Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 5. Riga, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

es über dergleichen Erbeigenthüm-
lichkeit, Eigengehörigkeit u. f. ge-
geben, und giebt es noch; der ganze Gang
der Vernunft, der Cultur, ja selbst der
Industrie, und der Nutzberechnung gehet
dahin, diese gebohrne Sklaven eines Mut-
terleibes oder der Mutter-Erde mit sanf-
tern Banden an ein Vaterland zu knüp-
fen, und sie von der harten Scholle, die
sie im Leben mit ihrem Schweiß, im To-
de mit ihrer Asche düngen sollen, allmä-
lich zu entfesseln.

Als noch Nomadenvölker in der Welt
umherzogen, wüste Plätze Zeitenlang inne-
hatten, und in diesen ihre Väter begru-
ben: da gab der Boden des Landes, den
diese Völker besaßen oder besessen hatten,
Anlaß zum Namen eines Landes der
Väter. "An unsrer Väter Gräbern er-
warten wir euch" rief man den Feinden

es uͤber dergleichen Erbeigenthuͤm-
lichkeit, Eigengehoͤrigkeit u. f. ge-
geben, und giebt es noch; der ganze Gang
der Vernunft, der Cultur, ja ſelbſt der
Induſtrie, und der Nutzberechnung gehet
dahin, dieſe gebohrne Sklaven eines Mut-
terleibes oder der Mutter-Erde mit ſanf-
tern Banden an ein Vaterland zu knuͤp-
fen, und ſie von der harten Scholle, die
ſie im Leben mit ihrem Schweiß, im To-
de mit ihrer Aſche duͤngen ſollen, allmaͤ-
lich zu entfeſſeln.

Als noch Nomadenvoͤlker in der Welt
umherzogen, wuͤſte Plaͤtze Zeitenlang inne-
hatten, und in dieſen ihre Vaͤter begru-
ben: da gab der Boden des Landes, den
dieſe Voͤlker beſaßen oder beſeſſen hatten,
Anlaß zum Namen eines Landes der
Vaͤter. „An unſrer Vaͤter Graͤbern er-
warten wir euch“ rief man den Feinden

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0142" n="127"/>
es u&#x0364;ber dergleichen <hi rendition="#g">Erbeigenthu&#x0364;m</hi>-<lb/><hi rendition="#g">lichkeit</hi>, <hi rendition="#g">Eigengeho&#x0364;rigkeit</hi> u. f. ge-<lb/>
geben, und giebt es noch; der ganze Gang<lb/>
der Vernunft, der Cultur, ja &#x017F;elb&#x017F;t der<lb/>
Indu&#x017F;trie, und der Nutzberechnung gehet<lb/>
dahin, die&#x017F;e gebohrne Sklaven eines Mut-<lb/>
terleibes oder der Mutter-Erde mit &#x017F;anf-<lb/>
tern Banden an ein Vaterland zu knu&#x0364;p-<lb/>
fen, und &#x017F;ie von der harten Scholle, die<lb/>
&#x017F;ie im Leben mit ihrem Schweiß, im To-<lb/>
de mit ihrer A&#x017F;che du&#x0364;ngen &#x017F;ollen, allma&#x0364;-<lb/>
lich zu entfe&#x017F;&#x017F;eln.</p><lb/>
          <p>Als noch Nomadenvo&#x0364;lker in der Welt<lb/>
umherzogen, wu&#x0364;&#x017F;te Pla&#x0364;tze Zeitenlang inne-<lb/>
hatten, und in die&#x017F;en ihre Va&#x0364;ter begru-<lb/>
ben: da gab der Boden des Landes, den<lb/>
die&#x017F;e Vo&#x0364;lker be&#x017F;aßen oder be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en hatten,<lb/>
Anlaß zum Namen eines <hi rendition="#g">Landes der<lb/>
Va&#x0364;ter</hi>. &#x201E;An un&#x017F;rer Va&#x0364;ter Gra&#x0364;bern er-<lb/>
warten wir euch&#x201C; rief man den Feinden<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[127/0142] es uͤber dergleichen Erbeigenthuͤm- lichkeit, Eigengehoͤrigkeit u. f. ge- geben, und giebt es noch; der ganze Gang der Vernunft, der Cultur, ja ſelbſt der Induſtrie, und der Nutzberechnung gehet dahin, dieſe gebohrne Sklaven eines Mut- terleibes oder der Mutter-Erde mit ſanf- tern Banden an ein Vaterland zu knuͤp- fen, und ſie von der harten Scholle, die ſie im Leben mit ihrem Schweiß, im To- de mit ihrer Aſche duͤngen ſollen, allmaͤ- lich zu entfeſſeln. Als noch Nomadenvoͤlker in der Welt umherzogen, wuͤſte Plaͤtze Zeitenlang inne- hatten, und in dieſen ihre Vaͤter begru- ben: da gab der Boden des Landes, den dieſe Voͤlker beſaßen oder beſeſſen hatten, Anlaß zum Namen eines Landes der Vaͤter. „An unſrer Vaͤter Graͤbern er- warten wir euch“ rief man den Feinden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet05_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet05_1795/142
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 5. Riga, 1795, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet05_1795/142>, abgerufen am 21.11.2024.