Laufbahn des ganzen Geschlechtes. Dies führt er also in seinen ersten nackten Zu- stand in freier Luft, in Regen, in Kälte zurück, und zeigt, was die Bekleidung, das Wohnen in Häusern, der Gebrauch des Feuers, die Sprache auf das Menschen- geschöpf gewirkt haben. Er zeigt die Fä- higkeiten, die es hatte, zu schwimmen, auf- recht zu gehen, Uebungen anzustellen, und findet in diesem Zustande den Grund jenes längeren Lebens, jener größeren Gestalt und Stärke, von der uns die Sage der Urwelt erzählet. Aus Beispielen und Nach- richten erweiset er, wie durch Veränderung der Lebensweise, durchs Fleischessen und den Trank geistiger Getränke, durch die sitzende Lebensart bei Künsten, Gewerben, Spielen, durch feinere Nahrungsmittel, Wohllüste und Zeitvertreibe der Körper des Menschen geschwächt, verkleinert, sein
Laufbahn des ganzen Geſchlechtes. Dies fuͤhrt er alſo in ſeinen erſten nackten Zu- ſtand in freier Luft, in Regen, in Kaͤlte zuruͤck, und zeigt, was die Bekleidung, das Wohnen in Haͤuſern, der Gebrauch des Feuers, die Sprache auf das Menſchen- geſchoͤpf gewirkt haben. Er zeigt die Faͤ- higkeiten, die es hatte, zu ſchwimmen, auf- recht zu gehen, Uebungen anzuſtellen, und findet in dieſem Zuſtande den Grund jenes laͤngeren Lebens, jener groͤßeren Geſtalt und Staͤrke, von der uns die Sage der Urwelt erzaͤhlet. Aus Beiſpielen und Nach- richten erweiſet er, wie durch Veraͤnderung der Lebensweiſe, durchs Fleiſcheſſen und den Trank geiſtiger Getraͤnke, durch die ſitzende Lebensart bei Kuͤnſten, Gewerben, Spielen, durch feinere Nahrungsmittel, Wohlluͤſte und Zeitvertreibe der Koͤrper des Menſchen geſchwaͤcht, verkleinert, ſein
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Laufbahn des ganzen Geſchlechtes. Dies
fuͤhrt er alſo in ſeinen erſten nackten Zu-
ſtand in freier Luft, in Regen, in Kaͤlte
zuruͤck, und zeigt, was die Bekleidung, das
Wohnen in Haͤuſern, der Gebrauch des
Feuers, die Sprache auf das Menſchen-
geſchoͤpf gewirkt haben. Er zeigt die Faͤ-
higkeiten, die es hatte, zu ſchwimmen, auf-
recht zu gehen, Uebungen anzuſtellen, und
findet in dieſem Zuſtande den Grund jenes
laͤngeren Lebens, jener groͤßeren Geſtalt
und Staͤrke, von der uns die Sage der
Urwelt erzaͤhlet. Aus Beiſpielen und Nach-
richten erweiſet er, wie durch Veraͤnderung
der Lebensweiſe, durchs Fleiſcheſſen und
den Trank geiſtiger Getraͤnke, durch die
ſitzende Lebensart bei Kuͤnſten, Gewerben,
Spielen, durch feinere Nahrungsmittel,
Wohlluͤſte und Zeitvertreibe der Koͤrper
des Menſchen geſchwaͤcht, verkleinert, ſein
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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet10_1797/182>, abgerufen am 16.02.2025.
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