Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797.Also können wir uns vom Menschen- Was bestimmt aber diese Regel des Die erhitzte will zur Ehre Gottes Zehnte Sammlung. L
Alſo koͤnnen wir uns vom Menſchen- Was beſtimmt aber dieſe Regel des Die erhitzte will zur Ehre Gottes Zehnte Sammlung. L
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Alſo koͤnnen wir uns vom Menſchen-
gefuͤhl nicht trennen, indem wir die Ge-
ſchichte ſchreiben oder leſen; ihr hoͤchſtes
Intereſſe, ihr Werth beruhet auf die-
ſer Menſchenempfindung, der Regel des
Rechts und Unrechts. Wer blos fuͤr
Klugheit ſchreibt, geraͤth leicht in Duͤnkel;
wer nur fuͤr die Neugierde ſchreibt, ſchreibt
fuͤr Kinder.
Was beſtimmt aber dieſe Regel des
Rechts? Auch hier giebts eine zu warme
und zu kalte Geſchichte.
Die erhitzte will zur Ehre Gottes
alles bewirken, und erlaubt ſich zu dieſem
vermeinten Zweck Frevel und Unſinn. So
unterjochte Timur eine halbe Welt, den
Muhammedaniſchen Glauben auszubreiten,
und wollte im hoͤchſten Alter noch das ru-
hige China bekriegen. So zogen die Na-
tionen Europa's zum heiligen Grabe: ſo
Zehnte Sammlung. L
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Zitationshilfe: | Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet10_1797/168>, abgerufen am 16.02.2025. |