Riga, 1794.Aber die Treue des Jahrs, und der wieder- kehrenden Monden Milder Geschenk ersetzet ihm bald den verges- senen Miswachs. Eben als ich noch wünschte, daß die Un- Sieh! im wärmeren Strahle der rückwärts- kehrenden Sonne Freut sich die Blumengöttinn bei ihrer Kinder Entwicklung Oeffnet die Kelche der Blüthen und schmückt die bräutliche Tellus. Zwar es entfalten früher die Schattengewächse der Haine, Eh sie das Laub bedunkelt mit seiner kühlen Umwölbung, Aber die Treue des Jahrs, und der wieder- kehrenden Monden Milder Geſchenk erſetzet ihm bald den vergeſ- ſenen Miswachs. Eben als ich noch wuͤnſchte, daß die Un- Sieh! im waͤrmeren Strahle der ruͤckwaͤrts- kehrenden Sonne Freut ſich die Blumengoͤttinn bei ihrer Kinder Entwicklung Oeffnet die Kelche der Bluͤthen und ſchmuͤckt die braͤutliche Tellus. Zwar es entfalten fruͤher die Schattengewaͤchſe der Haine, Eh ſie das Laub bedunkelt mit ſeiner kuͤhlen Umwoͤlbung, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0052" n="47"/> <l>Aber die Treue des Jahrs, und der wieder-</l><lb/> <l>kehrenden Monden</l><lb/> <l>Milder Geſchenk erſetzet ihm bald den vergeſ-</l><lb/> <l>ſenen Miswachs.</l> </lg><lb/> <p>Eben als ich noch wuͤnſchte, daß die Un-<lb/> ſichtbaren dieſe Worte in aller Frohnher-<lb/> ren Herz ſingen moͤchten, weckte mich ein<lb/> ſanfterer Laut. Er ſang die allmaͤlich an-<lb/> brechende Zeit des Blumenfruͤhlings:</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Sieh! im waͤrmeren Strahle der ruͤckwaͤrts-</l><lb/> <l>kehrenden Sonne</l><lb/> <l>Freut ſich die Blumengoͤttinn bei ihrer Kinder</l><lb/> <l>Entwicklung</l><lb/> <l>Oeffnet die Kelche der Bluͤthen und ſchmuͤckt</l><lb/> <l>die braͤutliche Tellus.</l><lb/> <l>Zwar es entfalten fruͤher die Schattengewaͤchſe</l><lb/> <l>der Haine,</l><lb/> <l>Eh ſie das Laub bedunkelt mit ſeiner kuͤhlen</l><lb/> <l>Umwoͤlbung,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [47/0052]
Aber die Treue des Jahrs, und der wieder-
kehrenden Monden
Milder Geſchenk erſetzet ihm bald den vergeſ-
ſenen Miswachs.
Eben als ich noch wuͤnſchte, daß die Un-
ſichtbaren dieſe Worte in aller Frohnher-
ren Herz ſingen moͤchten, weckte mich ein
ſanfterer Laut. Er ſang die allmaͤlich an-
brechende Zeit des Blumenfruͤhlings:
Sieh! im waͤrmeren Strahle der ruͤckwaͤrts-
kehrenden Sonne
Freut ſich die Blumengoͤttinn bei ihrer Kinder
Entwicklung
Oeffnet die Kelche der Bluͤthen und ſchmuͤckt
die braͤutliche Tellus.
Zwar es entfalten fruͤher die Schattengewaͤchſe
der Haine,
Eh ſie das Laub bedunkelt mit ſeiner kuͤhlen
Umwoͤlbung,
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