Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797.Und unter dem Gesetz. Sei fromm und fleißig! "Herr! lieber Herr! antwortet Jakob, was Soll ich mit meiner Freiheit thun? Ich bin Bei Euch gebohren, ward von Euch erzogen, Arbeitete mit Euch, und aß wie Ihr. Mir mangelt nichts. In Krankheit pflegete Mich Eure Frau als Mutter, tröstete Mich liebreich. Wenn ich denn nun krank bin" -- "Jakob! Du bist ein freier Mann, arbeite jetzt Um höhern Lohn; dann kaufe Dir ein Land, Nimm eine Negerinn, die Dir gefällt, Die fleißig und verständig ist wie Du, Zur Frau, und lebe mit ihr glücklich. Wie Ich Dich erzogen, zieh' auch Deine Kinder Zum Guten auf, und stirb in Friede. -- Frei C 2
Und unter dem Geſetz. Sei fromm und fleißig! „Herr! lieber Herr! antwortet Jakob, was Soll ich mit meiner Freiheit thun? Ich bin Bei Euch gebohren, ward von Euch erzogen, Arbeitete mit Euch, und aß wie Ihr. Mir mangelt nichts. In Krankheit pflegete Mich Eure Frau als Mutter, troͤſtete Mich liebreich. Wenn ich denn nun krank bin“ — „Jakob! Du biſt ein freier Mann, arbeite jetzt Um hoͤhern Lohn; dann kaufe Dir ein Land, Nimm eine Negerinn, die Dir gefaͤllt, Die fleißig und verſtaͤndig iſt wie Du, Zur Frau, und lebe mit ihr gluͤcklich. Wie Ich Dich erzogen, zieh' auch Deine Kinder Zum Guten auf, und ſtirb in Friede. — Frei C 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="1"> <pb facs="#f0042" n="35"/> <l>Und unter dem Geſetz. Sei fromm und fleißig!</l><lb/> <l>Im Ungluͤck oder Armuth findeſt Du</l><lb/> <l>An <hi rendition="#g">Walter Miflin</hi> immer Deinen</l><lb/> <l>Freund.“</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>„Herr! lieber Herr! antwortet <hi rendition="#g">Jakob</hi>,</l><lb/> <l>was</l><lb/> <l>Soll ich mit meiner Freiheit thun? Ich bin</l><lb/> <l>Bei Euch gebohren, ward von Euch erzogen,</l><lb/> <l>Arbeitete mit Euch, und aß wie Ihr.</l><lb/> <l>Mir mangelt nichts. In Krankheit pflegete</l><lb/> <l>Mich Eure Frau als Mutter, troͤſtete</l><lb/> <l>Mich liebreich. Wenn ich denn nun krank</l><lb/> <l>bin“ —</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>„Jakob!</l><lb/> <l>Du biſt ein freier Mann, arbeite jetzt</l><lb/> <l>Um hoͤhern Lohn; dann kaufe Dir ein Land,</l><lb/> <l>Nimm eine Negerinn, die Dir gefaͤllt,</l><lb/> <l>Die fleißig und verſtaͤndig iſt wie Du,</l><lb/> <l>Zur Frau, und lebe mit ihr gluͤcklich. Wie</l><lb/> <l>Ich Dich erzogen, zieh' auch Deine Kinder</l><lb/> <l>Zum Guten auf, und ſtirb in Friede. — Frei</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">C 2</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [35/0042]
Und unter dem Geſetz. Sei fromm und fleißig!
Im Ungluͤck oder Armuth findeſt Du
An Walter Miflin immer Deinen
Freund.“
„Herr! lieber Herr! antwortet Jakob,
was
Soll ich mit meiner Freiheit thun? Ich bin
Bei Euch gebohren, ward von Euch erzogen,
Arbeitete mit Euch, und aß wie Ihr.
Mir mangelt nichts. In Krankheit pflegete
Mich Eure Frau als Mutter, troͤſtete
Mich liebreich. Wenn ich denn nun krank
bin“ —
„Jakob!
Du biſt ein freier Mann, arbeite jetzt
Um hoͤhern Lohn; dann kaufe Dir ein Land,
Nimm eine Negerinn, die Dir gefaͤllt,
Die fleißig und verſtaͤndig iſt wie Du,
Zur Frau, und lebe mit ihr gluͤcklich. Wie
Ich Dich erzogen, zieh' auch Deine Kinder
Zum Guten auf, und ſtirb in Friede. — Frei
C 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |