Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 5. Riga, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

tzen gebracht hätte, als den es jetzt seinen
Oberherren zu bringen vermag. Die Un-
vernunft und Herrschsucht der Menschen
wollte es anders. Eine Ilias beweinens-
würdiger Umstände tritt dem Geschichtfor-
scher vor Augen, über die der Freund der
Ordnung und des Fleißes seufzend errö-
thet. Comenius betrug sich bei Allem
mit der Würde eines apostolischen Lehrers.

Der Flüchtling nahm seine Jugendbe-
schäftigung vor; er ward ein Lehrer der
Jugend, aber in einer großen Aussicht.
Seine Grundsätze: "Kinder müßten
mit Worten zugleich Sachen ler
-
nen; nicht das Gedächtniß allein,
sondern auch der Verstand und
Wille
, die Neigungen und Sitten
der Menschen müßten von Kind
-
heit auf gebessert werden; und
hiezu sei Klarheit
, Ordnung der

tzen gebracht haͤtte, als den es jetzt ſeinen
Oberherren zu bringen vermag. Die Un-
vernunft und Herrſchſucht der Menſchen
wollte es anders. Eine Ilias beweinens-
wuͤrdiger Umſtaͤnde tritt dem Geſchichtfor-
ſcher vor Augen, uͤber die der Freund der
Ordnung und des Fleißes ſeufzend erroͤ-
thet. Comenius betrug ſich bei Allem
mit der Wuͤrde eines apoſtoliſchen Lehrers.

Der Fluͤchtling nahm ſeine Jugendbe-
ſchaͤftigung vor; er ward ein Lehrer der
Jugend, aber in einer großen Ausſicht.
Seine Grundſaͤtze: „Kinder muͤßten
mit Worten zugleich Sachen ler
-
nen; nicht das Gedaͤchtniß allein,
ſondern auch der Verſtand und
Wille
, die Neigungen und Sitten
der Menſchen muͤßten von Kind
-
heit auf gebeſſert werden; und
hiezu ſei Klarheit
, Ordnung der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0052" n="37"/>
tzen gebracht ha&#x0364;tte, als den es jetzt &#x017F;einen<lb/>
Oberherren zu bringen vermag. Die Un-<lb/>
vernunft und Herr&#x017F;ch&#x017F;ucht der Men&#x017F;chen<lb/>
wollte es anders. Eine Ilias beweinens-<lb/>
wu&#x0364;rdiger Um&#x017F;ta&#x0364;nde tritt dem Ge&#x017F;chichtfor-<lb/>
&#x017F;cher vor Augen, u&#x0364;ber die der Freund der<lb/>
Ordnung und des Fleißes &#x017F;eufzend erro&#x0364;-<lb/>
thet. <hi rendition="#g">Comenius</hi> betrug &#x017F;ich bei Allem<lb/>
mit der Wu&#x0364;rde eines apo&#x017F;toli&#x017F;chen Lehrers.</p><lb/>
        <p>Der Flu&#x0364;chtling nahm &#x017F;eine Jugendbe-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ftigung vor; er ward ein Lehrer der<lb/>
Jugend, aber in einer großen Aus&#x017F;icht.<lb/>
Seine Grund&#x017F;a&#x0364;tze: &#x201E;<hi rendition="#g">Kinder mu&#x0364;ßten<lb/>
mit Worten zugleich Sachen ler</hi>-<lb/><hi rendition="#g">nen</hi>; <hi rendition="#g">nicht das Geda&#x0364;chtniß allein</hi>,<lb/><hi rendition="#g">&#x017F;ondern auch der Ver&#x017F;tand und<lb/>
Wille</hi>, <hi rendition="#g">die Neigungen und Sitten<lb/>
der Men&#x017F;chen mu&#x0364;ßten von Kind</hi>-<lb/><hi rendition="#g">heit auf gebe&#x017F;&#x017F;ert werden</hi>; <hi rendition="#g">und<lb/>
hiezu &#x017F;ei Klarheit</hi>, <hi rendition="#g">Ordnung der<lb/></hi></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0052] tzen gebracht haͤtte, als den es jetzt ſeinen Oberherren zu bringen vermag. Die Un- vernunft und Herrſchſucht der Menſchen wollte es anders. Eine Ilias beweinens- wuͤrdiger Umſtaͤnde tritt dem Geſchichtfor- ſcher vor Augen, uͤber die der Freund der Ordnung und des Fleißes ſeufzend erroͤ- thet. Comenius betrug ſich bei Allem mit der Wuͤrde eines apoſtoliſchen Lehrers. Der Fluͤchtling nahm ſeine Jugendbe- ſchaͤftigung vor; er ward ein Lehrer der Jugend, aber in einer großen Ausſicht. Seine Grundſaͤtze: „Kinder muͤßten mit Worten zugleich Sachen ler- nen; nicht das Gedaͤchtniß allein, ſondern auch der Verſtand und Wille, die Neigungen und Sitten der Menſchen muͤßten von Kind- heit auf gebeſſert werden; und hiezu ſei Klarheit, Ordnung der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet05_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet05_1795/52
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 5. Riga, 1795, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet05_1795/52>, abgerufen am 15.05.2024.