Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 7. Riga, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

Und weil es mit der größesten Einfalt
abgefaßt ist: (denn lyrisch-einfacher kann
nichts seyn, als der Parallelismus der Psal-
men, gleichsam ein doppeltes Chor, das sich
einander fragt und antwortet, zurechtweiset
und bestärket;) so war es einer einfältigen
Christen-Gemeine, sowohl in Zeiten des
Drucks, als in Empfindungen der Freude
und Hoffnung, wie vom Himmel gegeben.
Daher der frühe Gebrauch dieses Buchs in
der christlichen Kirche; daher von den ersten
Zeiten an, ehe es christliche Dichter geben
konnte, jene lauten Gesänge, dadurch sich
ihre Zusammenkünfte den Römern merkbar
machten; *) es waren Psalmen.

Das schöne Buch, das Richtscheid guter
Sitten,
Die starke Kraft den Himmel zu erbitten,
*) Plinius Brief an Traian.

Und weil es mit der groͤßeſten Einfalt
abgefaßt iſt: (denn lyriſch-einfacher kann
nichts ſeyn, als der Parallelismus der Pſal-
men, gleichſam ein doppeltes Chor, das ſich
einander fragt und antwortet, zurechtweiſet
und beſtaͤrket;) ſo war es einer einfaͤltigen
Chriſten-Gemeine, ſowohl in Zeiten des
Drucks, als in Empfindungen der Freude
und Hoffnung, wie vom Himmel gegeben.
Daher der fruͤhe Gebrauch dieſes Buchs in
der chriſtlichen Kirche; daher von den erſten
Zeiten an, ehe es chriſtliche Dichter geben
konnte, jene lauten Geſaͤnge, dadurch ſich
ihre Zuſammenkuͤnfte den Roͤmern merkbar
machten; *) es waren Pſalmen.

Das ſchoͤne Buch, das Richtſcheid guter
Sitten,
Die ſtarke Kraft den Himmel zu erbitten,
*) Plinius Brief an Traian.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0040" n="23"/>
        <p>Und weil es mit der gro&#x0364;ße&#x017F;ten Einfalt<lb/>
abgefaßt i&#x017F;t: (denn lyri&#x017F;ch-einfacher kann<lb/>
nichts &#x017F;eyn, als der Parallelismus der P&#x017F;al-<lb/>
men, gleich&#x017F;am ein doppeltes Chor, das &#x017F;ich<lb/>
einander fragt und antwortet, zurechtwei&#x017F;et<lb/>
und be&#x017F;ta&#x0364;rket;) &#x017F;o war es einer einfa&#x0364;ltigen<lb/>
Chri&#x017F;ten-Gemeine, &#x017F;owohl in Zeiten des<lb/>
Drucks, als in Empfindungen der Freude<lb/>
und Hoffnung, wie vom Himmel gegeben.<lb/>
Daher der fru&#x0364;he Gebrauch die&#x017F;es Buchs in<lb/>
der chri&#x017F;tlichen Kirche; daher von den er&#x017F;ten<lb/>
Zeiten an, ehe es chri&#x017F;tliche Dichter geben<lb/>
konnte, jene lauten Ge&#x017F;a&#x0364;nge, dadurch &#x017F;ich<lb/>
ihre Zu&#x017F;ammenku&#x0364;nfte den Ro&#x0364;mern merkbar<lb/>
machten; <note place="foot" n="*)">Plinius Brief an Traian.</note> es waren <hi rendition="#g">P&#x017F;almen</hi>.</p><lb/>
        <lg>
          <l>Das &#x017F;cho&#x0364;ne Buch, das Richt&#x017F;cheid guter</l><lb/>
          <l>Sitten,</l><lb/>
          <l>Die &#x017F;tarke Kraft den Himmel zu erbitten,</l><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0040] Und weil es mit der groͤßeſten Einfalt abgefaßt iſt: (denn lyriſch-einfacher kann nichts ſeyn, als der Parallelismus der Pſal- men, gleichſam ein doppeltes Chor, das ſich einander fragt und antwortet, zurechtweiſet und beſtaͤrket;) ſo war es einer einfaͤltigen Chriſten-Gemeine, ſowohl in Zeiten des Drucks, als in Empfindungen der Freude und Hoffnung, wie vom Himmel gegeben. Daher der fruͤhe Gebrauch dieſes Buchs in der chriſtlichen Kirche; daher von den erſten Zeiten an, ehe es chriſtliche Dichter geben konnte, jene lauten Geſaͤnge, dadurch ſich ihre Zuſammenkuͤnfte den Roͤmern merkbar machten; *) es waren Pſalmen. Das ſchoͤne Buch, das Richtſcheid guter Sitten, Die ſtarke Kraft den Himmel zu erbitten, *) Plinius Brief an Traian.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet07_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet07_1796/40
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 7. Riga, 1796, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet07_1796/40>, abgerufen am 23.11.2024.