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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 5. Riga, 1795.

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lung ist ein Symbol der Einen allgemei-
nen Kirche, die unter hundert Völkern
der Erde lebet. Diese war und ist hie
und da mit Misbräuchen bedeckt, mit
Mißverständnissen umnebelt; der reine kla-
re Sinn der Stiftung dieser Geistesver-
sammlung, ihr auf alle Zeiten und zum
Gebäude der gesammten Menschheit wir-
kender Zweck bleibt aber unverkennbar.
Nicht in der Prachtgestalt eines drückenden
stolzen Gesetzes; in der aufmunternden,
sanften Gestalt einer tröstenden Friedens-
botschaft wirkt dies moralische Insti-
tut auch zu den strengsten Pflichten. Wo
zwei oder drei versammlet sind, lebt der
Stifter dieser Versammlung; im Inhalt
seiner Lehre selbst liegt ihr Zweck, die
Auferbauung eines moralischen
Gebäudes
, bis zum Ende der Zei-
ten.


lung iſt ein Symbol der Einen allgemei-
nen Kirche, die unter hundert Voͤlkern
der Erde lebet. Dieſe war und iſt hie
und da mit Misbraͤuchen bedeckt, mit
Mißverſtaͤndniſſen umnebelt; der reine kla-
re Sinn der Stiftung dieſer Geiſtesver-
ſammlung, ihr auf alle Zeiten und zum
Gebaͤude der geſammten Menſchheit wir-
kender Zweck bleibt aber unverkennbar.
Nicht in der Prachtgeſtalt eines druͤckenden
ſtolzen Geſetzes; in der aufmunternden,
ſanften Geſtalt einer troͤſtenden Friedens-
botſchaft wirkt dies moraliſche Inſti-
tut auch zu den ſtrengſten Pflichten. Wo
zwei oder drei verſammlet ſind, lebt der
Stifter dieſer Verſammlung; im Inhalt
ſeiner Lehre ſelbſt liegt ihr Zweck, die
Auferbauung eines moraliſchen
Gebaͤudes
, bis zum Ende der Zei-
ten.


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[95/0110] lung iſt ein Symbol der Einen allgemei- nen Kirche, die unter hundert Voͤlkern der Erde lebet. Dieſe war und iſt hie und da mit Misbraͤuchen bedeckt, mit Mißverſtaͤndniſſen umnebelt; der reine kla- re Sinn der Stiftung dieſer Geiſtesver- ſammlung, ihr auf alle Zeiten und zum Gebaͤude der geſammten Menſchheit wir- kender Zweck bleibt aber unverkennbar. Nicht in der Prachtgeſtalt eines druͤckenden ſtolzen Geſetzes; in der aufmunternden, ſanften Geſtalt einer troͤſtenden Friedens- botſchaft wirkt dies moraliſche Inſti- tut auch zu den ſtrengſten Pflichten. Wo zwei oder drei verſammlet ſind, lebt der Stifter dieſer Verſammlung; im Inhalt ſeiner Lehre ſelbſt liegt ihr Zweck, die Auferbauung eines moraliſchen Gebaͤudes, bis zum Ende der Zei- ten.

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 5. Riga, 1795, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet05_1795/110>, abgerufen am 21.11.2024.