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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797.

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ster hervor zu bringen, als aus irgend einem
andern. Nun überlegen Sie, was für Schwie-
rigkeiten dieses Genie in einem Lande als
Deutschland, wo fast alle Arten von Ermun-
terungen unbekannt sind, zu übersteigen habe.
Bald wird es von dem Mangel der nöthigsten
Hülfsmittel zurückgehalten; bald von dem Nei-
de, welcher die Verdienste auch schon in ihrer
Wiege verfolgt, unterdrückt; bald in mühsa-
men und seiner unwürdigen Geschäften ent-
kräftet. Ist es ein Wunder, daß es nach auf-
geopferten Jugendkräften dem ersten starken
Sturme unterliegt? Ist es ein Wunder, daß
Armuth, Aergerniß, Kränkung, Verachtung
endlich über einen Körper siegen, der ohnedem
der stärkste nicht ist, weil er kein Körper eines
Holzhackers werden sollte. In diesem Fall
war M. oder es ist nie einer darinn ge-
wesen." *)

*) B. 8. S. 58. Wie viele, viele andre!

ſter hervor zu bringen, als aus irgend einem
andern. Nun uͤberlegen Sie, was fuͤr Schwie-
rigkeiten dieſes Genie in einem Lande als
Deutſchland, wo faſt alle Arten von Ermun-
terungen unbekannt ſind, zu uͤberſteigen habe.
Bald wird es von dem Mangel der noͤthigſten
Huͤlfsmittel zuruͤckgehalten; bald von dem Nei-
de, welcher die Verdienſte auch ſchon in ihrer
Wiege verfolgt, unterdruͤckt; bald in muͤhſa-
men und ſeiner unwuͤrdigen Geſchaͤften ent-
kraͤftet. Iſt es ein Wunder, daß es nach auf-
geopferten Jugendkraͤften dem erſten ſtarken
Sturme unterliegt? Iſt es ein Wunder, daß
Armuth, Aergerniß, Kraͤnkung, Verachtung
endlich uͤber einen Koͤrper ſiegen, der ohnedem
der ſtaͤrkſte nicht iſt, weil er kein Koͤrper eines
Holzhackers werden ſollte. In dieſem Fall
war M. oder es iſt nie einer darinn ge-
weſen.“ *)

*) B. 8. S. 58. Wie viele, viele andre!
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[73/0080] ſter hervor zu bringen, als aus irgend einem andern. Nun uͤberlegen Sie, was fuͤr Schwie- rigkeiten dieſes Genie in einem Lande als Deutſchland, wo faſt alle Arten von Ermun- terungen unbekannt ſind, zu uͤberſteigen habe. Bald wird es von dem Mangel der noͤthigſten Huͤlfsmittel zuruͤckgehalten; bald von dem Nei- de, welcher die Verdienſte auch ſchon in ihrer Wiege verfolgt, unterdruͤckt; bald in muͤhſa- men und ſeiner unwuͤrdigen Geſchaͤften ent- kraͤftet. Iſt es ein Wunder, daß es nach auf- geopferten Jugendkraͤften dem erſten ſtarken Sturme unterliegt? Iſt es ein Wunder, daß Armuth, Aergerniß, Kraͤnkung, Verachtung endlich uͤber einen Koͤrper ſiegen, der ohnedem der ſtaͤrkſte nicht iſt, weil er kein Koͤrper eines Holzhackers werden ſollte. In dieſem Fall war M. oder es iſt nie einer darinn ge- weſen.“ *) *) B. 8. S. 58. Wie viele, viele andre!

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet09_1797/80>, abgerufen am 27.11.2024.