Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 7. Riga, 1796.chen vermischte, in ihr selbst ver- chen vermiſchte, in ihr ſelbſt ver- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0160" n="143"/><hi rendition="#g">chen vermiſchte</hi>, in <hi rendition="#g">ihr ſelbſt ver</hi>-<lb/><hi rendition="#g">fallene Roͤmerſprache</hi>. Mit Recht<lb/> hieß dieſe <hi rendition="#aq">ruſtica</hi>, eine Bauernſprache; die<lb/> Dichtkunſt, die in ihr aufkam, konnte mit<lb/> Noth und Muͤhe auch nur eine <hi rendition="#g">vulgare</hi><lb/> Dichtkunſt werden. Alles war hier durch<lb/> einander gemiſcht und verdorben. Nordi-<lb/> ſche Voͤlker kamen mit einer harten, ſkla-<lb/> viſche, in Feigheit verſunkene Voͤlker ſpra-<lb/> chen eine vernachlaͤßigte Sprache. Unruhe<lb/> und wiederkommende Verwuͤſtung, Nacht<lb/> und Aberglaube verheerten die Welt; was<lb/> aus dieſem Chaos uͤber einander ſtuͤrzen-<lb/> der Voͤlker und Sprachen hervortoͤnte,<lb/> konnte nicht oder ſehr ſpaͤt der Geſang je-<lb/> ner Muſe ſeyn, die einſt in Jonien, Athen<lb/> und Tibur reingeſtimmte, harmoniſche Sai-<lb/> ten beſeelt hatte. Hier ſchrieb man Reime.<lb/><hi rendition="#aq">(coplas, rime.)</hi></p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [143/0160]
chen vermiſchte, in ihr ſelbſt ver-
fallene Roͤmerſprache. Mit Recht
hieß dieſe ruſtica, eine Bauernſprache; die
Dichtkunſt, die in ihr aufkam, konnte mit
Noth und Muͤhe auch nur eine vulgare
Dichtkunſt werden. Alles war hier durch
einander gemiſcht und verdorben. Nordi-
ſche Voͤlker kamen mit einer harten, ſkla-
viſche, in Feigheit verſunkene Voͤlker ſpra-
chen eine vernachlaͤßigte Sprache. Unruhe
und wiederkommende Verwuͤſtung, Nacht
und Aberglaube verheerten die Welt; was
aus dieſem Chaos uͤber einander ſtuͤrzen-
der Voͤlker und Sprachen hervortoͤnte,
konnte nicht oder ſehr ſpaͤt der Geſang je-
ner Muſe ſeyn, die einſt in Jonien, Athen
und Tibur reingeſtimmte, harmoniſche Sai-
ten beſeelt hatte. Hier ſchrieb man Reime.
(coplas, rime.)
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