Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 6. Riga, 1795.dest du in einer Unterredung mit dem Prä- "geordnete bürgerliche Freiheit, deſt du in einer Unterredung mit dem Praͤ- „geordnete buͤrgerliche Freiheit, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0170" n="155"/> deſt du in einer Unterredung mit dem Praͤ-<lb/> ſidenten bei ſeiner Darſtellung der neuern<lb/> politiſchen Einrichtung in der Welt ſtau-<lb/> nen! Der Ariadniſche Faden dieſes Staats-<lb/> weiſen wuͤrde dir kaum aus dem anſchei-<lb/> nenden Gewirre heraushelfen. Zu deiner<lb/> Zeit, welch einfacher Gang der Dinge!<lb/> die Tugenden, wie einfoͤrmig; die Sitten,<lb/> wie ſchlicht! Die Maͤnner waren alle tap-<lb/> fer, die Weiber alle haͤuslich. Jetzt Staͤn-<lb/> de, deren jeder verſchiedne Pflichten, ver-<lb/> ſchiedene Tugenden, verſchiedne Ehre hat.<lb/> Welche Federn ſind bei Vervollkommnung<lb/> der buͤrgerlichen Geſellſchaft in die vergroͤſ-<lb/> ſerten Staatsgebaͤude gelegt, daß Alles,<lb/> ohne ſich zu hindern, zu Einem Zweck<lb/> wirke! Sie ſind</p><lb/> <p> <hi rendition="#et">„geordnete buͤrgerliche Freiheit,<lb/> eine geſetzliche ausuͤbende Gewalt,<lb/> und Ehrfurcht fuͤr beide.“</hi> </p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [155/0170]
deſt du in einer Unterredung mit dem Praͤ-
ſidenten bei ſeiner Darſtellung der neuern
politiſchen Einrichtung in der Welt ſtau-
nen! Der Ariadniſche Faden dieſes Staats-
weiſen wuͤrde dir kaum aus dem anſchei-
nenden Gewirre heraushelfen. Zu deiner
Zeit, welch einfacher Gang der Dinge!
die Tugenden, wie einfoͤrmig; die Sitten,
wie ſchlicht! Die Maͤnner waren alle tap-
fer, die Weiber alle haͤuslich. Jetzt Staͤn-
de, deren jeder verſchiedne Pflichten, ver-
ſchiedene Tugenden, verſchiedne Ehre hat.
Welche Federn ſind bei Vervollkommnung
der buͤrgerlichen Geſellſchaft in die vergroͤſ-
ſerten Staatsgebaͤude gelegt, daß Alles,
ohne ſich zu hindern, zu Einem Zweck
wirke! Sie ſind
„geordnete buͤrgerliche Freiheit,
eine geſetzliche ausuͤbende Gewalt,
und Ehrfurcht fuͤr beide.“
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