Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797.lohren; und nicht ihr, sondern sie tra- 2. Ihr sehet, daß die Zeit das Blatt 3. Schmäht nicht; sondern bemitleidet, lohren; und nicht ihr, ſondern ſie tra- 2. Ihr ſehet, daß die Zeit das Blatt 3. Schmaͤht nicht; ſondern bemitleidet, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0175" n="168"/><hi rendition="#g">lohren</hi>; und nicht ihr, ſondern ſie tra-<lb/> gen die Schuld.</p><lb/> <p>2. Ihr ſehet, daß die Zeit das Blatt<lb/> wendet. Ein Theil des Franzoͤſiſchen Ge-<lb/> ſchmacks, der <hi rendition="#g">Hofgeſchmack</hi> naͤmlich, iſt<lb/> bei den Franzoſen ſelbſt <hi rendition="#g">antiquiret</hi>.<lb/> Wartet, ob ihn die Deutſchen beibehalten;<lb/> oder ob ſie gar <hi rendition="#g">aus Mode</hi> Republikaner<lb/> werden. Deutſch-Franzoͤſiſche Republika-<lb/> nerinnen und Republikaner!</p><lb/> <p>3. Schmaͤht nicht; ſondern bemitleidet,<lb/> ſchweiget, ehret; und wenn ihr es koͤnnt,<lb/> belehret. Es iſt ein poͤbelhafter Wahn,<lb/> daß wir der obern Staͤnde <hi rendition="#g">nicht bedoͤr</hi>-<lb/><hi rendition="#g">fen</hi>; wir bedoͤrfen ihrer, wie ſie unſer be-<lb/> doͤrfen. Wir ſollen ihr Auge, wir muͤſſen<lb/> ihre Hand ſeyn; ſie hingegen ſinds, von<lb/> deren Willen und Meinung im Guten und<lb/> Boͤſen faſt Alles abhaͤngt. Zum Wohl<lb/> des Ganzen ſind ſie unentbehrlich. — Eben<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [168/0175]
lohren; und nicht ihr, ſondern ſie tra-
gen die Schuld.
2. Ihr ſehet, daß die Zeit das Blatt
wendet. Ein Theil des Franzoͤſiſchen Ge-
ſchmacks, der Hofgeſchmack naͤmlich, iſt
bei den Franzoſen ſelbſt antiquiret.
Wartet, ob ihn die Deutſchen beibehalten;
oder ob ſie gar aus Mode Republikaner
werden. Deutſch-Franzoͤſiſche Republika-
nerinnen und Republikaner!
3. Schmaͤht nicht; ſondern bemitleidet,
ſchweiget, ehret; und wenn ihr es koͤnnt,
belehret. Es iſt ein poͤbelhafter Wahn,
daß wir der obern Staͤnde nicht bedoͤr-
fen; wir bedoͤrfen ihrer, wie ſie unſer be-
doͤrfen. Wir ſollen ihr Auge, wir muͤſſen
ihre Hand ſeyn; ſie hingegen ſinds, von
deren Willen und Meinung im Guten und
Boͤſen faſt Alles abhaͤngt. Zum Wohl
des Ganzen ſind ſie unentbehrlich. — Eben
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