Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 6. Riga, 1795.Tugend das höchste Geziemende der Dies Anständige nun hat keinen Maas- Tugend das hoͤchſte Geziemende der Dies Anſtaͤndige nun hat keinen Maas- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0115" n="100"/> Tugend das <hi rendition="#g">hoͤchſte Geziemende der<lb/> Menſchheit</hi> in Geſinnungen, Handlun-<lb/> gen und der ganzen Lebensweiſe, kurz das<lb/><hi rendition="#g">ſittlich</hi>-<hi rendition="#g">Schoͤne</hi>. <hi rendition="#g">Plato</hi> ſuchte es in<lb/> ewigen Ideen, <hi rendition="#g">Ariſtoteles</hi> als die fein-<lb/> ſte Mitte zwiſchen zwei Extremen, die<lb/><hi rendition="#g">Stoiſche Schule</hi> als das hoͤchſte Ge-<lb/> ſetz aller Vernuͤnftigen in einer großen<lb/> Stadt Gottes; alle aber kamen darinn<lb/> uͤberein, daß es ein ϰαλον, ein πϱεπον,<lb/> das <hi rendition="#g">hoͤchſte Anſtaͤndige</hi> der menſchli-<lb/> chen Natur ſei.</p><lb/> <p>Dies Anſtaͤndige nun hat keinen Maas-<lb/> ſtab von auſſen; durch politiſche Geſetze<lb/> kann mir die reine Gemuͤthstugend nicht<lb/> aufgelegt werden; auch die Meinungen<lb/> andrer erkennet ſie als ihr Geſetz nicht.<lb/> Noch weniger die Bequemlichkeit, den Nuz-<lb/> zen, die Eitelkeit des Artigen von innen<lb/> und außen; aͤußerſt mißverſtanden ſind<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [100/0115]
Tugend das hoͤchſte Geziemende der
Menſchheit in Geſinnungen, Handlun-
gen und der ganzen Lebensweiſe, kurz das
ſittlich-Schoͤne. Plato ſuchte es in
ewigen Ideen, Ariſtoteles als die fein-
ſte Mitte zwiſchen zwei Extremen, die
Stoiſche Schule als das hoͤchſte Ge-
ſetz aller Vernuͤnftigen in einer großen
Stadt Gottes; alle aber kamen darinn
uͤberein, daß es ein ϰαλον, ein πϱεπον,
das hoͤchſte Anſtaͤndige der menſchli-
chen Natur ſei.
Dies Anſtaͤndige nun hat keinen Maas-
ſtab von auſſen; durch politiſche Geſetze
kann mir die reine Gemuͤthstugend nicht
aufgelegt werden; auch die Meinungen
andrer erkennet ſie als ihr Geſetz nicht.
Noch weniger die Bequemlichkeit, den Nuz-
zen, die Eitelkeit des Artigen von innen
und außen; aͤußerſt mißverſtanden ſind
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