Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

lasse der Deutsche fortan und immer sowohl
jene nichtswürdige falschschimmernde Franzö-
sische Schöngeisterei, als jene unförmliche
Plattheiten, deren vieljährige Geltung ihm
gnugsam zeiget, in welchem Irrthum er sei
und mit welchem Uebel, von welchem er nicht
die geringste Ahnung hat, er behaftet gewe-
sen." So weit Premontval. *)

*) Lange vor Premontval hatten Deutsche
über diesen Misbrauch geklagt; eine Biblio-
thek von Beschwerden der Deutschen und
Spöttereien der Ausländer wäre hierüber
anzuführen. Piccart, ein eben so geschei-
ter als gelehrter Mann, (Observat. histor.
politic. Dec. III. Cap. 10.)
zeigt, wie an-
ders Griechen und Römer über den Gebrauch
fremder Sprachen in ihrem Vaterlande ge-
dacht haben. Deßgleichen viele andre. Was
half aber alles dieses? Gens peregrinandi avi-
da et exterorum morum, dum se receperit
domum, aut simulatrix aut retinens,
sagt
Barclai in seinem Icon animorum, (c. 5.)
wo er die Deutschen seiner Zeit in mehreren
Zügen treffend schildert. A. d. H.

laſſe der Deutſche fortan und immer ſowohl
jene nichtswuͤrdige falſchſchimmernde Franzoͤ-
ſiſche Schoͤngeiſterei, als jene unfoͤrmliche
Plattheiten, deren vieljaͤhrige Geltung ihm
gnugſam zeiget, in welchem Irrthum er ſei
und mit welchem Uebel, von welchem er nicht
die geringſte Ahnung hat, er behaftet gewe-
ſen.“ So weit Premontval. *)

*) Lange vor Premontval hatten Deutſche
uͤber dieſen Misbrauch geklagt; eine Biblio-
thek von Beſchwerden der Deutſchen und
Spoͤttereien der Auslaͤnder waͤre hieruͤber
anzufuͤhren. Piccart, ein eben ſo geſchei-
ter als gelehrter Mann, (Obſervat. hiſtor.
politic. Dec. III. Cap. 10.)
zeigt, wie an-
ders Griechen und Roͤmer uͤber den Gebrauch
fremder Sprachen in ihrem Vaterlande ge-
dacht haben. Deßgleichen viele andre. Was
half aber alles dieſes? Gens peregrinandi avi-
da et exterorum morum, dum ſe receperit
domum, aut ſimulatrix aut retinens,
ſagt
Barclai in ſeinem Icon animorum, (c. 5.)
wo er die Deutſchen ſeiner Zeit in mehreren
Zuͤgen treffend ſchildert. A. d. H.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0048" n="41"/>
la&#x017F;&#x017F;e der Deut&#x017F;che fortan und immer &#x017F;owohl<lb/>
jene nichtswu&#x0364;rdige fal&#x017F;ch&#x017F;chimmernde Franzo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;i&#x017F;che Scho&#x0364;ngei&#x017F;terei, als jene unfo&#x0364;rmliche<lb/>
Plattheiten, deren vielja&#x0364;hrige Geltung ihm<lb/>
gnug&#x017F;am zeiget, in welchem Irrthum er &#x017F;ei<lb/>
und mit welchem Uebel, von welchem er nicht<lb/>
die gering&#x017F;te Ahnung hat, er behaftet gewe-<lb/>
&#x017F;en.&#x201C; So weit <hi rendition="#g">Premontval</hi>. <note place="foot" n="*)">Lange vor <hi rendition="#g">Premontval</hi> hatten Deut&#x017F;che<lb/>
u&#x0364;ber die&#x017F;en Misbrauch geklagt; eine Biblio-<lb/>
thek von Be&#x017F;chwerden der Deut&#x017F;chen und<lb/>
Spo&#x0364;ttereien der Ausla&#x0364;nder wa&#x0364;re hieru&#x0364;ber<lb/>
anzufu&#x0364;hren. <hi rendition="#g">Piccart</hi>, ein eben &#x017F;o ge&#x017F;chei-<lb/>
ter als gelehrter Mann, <hi rendition="#aq">(Ob&#x017F;ervat. hi&#x017F;tor.<lb/>
politic. Dec. III. Cap. 10.)</hi> zeigt, wie an-<lb/>
ders Griechen und Ro&#x0364;mer u&#x0364;ber den Gebrauch<lb/>
fremder Sprachen in ihrem Vaterlande ge-<lb/>
dacht haben. Deßgleichen viele andre. Was<lb/>
half aber alles die&#x017F;es? <hi rendition="#aq">Gens peregrinandi avi-<lb/>
da et exterorum morum, dum &#x017F;e receperit<lb/>
domum, aut &#x017F;imulatrix aut retinens,</hi> &#x017F;agt<lb/><hi rendition="#g">Barclai</hi> in &#x017F;einem <hi rendition="#aq">Icon animorum, (c. 5.)</hi><lb/>
wo er die Deut&#x017F;chen &#x017F;einer Zeit in mehreren<lb/>
Zu&#x0364;gen treffend &#x017F;childert. A. d. H.</note></p>
        </div>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0048] laſſe der Deutſche fortan und immer ſowohl jene nichtswuͤrdige falſchſchimmernde Franzoͤ- ſiſche Schoͤngeiſterei, als jene unfoͤrmliche Plattheiten, deren vieljaͤhrige Geltung ihm gnugſam zeiget, in welchem Irrthum er ſei und mit welchem Uebel, von welchem er nicht die geringſte Ahnung hat, er behaftet gewe- ſen.“ So weit Premontval. *) *) Lange vor Premontval hatten Deutſche uͤber dieſen Misbrauch geklagt; eine Biblio- thek von Beſchwerden der Deutſchen und Spoͤttereien der Auslaͤnder waͤre hieruͤber anzufuͤhren. Piccart, ein eben ſo geſchei- ter als gelehrter Mann, (Obſervat. hiſtor. politic. Dec. III. Cap. 10.) zeigt, wie an- ders Griechen und Roͤmer uͤber den Gebrauch fremder Sprachen in ihrem Vaterlande ge- dacht haben. Deßgleichen viele andre. Was half aber alles dieſes? Gens peregrinandi avi- da et exterorum morum, dum ſe receperit domum, aut ſimulatrix aut retinens, ſagt Barclai in ſeinem Icon animorum, (c. 5.) wo er die Deutſchen ſeiner Zeit in mehreren Zuͤgen treffend ſchildert. A. d. H.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet09_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet09_1797/48
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet09_1797/48>, abgerufen am 21.11.2024.