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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 6. Riga, 1795.

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76.

Die bestimmte und schöne Art, wie die
Griechische Kunst in menschlichen Charakte-
ren die Form von der Unform trenn-
te und diese in Regeln einschloß, ist ein
Meisterwerk ihres sondernden Verstandes.
Daher, daß wir so wenig Porträte und
so viel Ideale der ältern Griechischen Kunst
sehen; daher, daß auch in ihren Ungeheu-
ern und verworfenen Gestalten so viel
Bedeutung wohnet. Ihr Volk der Saty-
ren hat mich nie erschreckt; Gestalten die-
ser Art gehörten dahin, wo sie standen

76.

Die beſtimmte und ſchoͤne Art, wie die
Griechiſche Kunſt in menſchlichen Charakte-
ren die Form von der Unform trenn-
te und dieſe in Regeln einſchloß, iſt ein
Meiſterwerk ihres ſondernden Verſtandes.
Daher, daß wir ſo wenig Portraͤte und
ſo viel Ideale der aͤltern Griechiſchen Kunſt
ſehen; daher, daß auch in ihren Ungeheu-
ern und verworfenen Geſtalten ſo viel
Bedeutung wohnet. Ihr Volk der Saty-
ren hat mich nie erſchreckt; Geſtalten die-
ſer Art gehoͤrten dahin, wo ſie ſtanden

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[130/0145] 76. Die beſtimmte und ſchoͤne Art, wie die Griechiſche Kunſt in menſchlichen Charakte- ren die Form von der Unform trenn- te und dieſe in Regeln einſchloß, iſt ein Meiſterwerk ihres ſondernden Verſtandes. Daher, daß wir ſo wenig Portraͤte und ſo viel Ideale der aͤltern Griechiſchen Kunſt ſehen; daher, daß auch in ihren Ungeheu- ern und verworfenen Geſtalten ſo viel Bedeutung wohnet. Ihr Volk der Saty- ren hat mich nie erſchreckt; Geſtalten die- ſer Art gehoͤrten dahin, wo ſie ſtanden

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 6. Riga, 1795, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet06_1795/145>, abgerufen am 24.11.2024.