Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 5. Riga, 1795.seyn also weise, nicht wir. Selten habe ſeyn alſo weiſe, nicht wir. Selten habe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0058" n="43"/> ſeyn alſo weiſe, nicht wir. Selten habe<lb/> man bei der Wiſſenſchaft einen wahren<lb/><hi rendition="#g">Zweck</hi>; man lerne, um zu lernen, oder<lb/> noch zu thoͤrichtern Abſichten. Das Band<lb/> der Sprache ſei zerriſſen; und noch habe<lb/> keine einzige Sprache ihre Vollkommenheit<lb/> erreicht. Die Gebrechen, deren er die<lb/><hi rendition="#g">Religion</hi> zeihet, fuͤhrt er nur kurz und<lb/> mit Bedauren an, da ſie zu offen am Ta-<lb/> ge liegen. In der <hi rendition="#g">Politie</hi> meint er:<lb/> nichts koͤnne regieren, als das Rechte,<lb/> niemand andre regieren, als der ſich ſelbſt<lb/> zu regieren weiß. Menſchen-Regierung<lb/> ſei die <hi rendition="#g">Kunſt der Kuͤnſte</hi>; ihr Zweck ſei<lb/><hi rendition="#g">Friede</hi>. Mithin zeugen alle Kriege und<lb/> Unordnungen der menſchlichen Geſellſchaft,<lb/> daß dieſe Kunſt noch nicht daſei; weder<lb/> zu regieren, noch regiert zu werden wuͤß-<lb/> ten die Menſchen; von welchen Verderb-<lb/> niſſen er ſowohl die Urſachen, als die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [43/0058]
ſeyn alſo weiſe, nicht wir. Selten habe
man bei der Wiſſenſchaft einen wahren
Zweck; man lerne, um zu lernen, oder
noch zu thoͤrichtern Abſichten. Das Band
der Sprache ſei zerriſſen; und noch habe
keine einzige Sprache ihre Vollkommenheit
erreicht. Die Gebrechen, deren er die
Religion zeihet, fuͤhrt er nur kurz und
mit Bedauren an, da ſie zu offen am Ta-
ge liegen. In der Politie meint er:
nichts koͤnne regieren, als das Rechte,
niemand andre regieren, als der ſich ſelbſt
zu regieren weiß. Menſchen-Regierung
ſei die Kunſt der Kuͤnſte; ihr Zweck ſei
Friede. Mithin zeugen alle Kriege und
Unordnungen der menſchlichen Geſellſchaft,
daß dieſe Kunſt noch nicht daſei; weder
zu regieren, noch regiert zu werden wuͤß-
ten die Menſchen; von welchen Verderb-
niſſen er ſowohl die Urſachen, als die
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