Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797.gen wir die Last unsres Unglücks; son- Keine Hypothese kann uns werth seyn, gen wir die Laſt unſres Ungluͤcks; ſon- Keine Hypotheſe kann uns werth ſeyn, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0208" n="201"/> gen <hi rendition="#g">wir</hi> die Laſt unſres Ungluͤcks; ſon-<lb/> dern unſre Natur iſt zu dieſem und zu<lb/> keinem andern Werk <hi rendition="#g">eingerichtet</hi>; es<lb/> iſt <hi rendition="#g">Zweck</hi> unſres Geſchlechts, der End-<lb/> punkt unſrer Beſtimmung, uns dieſer <hi rendition="#g">Un</hi>-<lb/><hi rendition="#g">art</hi> zu entladen. Das ganze Univerſum<lb/> treibt, wenn uns die Fruͤchte des Werks<lb/> nicht locken, mit Neſſeln und Dornen. —<lb/> Was ſoll alſo Verzweiflung als unter ei-<lb/> nem nie abzuwerfenden Joch? wozu der<lb/> Traum einer von der Wurzel aus unwi-<lb/> derbringlichen Menſchheit?</p><lb/> <p>Keine Hypotheſe kann uns werth ſeyn,<lb/> die unſer Geſchlecht aus ſeinem Standort<lb/> ruͤckt, die es bald an die Stelle der ge-<lb/> fallenen Engel ſtellt, bald unter ihre Vor-<lb/> mundſchaft und Oberherrſchaft erniedrigt.<lb/> Die gefallenen Engel kennen wir nicht,<lb/> aber uns kennen wir, und wiſſen, wenn<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [201/0208]
gen wir die Laſt unſres Ungluͤcks; ſon-
dern unſre Natur iſt zu dieſem und zu
keinem andern Werk eingerichtet; es
iſt Zweck unſres Geſchlechts, der End-
punkt unſrer Beſtimmung, uns dieſer Un-
art zu entladen. Das ganze Univerſum
treibt, wenn uns die Fruͤchte des Werks
nicht locken, mit Neſſeln und Dornen. —
Was ſoll alſo Verzweiflung als unter ei-
nem nie abzuwerfenden Joch? wozu der
Traum einer von der Wurzel aus unwi-
derbringlichen Menſchheit?
Keine Hypotheſe kann uns werth ſeyn,
die unſer Geſchlecht aus ſeinem Standort
ruͤckt, die es bald an die Stelle der ge-
fallenen Engel ſtellt, bald unter ihre Vor-
mundſchaft und Oberherrſchaft erniedrigt.
Die gefallenen Engel kennen wir nicht,
aber uns kennen wir, und wiſſen, wenn
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