Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797.fällt, sagt das Sprüchwort, wo bleiben die faͤllt, ſagt das Spruͤchwort, wo bleiben die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0192" n="185"/> faͤllt, ſagt das Spruͤchwort, wo bleiben die<lb/> Sperlinge? Wenn hier oder dort die Pom-<lb/> meranze modert, tritt vielleicht eine andre<lb/> Generation auf; ohne daß deßhalb die erſte<lb/> eben am intellectuellen Theil ihres Syſtems,<lb/> am <hi rendition="#g">Verſtande</hi>, untergegangen waͤre.<lb/> Was ſie eher hinrichten konnte, war Aus-<lb/> ſchweifung, Laſter, Misbrauch ihres Ver-<lb/> ſtandes. Gewiß ſind die Perioden der Na-<lb/> tur in Anſehung <hi rendition="#g">aller</hi> Geſchlechter auf<lb/> einander calculiret, daß wenn die Erde<lb/> Menſchen nicht mehr waͤrmen und naͤhren<lb/> kann, Menſchen ihre Beſtimmung auf ihr<lb/> auch erfuͤllt haben werden. Die Bluͤthe<lb/> welket, ſobald ſie ausgebluͤhet hat; ſie laͤſſet<lb/> aber auch Frucht nach. Waͤre alſo die<lb/> hoͤchſte Aeußerung intellectueller Kraft unſre<lb/> Beſtimmung, ſo foderte eben dieſe von<lb/> uns, dem kuͤnftigen, uns unbekannten<lb/> Aeon einen guten Saamen nachzulaſſen,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [185/0192]
faͤllt, ſagt das Spruͤchwort, wo bleiben die
Sperlinge? Wenn hier oder dort die Pom-
meranze modert, tritt vielleicht eine andre
Generation auf; ohne daß deßhalb die erſte
eben am intellectuellen Theil ihres Syſtems,
am Verſtande, untergegangen waͤre.
Was ſie eher hinrichten konnte, war Aus-
ſchweifung, Laſter, Misbrauch ihres Ver-
ſtandes. Gewiß ſind die Perioden der Na-
tur in Anſehung aller Geſchlechter auf
einander calculiret, daß wenn die Erde
Menſchen nicht mehr waͤrmen und naͤhren
kann, Menſchen ihre Beſtimmung auf ihr
auch erfuͤllt haben werden. Die Bluͤthe
welket, ſobald ſie ausgebluͤhet hat; ſie laͤſſet
aber auch Frucht nach. Waͤre alſo die
hoͤchſte Aeußerung intellectueller Kraft unſre
Beſtimmung, ſo foderte eben dieſe von
uns, dem kuͤnftigen, uns unbekannten
Aeon einen guten Saamen nachzulaſſen,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |