in der Menschennatur das Principium der Sinnlichkeit, der Einbildungs- kraft, des Eigennutzes, der Ehre, des Mitgefühls mit andern, der Gottseligkeit, des moralischen Sinnes, des Glaubens u. f. nicht in abgetrennten Kammern wohnen, sondern daß in einer lebendigen Organisation, die von mehreren Seiten geregt wird, viele von ihnen, oft alle lebendig zusammen- wirken. Jedem von ihnen läßt er seinen Werth, seinen Rang, seinen Ort, seine Zeit der Entwicklung; überzeugt, daß alle, auch unbewußt, zu Einem Zweck, dem großen Principium der Menschlichkeit wirken. Alle also läßt er zu ihrer Zeit an Stelle und Ort blühn, Sinnlichkeit und die Künste der Phantasie, Verstand und Sympathie, Ehre, morali- schen Sinn und heilige Andacht.
in der Menſchennatur das Principium der Sinnlichkeit, der Einbildungs- kraft, des Eigennutzes, der Ehre, des Mitgefuͤhls mit andern, der Gottſeligkeit, des moraliſchen Sinnes, des Glaubens u. f. nicht in abgetrennten Kammern wohnen, ſondern daß in einer lebendigen Organiſation, die von mehreren Seiten geregt wird, viele von ihnen, oft alle lebendig zuſammen- wirken. Jedem von ihnen laͤßt er ſeinen Werth, ſeinen Rang, ſeinen Ort, ſeine Zeit der Entwicklung; uͤberzeugt, daß alle, auch unbewußt, zu Einem Zweck, dem großen Principium der Menſchlichkeit wirken. Alle alſo laͤßt er zu ihrer Zeit an Stelle und Ort bluͤhn, Sinnlichkeit und die Kuͤnſte der Phantaſie, Verſtand und Sympathie, Ehre, morali- ſchen Sinn und heilige Andacht.
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in der Menſchennatur das Principium
der Sinnlichkeit, der Einbildungs-
kraft, des Eigennutzes, der Ehre,
des Mitgefuͤhls mit andern, der
Gottſeligkeit, des moraliſchen
Sinnes, des Glaubens u. f. nicht in
abgetrennten Kammern wohnen, ſondern
daß in einer lebendigen Organiſation, die
von mehreren Seiten geregt wird, viele
von ihnen, oft alle lebendig zuſammen-
wirken. Jedem von ihnen laͤßt er ſeinen
Werth, ſeinen Rang, ſeinen Ort, ſeine Zeit
der Entwicklung; uͤberzeugt, daß alle, auch
unbewußt, zu Einem Zweck, dem großen
Principium der Menſchlichkeit wirken. Alle
alſo laͤßt er zu ihrer Zeit an Stelle und
Ort bluͤhn, Sinnlichkeit und die
Kuͤnſte der Phantaſie, Verſtand
und Sympathie, Ehre, morali-
ſchen Sinn und heilige Andacht.
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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet10_1797/178>, abgerufen am 16.02.2025.
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